Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
verbessert hatte. Stück für Stück und anfangs buchstäblich häppchenweise, wobei die Qualität und die Menge des Essens allmählich zugenommen hatten.
    Dem Hungernden fällt es schwer, die Hand zu beißen, die ihn füttert.
    Und wenn das Denken vom Grundbedürfnis nach Selbsterhaltung beherrscht wird, ist es ebenfalls schwer, die eigene Wut zu erhalten oder sich an den Grund dafür zu erinnern.
    Schmackhafte Bissen im Verein mit beruhigenden Worten rauben derartige Erinnerungen so subtil und allmählich (auch wenn jede Verbesserung wie ein Riesenfortschritt erscheint), dass ich meine nachlassende Feindseligkeit gegenüber dem alten Schattenhexer gar nicht bemerkte.
    Dann aber ging mir ein Licht auf, an jenem Tag in meinem gemütlichen Zimmer in der Residenz von Draygo Quick. Und trotz der erschütternden Erinnerung an den wahren Hergang war es mir unmöglich, die gleiche Wut zu mobilisieren, die ich anfangs verspürt hatte. Mein Ärger war weitgehend verflogen.
    Nun sitze ich hier und wundere mich.
    Draygo Quick sucht mich praktisch täglich auf, und ich könnte Waffen herstellen, zum Beispiel aus einer zerbrochenen Weinflasche.
    Sollte ich den Versuch wagen?
    Die Aussicht, mir gewaltsam die Freiheit zurückzuerobern, erscheint sehr unwahrscheinlich. Effron habe ich seit Zehntagen nicht gesehen. Ich habe keine Ahnung, wo er sich aufhält. Weder weiß ich, ob er noch in der Festung steckt, noch, ob er überhaupt am Leben ist. Auch wie ich Guenhwyvar finden soll, weiß ich nicht. Außerdem habe ich nicht einmal mehr die Onyxfigur.
    Und selbst wenn ich den alten Hexer erschlagen und aus der Burg fliehen könnte – was dann? Wie soll ich nach Faerûn zurückkehren, und was gäbe es da schon für mich?
    Meine alten Freunde sind Vergangenheit. Dahlia und selbst Artemis Entreri sind verloren, ebenso Guenhwyvar und Andahar.
    Draygo Quick zu töten wäre ein letzter Akt der Auflehnung von einem Drow, der am Ende ist.
    Ich betrachte die Flaschen in den diagonalen Fächern des Weinregals und sehe in ihnen ein Versprechen auf tödliche Klingen, die in Reichweite sind. Draygo Quick ist gerade ohne Wache auf dem Weg zu mir, und selbst wenn er seine besten Soldaten bei sich hätte, wäre ich in der Lage, schneller zuzuschlagen, als sie mich abwehren könnten. Vielleicht schützt sich der alte Mann mit magischen Runen vor derartigen Angriffen, vielleicht aber auch nicht. Wenn ich das täte, würde ich laut nach Freiheit schreien und diesem Hexer die Stirn bieten, der mir so viel genommen hat, der Guenhwyvar eingesperrt und mich meiner Gefährten beraubt hat, als wir kamen, um sie zu holen.
    Aber wenn ich diese möglichen Waffen anstarre, kann ich nur den Kopf schütteln, denn ich werde die Flaschen nicht in dieser Form benutzen. Ich habe keine Angst davor, dass Draygo Quick mich aufhält. Es ist nicht das Verzweifelte einer solchen Tat, denn ich bin davon überzeugt, dass ich damit binnen kurzem mein eigenes Verhängnis herbeiführen würde.
    Ich werde ihn nicht töten, das weiß ich.
    Weil ich es nicht will.
    Und das ist vielleicht die größte Erkenntnis überhaupt.
    Drizzt Do’Urden

Kapitel 21
    Saufkumpane
    Beniago hatte selbstverständlich reichlich Spitzel in der Stadt, aber Luskan war groß. Es gab viele tausend Einwohner und Hunderte an Durchreisenden, besonders zu dieser Jahreszeit, wenn gutes Segelwetter herrschte und der Handel voll im Gang war.
    Die Meldungen, die ihn in den letzten Tagen erreichten, hatten den Agenten von Bregan D’aerthe besorgt gestimmt. Drizzt war nicht wieder aufgetaucht, statt seiner jedoch etliche andere Drow, und zwar gleich so viele, dass Beniago sich inzwischen fragte, ob Tiago und dessen Xorlarrin-Freunde eine Art Invasion im Sinn hatten oder ob Bregan D’aerthe offener operieren wollte, ohne ihn darüber informiert zu haben.
    Nachdem er die zweite Möglichkeit durch eine direkte Frage an Jarlaxle ausgeräumt hatte, war Beniago auf die Suche nach Antworten gegangen.
    Zumindest die erste davon hatte sich zwar als verwirrend, aber auch als tröstlich erwiesen.
    »Sie sind nicht mit Tiago verbündet«, meldete er Jarlaxle.
    »Die Gruppe im Gasthaus?«
    Beniago nickte.
    »Also die Xorlarrins«, folgerte Jarlaxle, denn sie wussten bereits, dass die Gruppe Männer dabeihatte, die offenbar in den arkanen Künsten bewandert waren.
    Aber Beniago schüttelte den Kopf. »Das sind keine Xorlarrins. Sie sind gar nicht aus Menzoberranzan.«
    »Warum sind sie dann hier?«
    »Ich bin in

Weitere Kostenlose Bücher