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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Schatten der Seitengasse zu bemerken.
    »Ein Hoch auf das Paddeln mit krummbeinigen Weibern!«, sagte der Mann.
    »Und auf ’ne Segelpartie mit’m anständigen Großmaster!«, fügte die Frau lüstern hinzu, und schon betatschten sie einander und lachten. Sie waren so beschäftigt und so voneinander angetan, dass sie die drei Gestalten, die hinter ihnen aus der Dunkelheit traten, gar nicht wahrnahmen.
    Ravel blickte sich um, und da kaum jemand auf der Straße war, setzte er zu einem Zauber an. Tiago, hinter dem Saribel wartete, hob Orbbcress, seinen Spinnwebschild, und trat schnell schützend vor ihn.
    »Ach, tust du mir gut, mein Mädel …«, begann der Zwerg, doch dann wurde ihm das Wort abgeschnitten, und er begann zu prusten, weil er in eine Art Netz gelaufen war und nun den Mund voll Spinnweben hatte. Tatsächlich hatten beide sich in Ravels Netz verfangen, die Frau noch mehr als er. Die magische Falle, die sich von der Hauswand links bis zum Laternenpfahl auf der rechten Seite spannte, zog sich hartnäckig zu.
    Immer noch spuckend riss der Zwerg sich los, wich stolpernd zurück, drehte sich um und sah erst jetzt den rasch nahenden Drow-Krieger.
    Mit einem erschrockenen Japsen zog der Zwerg sein langes Messer aus dem Gürtel. Er war fast sein ganzes Leben an der Schwertküste zur See gefahren, und da sein Vater ihn von Jugendbeinen an ausgebildet hatte, hatte Stuvie McWindingbrook schon so manchen Kampf ausgefochten. Er sah den Drow kommen und war sofort stocknüchtern – jedenfalls fast. Instinktiv griff er mit der freien Hand nach hinten und schob Windy zurück, also noch tiefer ins Netz.
    Dann hechtete Stuvie gekonnt nach vorn, rollte sich ab, kam wieder hoch und schlug schnell und hart zu.
    Das lange Messer traf den Schild des Drow, klirrte oder schrammte aber nicht daran entlang wie an einem Metallschild. Es gab noch nicht einmal ein dumpfes »Rums«, wie wenn man auf Holz traf. Stattdessen hörte er ein gedämpftes Geräusch, als hätte er auf eine dicke Decke eingestochen.
    Stuvie hatte nicht erwartet, mit dem ersten Streich zu siegen, sondern wollte damit nur den Schild ein Stück zur Seite bewegen, was ihm auch gelungen war. Eilig zog er sein Messer zurück … zumindest versuchte er es.
    Das Messer blieb in dem ungewöhnlichen Schild stecken.
    »Was?«, fragte der Zwerg ungläubig, riss mit seiner ganzen, beträchtlichen Kraft daran und konnte es tatsächlich herausziehen. Als er jedoch zurückwich, spürte er die Klinge eines eleganten Drow-Schwerts.
    Es war zwar keine tödliche Wunde, aber dennoch schmerzhaft, ein brennender Schnitt an der linken Schulter.
    Schmerzhaft und brennend.
    Ein brennendes Gift.
    Vidrinath hieß Tiagos Schwert, was in der gemeinsamen Sprache »Wiegenlied« bedeutete, weil es mit dem teuflischen Schlafgift der Drow getränkt war. Der Zwerg fuhr herum. Er rief seiner Begleiterin zu, sie solle fliehen, aber die Worte kamen bereits verzögert. Als er das lange Messer hob, um sich zu verteidigen oder zuzustechen, waren auch seine Bewegungen verlangsamt.
    Tiago stürmte frontal auf ihn los, mit dem Schild voran. Der Zwerg holte verzweifelt aus. Im letzten Augenblick sprang der Drow in die Luft, hielt jedoch den Schild tief, um den armseligen Hieb abzuwehren. In der Luft drehte der Drow sein Schwert und stach beim Herunterkommen senkrecht nach unten.
    Wiegenlieds fast durchsichtige Klinge, in der die funkelnde Härte der eingearbeiteten Diamanten das Licht der Straßenlaternen zurückwarf, traf den Seemann dicht am Nacken, durchstieß das Schlüsselbein und bohrte sich mit Leichtigkeit durch Muskeln und Knochen.
    Weiter hinten hatte Ambergris inzwischen das dünne Gespinst von Ravels Zauber durchbrochen, kreischte entsetzt auf und rannte davon.
    »Schnappt sie euch«, fuhr Tiago seine Begleiter an. »Haltet sie auf!«
    Er zog sein Schwert zurück, während der Zwerg auf dem Pflaster zusammenbrach, und nahm sich nicht einmal die Zeit, die Klinge abzuwischen, ehe er die Verfolgung aufnahm.
    Vidrinath brauchte nicht poliert zu werden, denn das Blut eines Sterblichen hinterließ keine Flecken auf der Klinge. Das Schwert an Tiagos Seite begann zu rauchen, und das dicke Zwergenblut wehte durch die nächtliche Luft, während seine Seele in den Äther überging.
    Ambergris hetzte eine Seitenstraße hinunter und blieb rücklings an einem Haus stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Sie lauschte, aber dann erinnerte sie sich daran, wer sie verfolgte. Dunkelelfen würde sie nicht kommen

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