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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Scott
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das Schiffshorn. Danach drängten wir hinaus. Die ersten beiden Decks waren überdacht, und die meisten Schüler strömten dorthin. Ich kletterte bis ganz nach oben. Es war kalt und nieselte, doch ich war noch nie so weit von zu Hause fort gewesen und wollte die Zeit nicht drinnen vertrödeln.
    Ich stieg die letzten Stufen hinauf und atmete die frische, salzige Luft tief ein. Flach und grau erstreckte sich die See ringsum, in der Ferne ragten die Inseln wie große, grüne Schildkröten aus dem Wasser. Eine Weile überlegte ich, wo Mount Baker wohl lag, doch vor lauter Wolken war nichts zu sehen, dann hielt ich nach Walen Ausschau. Wenn Tara dagewesen wäre, hätte sie mit einem Schwertwal kommunizieren und ihn bitten können, mir mit seiner Flosse zuzuwinken. Kaum zu glauben, dass sie, Barrett und die anderen Zwölftklässler in ein paar Wochen schon fort sein würden.
    Ich zog den Reißverschluss meines Anoraks zu und entspannte mich, während unter mir die Fähre brummte. In der Schule war man selten allein, und so genoss ich die Einsamkeit. Unterwegs passierten wir ein paar Fischkutter. Am Horizont tauchte eine weitere Fähre auf, doch abgesehen davon war alles ruhig und still. Sanfter Regen fiel, und ich zog die Kapuze über.
    »Ist das nicht schön?«
    Wegen meiner Kapuze konnte ich nur schlecht zur Seite schauen, aber ich wusste auch so, dass es Cam war. Ein vertrautes, warmes Gefühl schlich sich in meinen Bauch. »Ich sehe so was zum ersten Mal.«
    Cam musste in letzter Zeit ziemlich beschäftigt gewesen sein, die Haare hatte er offensichtlich länger nicht geschnitten, sie fielen ihm in die Augen und kringelten sich über den Ohren. Er stützte sich mit den Unterarmen auf die Reling, und gemeinsam blickten wir aufs Meer.
    »Ich mag es, wenn es regnet, dann ist auf dem Wasser nicht so viel Betrieb.«
    »Wie kalt ist das Wasser wohl?«
    Er lachte. »Im Sund? Eisig. Warum? Willst du baden gehen?«
    Ich schüttelte den Kopf, wollte nicht wie ein Trottel dastehen. »Nein! Aber wäre ganz nett, erzählen zu können, ich hätte es getan.«
    »Hast du noch nie im Meer gebadet?«, fragte er erstaunt. »Aber du wohnst doch nur ein paar Stunden entfernt. Wie ist das möglich?«
    »Hat sich nie ergeben«, sagte ich leichthin.
    Cam runzelte die Stirn. »Ach, na klar, daran habe ich gar nicht gedacht. Deine Oma fährt nicht gern weite Strecken, und wie hättest du sonst hinkommen sollen.«
    »Macht ja nichts. Dafür bin ich jetzt hier.«
    Schweigend standen wir nebeneinander.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte er schließlich.
    Ich hielt die Luft an, als er seine Hände auf meine Hand legte.
    »Ich dich auch«, sagte ich. Ich schob die Kapuze zurück, um ihn ansehen zu können. Hauchzarte Tropfen legten sich sofort auf mein Gesicht und mein Haar. Seine Berührung war schmerzlich fremd und vertraut zugleich.
    »Ich habe viel nachgedacht. Über dich und Jack und … «
    »Du warst mit Recht sauer«, unterbrach ich ihn. »Ich hätte dir sagen sollen, dass ich zwischendurch mit ihm gesprochen habe.«
    »Warte«, sagte er sanft. »Lass mich ausreden.«
    Ich brachte ein kleines Lächeln zustande und nickte.
    »Ich habe ja gewusst, dass ihr euch nahegestanden habt, und war immer ein wenig eifersüchtig auf Jack. So ungern ich das auch zugebe, aber das war mit ein Grund, warum ich ihn habe laufen lassen. Ich dachte, wenn er weg ist, habe ich bessere Chancen bei dir.«
    Mich traf das völlig unerwartet. Ich hatte mir viele Gründe überlegt, warum Cam Jack hatte entkommen lassen, doch dieser war mir nie in den Sinn gekommen.
    »Jack und ich waren nur befreundet«, sagte ich bestimmt. »Er wollte mehr, aber ich nicht.«
    »In diesem Punkt muss ich dir wohl vertrauen«, sagte Cam. »Und das tu ich auch. Aber es fällt mir nicht leicht. Du bist ein erstaunliches Mädchen, und ich muss ständig Konkurrenz fürchten. Es wundert mich nicht, dass Jack immer noch hofft, dass du deine Meinung änderst.«
    Verlegen sah ich zu Boden, aber insgeheim freute ich mich. »Was ist mit Annas Vorwürfen? Von wegen ich würde Jack schützen und mit den Irin gemeinsame Sache machen? Das glaubst du doch nicht, oder?«
    »Nein«, sagte Cam. »Habe ich auch nie. Aber es hat mich schon überrascht, dass du mit ihm Kontakt hattest. Ehrlich gesagt, musste ich immer wieder daran denken, was du gesagt hast. Ich müsste es eigentlich Mr Judan melden, aber … «
    »Aber was?«
    »Ich habe Angst«, räumte er ein. »Ich weiß nicht, wie er darauf reagieren

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