Night Academy 2
würde.«
»Das weiß ich auch nicht.« Mehr wollte ich nicht sagen, auf den Rest würde er von selbst kommen müssen.
Blinzelnd sah er in den Himmel. »Eigentlich sollte ich es ihm sagen, falls eine der Informationen für das Programm nützlich sein könnte. Aber wenn ich es Mr Judan erzähle, und er hält dich … Wenn er ihnen nun sagt, dass du … Na, du weißt schon, was ich meine.«
»Ja.« Ich spielte an meiner Armbanduhr, um ihn nicht ansehen zu müssen. Einerseits wollte ich ihm gern alles sagen, was mir seit unserer Trennung durch den Kopf gegangen war, andererseits wusste ich, dass es besser war, Distanz zu wahren.
Die Stille zwischen uns wog schwer.
»Falls es dich tröstet: Seit der Sache mit den Paintballs habe ich nicht mehr mit Jack geredet«, sagte ich. »Ich dachte, früher oder später würde er wieder zur Besinnung kommen, aber jetzt weiß ich, dass das nie passieren wird.«
»Ich kann nicht gerade behaupten, dass es mir leid tut.«
»Ja, das habe ich mir schon gedacht.«
Wir lächelten uns halbherzig an.
Die See wurde unruhiger, und Cam musste sich festhalten. Je weiter wir aufs Meer hinausfuhren, desto mehr frischte der Wind auf, und der Regen stach mir wie feine Nadeln ins Gesicht. Cam verschränkte seine Finger mit meinen.
»Vielleicht können wir das Ganze eine Zeit lang einfach vergessen«, sagte Cam. »Ich weiß, dass das Problem damit nicht gelöst ist, aber könnten wir die nächsten paar Tage nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen?«
»Als wäre was nicht geschehen?«, fragte ich leise. »Als hätte ich Jack nicht angerufen? Oder als hätte ich das Programm nicht infrage gestellt?«
Cam sah aufs Wasser hinaus, die Muskeln in seinen Wangen zuckten, als würde er sehr mit sich ringen. »Ich weiß, dass wir unterschiedlich sind und dir nicht immer gefällt, was ich tue. Aber was ich für dich empfinde, habe ich nie zuvor für jemanden empfunden. Ich liebe dich und will dich nicht aufgeben.«
Mir wurde ganz heiß. Ich schloss die Augen und drückte Cams Hand. »Was sollen wir nur tun?«, fragte ich. »Auch wenn ich am liebsten alles vergessen würde, können wir die Dinge nicht ungeschehen machen.«
»Du hast ja recht. Perfekt ist das nicht gerade, und das wird es auch nicht werden. Aber davon will ich unsere Beziehung nicht kaputt machen lassen.« Sanft drehte er mich zu sich und hob mein Kinn mit einem Finger. Regen rann von meinen Augenlidern an den Wangen herunter.
Ich spürte Cams warmen Atem und dann seine Lippen auf meinem Mund. Und es war um mich geschehen.
»He, seht euch das an«, hörten wir jemanden vom Deck unter uns rufen. Ein paar Leute hatten sich am Bug versammelt und zeigten vor sich aufs Meer.
Kaum hatten wir uns aus der Umarmung gelöst, sahen wir erst eine und dann noch eine schwarze Flosse in den Wellen auftauchen. Eine weiße Fontäne schoss aus dem Wasser, und schon sah man die charakteristischen schwarz-weißen Körper. Die Schwertwale durchbrachen die Wasseroberfläche, tauchten tief unter und kamen auf der anderen Seite der Fähre wieder zum Vorschein. Über Lautsprecher wurde durchgegeben, dass Wale gesichtet worden seien, und immer mehr Menschen strömten an Deck.
Cam drückte mich wieder an sich. »Wenn das kein gutes Zeichen ist, weiß ich auch nicht.«
Er beugte sich zu mir, um mich erneut zu küssen, doch ich schob ihn weg und sah ihn ernst an. »Warte. Eine Sache muss ich dir noch sagen.«
Er boxte mich in die Rippen. »Gut«, sagte er, »aber beeil dich.«
Ich schloss die Augen, und nach einer Kunstpause sagte ich: »Deine Musik ist furchtbar. Ich kriege davon Kopfschmerzen.«
Eine Weile lang sagte er nichts, dann brach er in Gelächter aus. »Das war’s schon? Mann, du hast mir echt Angst gemacht. Das mit der Musik weiß ich doch längst. Bei der letzten CD , die ich dir gebrannt habe, ist was schiefgelaufen. Und als du nicht mal gemerkt hast, dass da nur zwei Lieder drauf waren, habe ich mir schon gedacht, dass du nicht drauf stehst.«
»Du hast mich erwischt und trotzdem nie was gesagt?«, fragte ich lächelnd.
Cam kitzelte mich. »Ja. Erwischt. Und nun musst du es wiedergutmachen!«
Wir blieben an Deck, bis der Anleger in Sicht kam und wir per Lautsprecher zurück zum Bus beordert wurden. Verschwörerisch sahen wir uns an und drückten uns noch einmal die Hand, dann stieg Cam zu Trevor in den Bus, und ich kehrte zu Hennie und Esther zurück.
Natürlich roch Hennie den Braten sofort. »Ihr seid wieder zusammen«,
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