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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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nicht mich an.« Fast panisch machte Rachel einen Schritt rückwärts. »Ich geh da garantiert nicht hin. Ich bin so was von hintendran mit allem.«
    Jo hob die Hand. »Ich geh garantiert hin.«
    »Ich würde gern mitkommen«, sagte Zoe, den Mund voller Käse. Allie sah sie skeptisch an.
    »Darfst du denn? Das ist doch nur für fortgeschrittene Schüler, oder?«
    Zoe blitzte sie an. »Ich bin vielleicht noch jung, aber ich bin genauso bei den Fortgeschrittenen wie du.«
    »Das stimmt«, mischte Jo sich ein. »Zoe darf mit.« Sie wandte sich an Allie. »Sagt mal, wieso gehen wir nicht alle zusammen?«
    »Ich will da überhaupt nicht hin.« Mürrisch lehnte Allie sich gegen die Küchentheke. »Aber Isabelle verlangt es.«
    »Ach, das wird bestimmt ganz lustig«, sagte Jo. »Wir können ja so tun, als würden wir miteinander ausgehen.«
    »Aber ohne zu küssen«, sagte Allie.
    »Händchen halten, vielleicht?«, fragte Jo hoffnungsfroh.
    »Gebongt.«
     
    »Hab ich genug Schichten an?«, fragte Jo, als sie sich um neun am Hintereingang trafen.
    Sie trug ein blassrosa Paschminatuch, schwere weiße Stiefel, eine wattierte Jacke und Thermoleggings. Eigentlich wollten sie ja nur auf eine Party auf einem englischen Hügel, aber Jo sah aus, als ginge sie auf die Piste nach Sankt Moritz.
    »Mit ein bisschen Glück könntest du überleben«, entgegnete Allie trocken, während sie ihre schwarze Seemannsjacke zuknöpfte. Darunter trug sie ihren Schulrock sowie zwei Lagen Strumpfhosen und die roten Dr. Martens, die ihr bis zu den Knien gingen.
    Jo blickte skeptisch auf Allies Stiefel und fragte: »Sind die gefüttert? Sonst kriegst du nämlich kalte Füße.«
    »Ist mir egal. Meine Zehen spende ich dann der Forschung.«
    »He, wartet!«
    Über den Flur kam Zoe auf sie zugerannt, damit beschäftigt ihren Mantel überzuziehen. Auf ihrem Kopf saß bereits eine hellblaue Pudelmütze.
    »Los jetzt«, sagte Allie. »Auf dem Hinweg halten wir Händchen, und später knutschen wir dann eine Runde.«
    »Ohne zu küssen, dachte ich«, erinnerte Jo sie, während sie die Tür öffnete.
    »Keine
Zungenküsse
, meinte ich.«
    Die Nacht war klar. Der fast volle Mond beschien den Weg so hell, dass sie die Taschenlampen erst brauchten, als sie den Wald am Fuß des Hügels betraten.
    Im Gänsemarsch folgten sie einem zugewachsenen Pfad, der hinter dem Nutzgarten anfing und sich steil bergauf wand.
    Allie betrachtete die Wolke ihres Atems im Mondlicht. Sie wollte wirklich nicht auf diese Party. Aber dass es nett war, mal was zu tun, das nichts mit Hausaufgaben oder der Night School zu tun hatte, musste sie schon zugeben.
    »Da oben war ich noch nie«, sagte sie und deutete hügelaufwärts.
    »Ist cool, oder?«
    »Da soll’s spuken«, sagte Zoe.
    »Überall soll’s spuken«, spottete Jo.
    »Ja, aber hier soll’s wirklich spuken.« Ihrem Tonfall nach fand Zoe die Vorstellung von Gespenstern amüsant und absurd zugleich. »Da soll mal ein Lord gelebt haben, der Katholik war und deswegen von Heinrich VIII . grausam gefoltert und hingerichtet wurde.«
    »Und der spukt jetzt in dem Turm rum?«, fragte Allie.
    »Nein, seine Frau. Die war nämlich total angepisst, nachdem König Heinrich ihren Mann in Stücke gehackt hatte, und unterstützte fortan die Rebellen. Sie soll ihnen Unterschlupf gewährt haben, möglicherweise sogar in dem alten Teil des Gebäudes, in dem sich heute die Schule befindet.« Je länger Zoe redete, desto langsamer gingen sie. »Schließlich hat der König Soldaten geschickt, um die Frau verhaften zu lassen. Aber sie gab nicht nach und leistete mit ihren Anhängern erbitterten Widerstand. Nach ein paar Tagen aber hatten die Soldaten alle getötet, außer ihr. Sie kämpfte wie eine Löwin – angeblich hat sie mindestens fünf Männer zur Strecke gebracht –, aber es waren zu viele. Sie drängten sie in eine Ecke ihres Schlafgemachs, das sich ganz oben im Turm befand.« Zoe deutete auf die Hügelspitze, wo das alte Gemäuer schemenhaft zu erkennen war und hämisch auf sie herabzugrinsen schien wie ein Geier. »Sie haben ihr das Schwert entwunden und ihr damit bei lebendigem Leib Stück für Stück die Haut abgezogen.« Den letzten Satz flüsterte sie: »Und zum Schluss haben sie ihr noch die Augen ausgestochen.«
    »Das ist ja grauenvoll«, murmelte Jo.
    »Seitdem hat niemand mehr in der Burg gelebt. Angeblich kann man die Lady in mondhellen Nächten sehen, wie sie oben auf dem Turm steht und nach Heinrichs Soldaten Ausschau hält.

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