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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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reichte, hielt Allie die Luft an. Doch zu ihrer Erleichterung lehnte Jo ab.
    »Ich bin bekehrt«, sagte sie zu dem Mitschüler. »Hast du das nicht mitbekommen? Jo, die Heilige aus dem Trockenland.«
    Auch Allie gab den Wein weiter, ohne zu trinken. Nach den Vorfällen beim Sommerball war sie nicht mehr darauf erpicht, die Kontrolle zu verlieren.
    Jo steckte ein weiteres Marshmallow ans Stockende.
    »Mann, sind die lecker, aber ich schaff immer nur drei«, sagte sie vergnügt. »Bei mehr muss ich kotzen.«
    Jemand schmiss neues Holz aufs Feuer, das hell aufloderte und den Wald ringsum in Dunkelheit goss. Die Hitze schien weiche, wollige Ranken über ihnen zu winden. Allie lehnte sich nach hinten und sah hinauf zu dem verfallenen Burgturm, der über ihnen aufragte. Die Zinnen auf dem Dach glichen einem lückenhaften Gebiss, und die schmalen Schießscharten sahen aus wie Augen. Der Großteil der Burg war schon vor Jahrhunderten eingestürzt, und vom Turm standen auch nur noch die Außenmauern.
    »Ich frage mich, wie viel Wahrheit da drinsteckt …«, murmelte sie vor sich hin.
    Jo sah sie fragend an, Allie konnte das Blau ihrer Augen im Feuerschein erkennen.
    »Die Geschichte von der ermordeten Lady, meine ich. Ich frage mich, ob das wirklich so passiert ist.«
    Jo hielt ihr Marshmallow über die tanzenden Flammen.
    »Mein Bruder sagt, er hätte mal ihren Geist gesehen, als er hier zur Schule ging.«
    »Der wollte dir bestimmt nur Angst einjagen«, sagte Allie skeptisch.
    Jo zuckte die Achseln. Sie sah aus, als fühlte sie sich unwohl. »Kann sein. Aber ich glaub’s eigentlich nicht. Tom hat vor nichts Angst, aber was immer er in dieser Nacht gesehen hat, es hat ihm einen Mordsschreck eingejagt.«
    Jetzt lauschten auch andere Schüler ihrer Unterhaltung.
    »Was hat er denn genau gesehen?«, fragte Lucas, der, eine Champagnerflasche in der Hand, neben ihr stand.
    »Er war mit ein paar Freunden beim Winterfeuer hier oben, so wie wir jetzt, nur, dass sie im Turm waren. Um Mitternacht hörten sie über ihren Köpfen plötzlich Schritte. Bei jedem Schritt hätten sie deutlich den Holzboden knarren gehört, meinte er. Nur, dass es im Turm ja gar keinen Holz-oder sonstigen Boden gibt. Nur leeren Raum.«
    Alles schwieg. Allie musste schlucken. Jo fuhr fort: »Also sind sie alle Mann Hals über Kopf nach draußen und losgerannt, und kurz bevor sie den Hang hinunterliefen, haben sie sich umgeschaut und sie gesehen.«
    »Wen?«, fragte einer.
    »Eine Frau im langen, grauen Kleid, die dastand und ihnen nachsah.« Sie deutete auf die Turmspitze. »Genau da oben.«
    Es folgte ein kollektives Ausatmen, das klang wie ein langer Seufzer. Einige kicherten nervös.
    »Hat er sich doch bestimmt nur eingebildet«, meinte Katie und goss sich Champagner in einen Plastikbecher.
    »Kann sein, aber er hat gesagt, er hätte sie ganz deutlich gesehen – und dass ihr Kleid im Wind flatterte. Oh Mist!« Jos Marshmallow hatte Feuer gefangen. Hektisch blies sie darüber, doch als die Flammen gelöscht waren, hing nur noch ein schwarzer Klumpen am Stock. Sie kratzte ihn ab und warf ihn ins Feuer. »Er ist nie mehr hier hochgekommen.«
    Allie versuchte zu verbergen, wie nervös sie plötzlich war.
    Lucas nahm einen tiefen Schluck aus der Pulle und reichte sie an einen Freund weiter. »Ich bin schon oft hier gewesen, aber ich hab noch nie irgendwas …«
    In diesem Moment knackte ein Scheit im Feuer so laut wie ein Gewehrschuss, und alle sprangen auf. Ein paar der Mädchen schrien, dann fingen alle an zu kichern.
    »Ich mag keine Gespenstergeschichten«, sagte Nicole vorwurfsvoll. »Es stört die Ruhe der Toten, wenn wir über sie reden. Das ist gefährlich. Man sollte sie in Ruhe lassen.«
    »Sag bloß, du glaubst an Gespenster?«, sagte Lucas.
    »Natürlich!«, rief sie, als fände sie die Frage absurd. »Ich komme aus Paris. Diese Stadt ist voller Geister. Es wäre arrogant zu sagen, etwas existiert nicht, nur weil man es nicht versteht. Ich verstehe auch nicht, wie Fernsehen funktioniert, aber ich gebe trotzdem zu, dass es existiert.«
    Darauf erhob sich allgemeines Gemurmel, bis Katie rief: »Das Thema ist echt der totale Stimmungstöter. Lasst uns lieber ein Spiel spielen.«
    Die anderen lachten höhnisch. »Und was sollen wir spielen?«, fragte eine. »Leiterspiel?«
    »Wie wär’s mit
Wahrheit oder Pflicht
?«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. »Hab ich ewig nicht mehr gespielt.«
    »Das ist aber nicht ohne«, sagte Nicole und

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