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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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auf einem Formular protokollieren.
    Zunächst fanden beide diesen Auftrag eigentlich ganz cool.
    Aber dann wurde es unglaublich langweilig.
    Erst brachte Philip eine Stunde allein in der Bibliothek beim Lernen zu. Danach ging er auf die Jungstoilette und blieb dort eine halbe Ewigkeit.
    Allie und Zoe standen draußen im Flur und stritten gerade darüber, ob sie reingehen und nachschauen sollten, als er so plötzlich wieder auftauchte, dass er beinahe in sie hineingelaufen wäre. Zum Glück war er etwas zerstreut und beachtete sie gar nicht. Sie folgten ihm nach draußen, wo er sich einer Gruppe von Freunden anschloss, die Fußball spielten.
    Zoe und Allie versteckten sich zuerst im Wald und spähten ihn durch die Bäume aus. Doch als das Spiel sich immer weiter hinzog, wurde ihnen bald langweilig. Irgendwann bestand Allie darauf, dass sie zum Zeitvertreib selber etwas spielten. Zunächst spielten sie
Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst
, und als sie davon genug hatten,
Wolkengucken
.
    »Ich sehe einen Minotaurus«, sagte Zoe. Sie lagen auf dem Rücken und starrten in den strahlend blauen Himmel.
    »Siehst du nicht!«, widersprach Allie und beugte sich vor, um die Wolke in Augenschein zu nehmen, auf die Zoe gerade deutete. Alles, was sie sah, waren lauter unförmige Kleckse. »Das ist kein Minotaurus.«
    »Doch!«, beharrte Zoe. »Schau doch mal: Da vorne sind zwei Hörner, und hier ist der Rumpf mit lauter abartigen Muskeln. Und da hinten ist so ’ne Art Schwanz. Das ist eindeutig ein Minotaurus.«
    »Ein Minotaurus«, murmelte Allie vor sich hin. »Ich seh jedenfalls eine Ente.«
    »Echt?« Zoe schaute in die Richtung, in die Allie zeigte. »Finde ich nicht. Sieht eher aus wie ein Kaninchen.«
    »Na gut«, seufzte Allie. »Dann ist es eben eine Kaninchen-Ente. Eine Kanente. Oder ein Entinchen.«
    Ein Vogel stob ganz in der Nähe aus dem Geäst und flatterte zu Boden. Er legte den Kopf schief und schaute die beiden an, dann überlegte er es sich anders und flog davon.
    »Oje«, sagte Zoe. »Das ist ja nur eine.«
    Allie starrte immer noch in die Wolken. »Ja, nur eine Kanente.«
    Aber Zoe redete gar nicht mehr von Kanenten, als sie aufsprang.
    »
Eine für das Leid
, Allie. Es kann nicht nur eine geben. Es muss zwei geben. Eine für das Leid –
Allie!
«, rief Zoe drängend. Sie drehte sich um und schaute zu ihr herunter. »Hilf mir, noch eine zu finden.«
    »Noch eine
was
zu finden?« Verdattert sprang Allie auf, um ihr zu folgen, doch Zoe war bereits in den Wald gerannt. Als Allie sie kurze Zeit später wiederfand, stand sie auf einer Lichtung und ließ ihre Augen von einem Baum zum anderen wandern. »Noch eine
was
finden?«, fragte Allie noch einmal.
    Zoe deutete nach oben, wo über ihrem Kopf eine fette, glänzende Elster auf einem Zweig balancierte. »Es kann nicht nur eine geben«, murmelte Zoe vor sich hin. »Es kann nicht nur eine geben.«
    Immer noch verwirrt, suchte Allie die umstehenden Bäume nach Vögeln ab. »Da drüben!«, rief sie und deutete über die Baumwipfel hinweg auf eine etwas weiter entfernte, hohe Rosskastanie. Es war gerade noch zu erkennen, dass dort ein Vogel saß, aber unmöglich zu sagen, von welcher Art. »Ist das nicht eine Elster?«
    Zoe stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte zweifelnd in die Ferne. Dann klatschte sie in die Hände und quietschte vor Vergnügen.
    »Ja! Zwei für das Glück.«
    Aufgescheucht flog die erste Elster davon.
    Ohne ein weiteres Wort rannte Zoe zurück zu der Stelle, an der sie
Wolkengucken
gespielt hatten, legte sich wieder hin und schaute in den Himmel, als wäre nichts gewesen.
    Allie zögerte etwas, dann setzte sie sich neben sie und fragte verwundert: »Also … Elstern?«
    Mit düsterer Miene suchte Zoe die Wolken ab. »Es kann nicht nur eine geben, Allie. Nie.«
    »Du meinst, wegen des Kinderreims?«
    Zoe nickte.
    Allie erinnerte sich dunkel. Ihre Mutter hatte ihn manchmal aufgesagt, wenn sie eine Elster gesehen hatten.
    Eine fürs Leid
    Zwei für das Glück
    Drei für ein Mädchen
    Und vier fürs Gegenstück

    Während sie darüber nachdachte, warf Allie einen zerstreuten Blick Richtung Fußballspieler – doch auf dem Rasen war niemand mehr. »Ach du Scheiße, Zoe – Philip ist weg!«
    Aber es spielte keine Rolle, dass sie ihn verloren hatten und dafür eine schlechte Note erhielten oder dass Jerry sie mit enttäuschten Blicken bedachte. Denn irgendwie hatte dieser Nachmittag alles verändert.
    Von diesem Tag an akzeptierte Zoe Allie

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