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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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Augenblick saß sie schon im Speisesaal, und Gabe starrte sie durchs Fenster an.
     
    Der Saal war vollkommen leer, bis auf sie, Sylvain und Carter. Allie griff nach Carters Arm und deutete auf Gabe.
    »Da! Da ist er!«
    Doch Carter konnte ihn nicht sehen. Er schüttelte den Kopf und sah sie besorgt an. »Was redest du, Allie? Da ist niemand.«
    Als sie wieder zum Fenster sah, war Gabe verschwunden. Dafür war er jetzt im Speisesaal.
    Und kam auf sie zu.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie packte Sylvains Arm und grub ihre Nägel in sein Fleisch. »Siehst du Gabe etwa auch nicht? Da, er kommt direkt auf uns zu!«
    »Natürlich sehe ich ihn, Allie«, erwiderte Sylvain ruhig. »Er steht genau neben dir.«
     
    Sie wusste nicht, ob ihr eigener Schrei sie geweckt hatte oder ob es Sylvain war, der sie an den Schultern rüttelte. »Aufwachen, Allie!«
    »Sylvain?« Panisch sah sie sich im Zimmer um. »Wo …?« Dann fiel es ihr ein, und ihr Puls beruhigte sich. »Ich bin eingeschlafen.«
    Das Deckenlicht war ausgeschaltet, nur die Schreibtischlampe warf einen weichen Lichtkegel. Irgendwann musste Sylvain seine Zettel weggelegt und Allie zugedeckt haben.
    »Du hast im Schlaf geredet«, sagte er müde und besorgt. »Hast du von Gabe geträumt?«
    Bei dem Namen schauderte sie. »Er ist mir im Traum erschienen. Keiner konnte ihn sehen, nur du und ich. Er wollte uns töten.«
    Sylvain strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Es war nur ein böser Traum. Hier kann dir nichts passieren.« Obwohl sie Mühe hatte, die Lider offen zu halten, spürte sie die Weichheit seiner Finger auf ihrer Haut.
    Das darf nicht sein!
    Sie setzte sich auf. »Ich muss zurück in mein Zimmer.«
    Er versuchte nicht, es ihr auszureden. Stattdessen führte er sie eine Treppe hinunter, durch enge, verlassene Flure, die sie noch nie gesehen hatte, und über eine weitere Dienstbotentreppe hinauf in den Mädchentrakt. Ihre nackten Füße tappten verschwörerisch über den kalten Holzboden. Sie hatte panische Angst davor, erwischt zu werden, doch er wirkte unerschrocken. »Den Weg benutzt nie jemand, nur manchmal vereinzelte Schüler, die zu jemand anderem aufs Zimmer wollen«, sagte er. Und sie fragte sich, wie viele Mädchenzimmer er wohl schon auf diese Weise besucht hatte.
    Vor der Tür zum Mädchenschlaftrakt waren sie stehen geblieben. Er hatte sich zu ihr hinuntergebeugt, und sie hatte seinen warmen Atem auf ihrer Wange gespürt.
    »Bist du immer noch fest entschlossen?«, hatte er ihr mit ernstem Blick zugewispert.
    Da sie ihrer Stimme nicht traute, hatte sie nur genickt.
    »Also gut. Dann bis heute Abend.«
     
    Um halb zwölf riss der Wecker Allie aus konfusen Träumen. Sie war sofort hellwach, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Es ist so weit.
    In Windeseile zog sie die Kleider an, die sie sich bereits zurechtgelegt hatte, wickelte sich einen Schal um und knöpfte die marineblaue Seemansjacke zu.
    Als sie um zehn Minuten vor Mitternacht ihre Zimmertür öffnete, lag der Flur still und dunkel da. Leise schlich sie zu der schmalen Treppe, die sie schon in der Brandnacht benutzt hatte.
    Sie hatte gerade die Hand auf den Türknauf gelegt, als sie hinter sich ein Geräusch hörte und erstarrte.
    Jemand knipste eine Taschenlampe an und leuchtete ihr ins Gesicht. »Allie?«, hörte sie Jules’ Stimme. »Was treibst du denn da?«
    Allie suchte nach einer Ausrede oder Erklärung. Nach einer Lüge. Aber es wollte ihr einfach keine einfallen.
    Wohin hätte sie erlaubterweise um diese Uhrzeit gehen sollen, eine Hand an der Tür zur Hintertreppe?
    »Sag’s bitte nicht weiter, Jules«, sagte sie. »Aber ich muss nochmal los.«
    Die Augen der Vertrauensschülerin verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Du machst wohl Witze, Allie. Du kennst die Regeln. Nach elf Uhr darfst du den Schlaftrakt nur mit Sondererlaubnis verlassen. Wo willst du hin?«
    »Jemanden treffen.« Schon als sie die Worte aussprach, wusste Allie, wie bescheuert sich das anhörte. Eilig fügte sie hinzu: »Nicht, was du jetzt denkst. Es ist sehr wichtig.«
    Jules machte einen Schritt auf sie zu, und Allie bewunderte unwillkürlich ihren perfekten weißblonden Pagenkopf, der selbst um diese Uhrzeit wie Seide glänzte.
    »Ist es Carter?«, wisperte sie. »Triffst du dich mit ihm?«
    Allie schüttelte stumm den Kopf.
    Eine misstrauische Falte bildete sich auf Jules’ Stirn. »Wer ist es dann?«
    »Sylvain«, flüsterte Allie. Warum auch immer – kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, stieg

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