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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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zu mir haben.«
    Allie biss sich auf die Lippe und nickte. Sie standen am Ende des Gangs, in der Nähe der Treppe, die hinaus aufs Schulgelände führte. In den letzten paar Monaten war sie bestimmt hundert Mal mit den anderen Night-Schoolern durch diese Tür gegangen. Sie kannte den Weg im Schlaf. Sie wusste, wo es hinging und was sie zu tun hatte. Sie war bereit.
    Und dennoch hatte sie noch nie eine derartige Angst gehabt.
    Als ob er es ihr angesehen hätte, fasste Raj sie bei den Schultern. Er senkte die Stimme, damit die anderen ihn nicht hören konnten. »Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst?«
    Allie dachte an Rachel, wie sie in der Bibliothek saß und sich über ihre Chemiebücher beugte. Wie ihre Brille dabei langsam den Nasenrücken hinunterrutschte. Wie sie den Kopf zurückwarf, um über einen von Allies schlechten Witzen zu lachen. Wie sie seelenruhig den Aufbau der komplexesten Moleküle erklärte. Und in Allies Zimmer gerannt kam, wenn Allie gerade schreiend aus einem Albtraum erwacht war.
    Wie sie verängstigt dastand, ihr das Blut den Arm herabrann und Gabe anstarrte, der ein Messer in der Hand hatte.
    Allie reckte das Kinn und sah Raj wild entschlossen an. Mochte sie auch Angst haben – kneifen würde sie ganz bestimmt nicht. Das war die Chance, sich die Schweine vorzuknöpfen, die Jo getötet hatten – die schöne, fröhliche, herrlich verrückte Jo. Und die jetzt auch noch Rachel umbringen wollten.
    Sie waren alle nur Bauernopfer in Nathaniels Spiel.
    Allie hatte es satt, eine Schachfigur zu sein.
    »Ich bin bereit.«
    So schlicht ihre Worte, so beredsam ihr Ton – Raj fragte kein zweites Mal.
    »Okay«, sagte er und trat einen Schritt zur Seite. Mit Stolz in den Augen betrachtete er sie alle. »Ihr kennt den Plan. Ich weiß, dass ihr das könnt. Also, ab mit euch. Und bringt sie mir zurück.«

[zurück]

Vierunddreißig
    Entschlossen ging Allie durch den Wald, den Blick stets auf den dunklen Pfad vor sich gerichtet. Ihre Sinne waren so wachsam, dass es sich fast anfühlte, als stünden ihr die Haare zu Berge. Sie bebte vor nervöser Erwartung.
    Cool bleiben, Allie
, sagte sie sich.
Du kannst das.
    Sie dachte daran, wie Sylvain sie zum Abschied fest in die Arme geschlossen hatte. Er hatte ihr etwas auf Französisch ins Ohr geflüstert, und obwohl sie nicht wusste, was es bedeutete, meinte sie, es doch sofort verstanden zu haben.
    Du kannst das.
    Die Nacht war still. Das einzige Geräusch war der Tritt ihrer Schritte auf dem weichen Boden, das schnelle Pochen ihres Herzens; ihr Atem. Die anderen mussten irgendwo in der Nähe sein und ihr im Schutz der Bäume folgen. Zu hören war nichts.
    Kein Mond stand am Himmel, und die Sterne wurden von Wolken verdeckt. Die schwere Luft kündigte Regen an. So dunkel war es, dass sie kaum den Pfad vor ihr erkannte, doch die Taschenlampe in ihrer Hand wollte sie auch nicht einschalten, weil sie dann nur noch deren Lichtstrahl gesehen hätte, und mehr nicht. Ihre Augen würden sich schon an die Finsternis gewöhnen.
Nur Geduld.
    Plötzlich stieg der Pfad an und wand sich nun durch felsigeres Gelände.
    »Ich bin jetzt am Hügel«, flüsterte sie in ihren Jackenkragen.
    »Verstanden«, meldete sich Rajs Stimme fest und ruhig in ihrem Ohr.
    Die Beschäftigung mit dem Mikrofonknopf an ihrer Jacke lenkte sie ab und verdrängte die Sorge ein wenig. Lose Steine brachen unter ihren Füßen weg. Ein paarmal kam sie ins Straucheln, konnte sich aber immer rechtzeitig abfangen.
    Als sie fast oben angelangt war, hörte sie ein Geräusch im Wald – schwach, aber deutlich, ein brechender Zweig, dann … Stille.
    Mit schlagartig trockenem Mund spähte sie in die Finsternis, doch die Nacht gab nichts preis. Allie wandte sich wieder dem Pfad zu und machte einen Schritt vorwärts.
    »Hallo, Allie.«
    Nathaniels schaurig vertraute Stimme schien geradewegs aus dem Empfänger in ihrem Ohr zu kommen.
    Das ist doch nicht möglich.
    Mit zitternden Händen fummelte sie an ihrer Taschenlampe, doch ihre Finger waren plötzlich wie taub. Endlich gelang es ihr, den Einschaltknopf zu drücken, und ein heller Strahl leuchtete auf. Sie hielt die Taschenlampe über ihren Kopf und richtete den Strahl nach vorn.
    Der Pfad war leer.
    Ihr Atem entlud sich in einem erstickten Schluchzen.
    Wo ist er bloß?
    Panisch drehte sie sich im Kreis, der Strahl taumelte wie betrunken.
    Nichts.
    »Geh weiter, zur Burg.« Die Stimme in ihrem Ohr klang seelenruhig. Das jagte Allie nur noch mehr

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