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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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er vor der Haustür.
    Er kann nicht herein.
    Vielleicht aber doch.
    Vielleicht ist er es nicht. Vielleicht ist es Barbara oder Louise oder eine Nachbarin oder sogar die Polizei.
    Cynthia stand auf und lief klatschnass hinüber ins Schlafzimmer. Sie schnappte sich ihren Bademantel vom Haken am Schrank.
    Das Klingeln hatte aufgehört. Vielleicht hatte er es aufgegeben.
    Vielleicht bahnte er sich gerade den Weg zur Hintertür. Aber falls es sich um eine Freundin handelte ... Sie konnte eine Freundin nicht einfach unverrichteter Dinge wieder gehen lassen. Cynthia zwängte ihren klammen Körper in den Frotteemantel und rannte durchs Esszimmer. Unterwegs band sie den Gürtel zu.
    Im Wohnzimmer nahm sie einen Schürhaken aus Eisen vom Kaminständer, bevor sie weiter in Richtung Tür lief. Ihre Hand schloss sich um den Knauf. Jegliche Kraft schien aus ihrem Arm, aus ihrem gesamten Körper zu entweichen.
    Was, wenn er da ist, wenn er regungslos auf der anderen Seite der Tür lauert?
    Nicht Murray. Es konnte nicht Murray sein. Der Unfall hatte ihn in Stücke gerissen, also selbst wenn ... Nein, er ist tot und liegt in seinem Grab, und er kann es unmöglich sein.
    Es ist der Irre, der angerufen hat. Er steht da draußen, keinen halben Meter entfernt.
    Cynthias Hand rutschte vom Knauf ab. Sie starrte die Tür an und wünschte, sie hätte ein Guckloch, um hindurchzuspähen. Aber selbst dann wäre sie vermutlich zu feige gewesen, um es zu benutzen.
    Wasser lief an ihren Beinen hinab und durchnässte den Teppich zu ihren Füßen. Sie schwankte, atmete tief durch und drückte eine Hand auf den Busen. Ihr Herz hämmerte, als wollte es den Brustkorb sprengen, um sich den Weg ins Freie zu bahnen.
    Geh weg!
    Vielleicht ist er schon weg.
    Ich kann nicht einfach untätig hier herumstehen.
    Ihr Blick wanderte zur Türkette. Sie konnte einen wenige Zentimeter breiten Spalt öffnen, gerade weit genug, um hindurchzulugen.
    Nein. Nein, konnte sie nicht.
    Aber noch während sie sich einredete, dass ihr dafür die notwendige Nervenstärke fehlte, bemerkte sie, wie sich ihre Hand langsam zum Türknauf hob. Ihre tauben Finger schlossen sich darum.
    Ich kann das nicht tun!
    In diesem Moment erzitterte die Tür. Ruckartig zog sie die Hand zurück und taumelte rückwärts. Ein Schlag nach dem anderen hämmerte gegen das Holz und brachte den Rahmen zum Beben.
    Dann hörte es auf.
    »ICH ... WILL ... DICH!!!«
    »Nein!«, kreischte Cynthia. »Verschwinden Sie!«
    Sie hörte das leise Geräusch davoneilender Füße.
    Er haut ab!
    Irgendwo draußen fiel eine schwere Tür ins Schloss. Der Motor eines Autos erwachte stotternd zum Leben.
    Cynthia ließ den Schürhaken fallen. Sie warf sich gegen das Holz, öffnete ungeschickt die Kette und riss die Haustür weit auf.
    In ihrer Einfahrt parkte ein langer, schwarzer Leichenwagen.
    Sie schüttelte den Kopf und wollte schreien, fühlte sich jedoch wie betäubt. Zittrig trat sie einen Schritt nach vorne. Ihr nackter Fuß landete auf etwas Weichem und Bröckeligem. Cynthia hob es auf und hielt sich am Türrahmen fest. Im Licht der Veranda sah sie, dass die Treppe mit frischer Erde übersät war. Sie wankte nach hinten.
    Dann erblickte sie die Hand.
    Außen am Eingang festgenagelt. Eine abgetrennte Hand, dreckig und blutverschmiert. Zerfasertes Gewebe hing vom Stumpf des Gelenks.
    Cynthia schlug eine Hand vor den Mund und schrie. Der Leichenwagen raste rückwärts. Sie stürzte ins Haus und brüllte erneut, als von der abgetrennten Hand ein Klumpen abfiel. Hastig schwang sie die Tür zu. Der untere Rand schmierte das Fleisch über den Teppich.
    Fleisch? Es sah wie Rinderhack aus. Sie bückte sich, um es eingehender zu betrachten.
    Rohes Hackfleisch!
    Nach Atem ringend riss sie die Tür wieder auf. Das Gelenk der festgenagelten Hand erwies sich als hohl. Cynthia berührte es.
    Gummi.
    Eine Gummihand.
    Beinahe hätte sie laut aufgelacht, doch sie weinte stattdessen.

15
    Dani lag auf der Seite und starrte zum sonnenbeschienenen Pool hinaus. Ein wunderschöner Sommervormittag. Sie lauschte dem Gezwitscher der Vögel und hörte in der Ferne das Brummen eines Rasenmähers. In einer sanften Brise schwang der Duft von Gras und Blumen mit. Der Luftzug strich kühl über ihre nackten Schultern. Sie zog die Bettdecke ein Stück höher.
    Hätte sie Anthony doch nur nicht eingeladen, herzukommen. Es wäre sicherlich ein traumhafter Tag geworden. Nur sie und Jack. Sie hätten gemütlich ausschlafen, am Pool frühstücken, ein

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