NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
uns inzwischen um Michael.«
»Ach was. Ich liebe es, mir die ganzen alten Requisiten anzusehen. Das ist wie in einem Museum.«
Bruce lächelte über die Schulter zurück, während er die Tür aufschloss. »Passen Sie nur wegen der Mäuse auf«, sagte er.
»Mäuse?«
Er lachte. »Süße kleine Viecher, aber sie wuseln einem gern zwischen den Beinen rum.«
»Ich werde aufpassen, wo ich hintrete«, entgegnete Dani. Mit ihren Stiefeln und der Jeans fühlte sie sich gut geschützt. Dennoch verwendete sie einen Großteil ihrer Konzentration auf den Betonboden, als sie Jack und Bruce durch die schmalen Gänge folgte.
Die Wände des Lagers waren vollgestopft mit Möbeln. Sie entdeckte ein staubiges Rollpult, Aufsatzkommoden, Esszimmerausstattungen und Sofas, Boden- und Tischlampen sowie zahlreiche Kronleuchter. Dann achtete sie wieder auf den Boden und hielt Ausschau nach Mäusen, warf dabei jedoch Seitenblicke auf die gerahmten Bilder, die sich an beiden Seiten des Gangs stapelten.
Sie bogen um eine Ecke. Dani bewunderte Nachbildungen von Venus und David, eine Napoleon-Statue, Vogelbäder, mit Engeln verzierte Springbrunnen, nackte Frauen und einen Mann, der auf einem Bein balancierte, die Lippen zum Spucken gespitzt.
Sie trat auf etwas Kleines, Weiches. Mit einen leisen Aufschrei riss sie den Fuß hoch.
Nur ein dickes Stück Auslegeware.
»Da sind wir«, verkündete Bruce.
Wie zur Inspektion aufgereiht standen 15 bis 20 nackte Puppen an der Wand. Danis Blick wanderte sofort zu der lebensechten Gestalt mit dem zerstörten Gesicht. Dann besah sie sich die Reihe aufmerksam und hielt bei jeder weiblichen Puppe inne.
Sie runzelte die Stirn.
»Wo ist Ingrid?«
»Ingrid?«, fragte Bruce.
»Ich! Wo ist sie?«
»Muss hier irgendwo sein«, meinte er.
»Ich sehe sie aber nicht«, murmelte Jack.
Bruce schüttelte den Kopf und kratzte sich hinter dem Ohr.
»Sie sind doch für diesen Bereich verantwortlich, oder?«, wollte Dani wissen.
»Ich habe sie dort abgestellt, gleich neben diesem Burschen. Die beiden standen direkt nebeneinander.«
»Jetzt ist sie aber nicht mehr hier.«
»Das sehe ich selbst, Miss Larson. Hier haben jede Menge andere Leute Zutritt. Könnte sein, dass sie sich jemand ausgeborgt hat.«
»Das würde ich aber gerne vorher wissen.«
Bruces Miene verfinsterte sich. Er wirkte verwirrt. »Ich gehe der Sache nach.«
Jack drückte beruhigend ihre Hand. »Ich bin sicher, sie taucht wieder auf.«
»Ja. Ja, wahrscheinlich hast du recht. Tut mir leid, Bruce. Ich wollte Sie nicht so anschnauzen.«
»Schon gut, Miss Larson.«
»Ich bin sicher, es ist nicht Ihre Schuld. Es ist nur so ... Irgendwie hänge ich an dem verfluchten Ding.«
»Tja, ich werde zusehen, dass ich es für Sie auftreibe.«
»Prima, danke. So, und jetzt schnappen wir uns Michael und machen uns vom Acker«, gab sie im gezwungenen Plauderton von sich.
Langsam fuhr Dani am Pförtnerhäuschen neben dem Haupttor des Studios vorbei und bog nach links auf den Pico Boulevard. Sie blickte in den Rückspiegel.
Kein Leichenwagen.
Natürlich nicht.
»Jack?«
Er sah sie an.
»Wegen Ingrid. Du ... du glaubst doch nicht, dass Anthony sie haben könnte, oder?«
»Anthony?« Er klang bestürzt. »Nein. Wie sollte er an sie rangekommen sein?«
»Er könnte sich auf das Gelände geschlichen haben. Völlig ausgeschlossen ist das nicht. So was kommt immer wieder mal vor.«
»Stimmt. Aber woher sollte er wissen, dass Ingrid etwas mit dir zu tun hat? Sie hat kein Gesicht mehr, und ich glaube nicht, dass Anthony den Rest von dir so genau gesehen hat, dass er sie anhand ... anderer Merkmale erkennen würde.«
Dani errötete. »Falls er am Mittwoch beim Dreh war ...«
»Ist er dir dort irgendwo aufgefallen?«
»Nein. Aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht dort war.«
»Er hat dich doch aber erst an dem Abend gefunden.«
»Vorausgesetzt, er sagt die Wahrheit.«
»Ich denke schon. Vorher ist schließlich nichts Außergewöhnliches vorgefallen.«
»Er hätte im Studio sein können, um die Szene mit Ingrid zu beobachten und uns danach zum Restaurant zu folgen.«
»Möglich. Warum fragst du ihn morgen nicht einfach?«
»Was soll das bringen?«
»Ehrlich, Dani, ich finde nicht, dass er ...«
»Aber was, wenn er sie doch hat?«
»Hauptsache, er hat nicht die reale Vorlage«, erwiderte Jack, streckte den Arm aus und massierte Dani den Nacken.
Seine Hand war eine echte Wohltat für ihre steifen Muskeln, doch das Gefühl der
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