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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Beklemmung, als sie sich Anthony mit der Puppe vorstellte, konnte sie nicht vertreiben.
    Ingrid oder Dani, das machte in diesem Fall kaum einen Unterschied.
    Sie sah den Jungen vor sich, wie er mit dem kopflosen Körper im Bett lag, ihn streichelte, ihn küsste, eine Hand zwischen ...
    »Pass auf!«
    Panisch trat Dani das Bremspedal voll durch. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen wenige Zentimeter vor der Stoßstange eines Vans zum Stehen, der vor einer Ampel angehalten hatte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jack.
    »Ja. Alles bestens.«

14
    Cynthia Gable hob die Weinflasche ans Licht und schüttelte sie. Durch das getönte Glas beobachtete sie, wie der Korken ähnlich einem winzigen Boot in einem aufgewühlten Meer aus Burgunder herumwirbelte. Dann hörte sie auf zu schütteln und hielt die Flasche fest. Der Sturm legte sich. Der Korken taumelte träge auf der Oberfläche.
    Murray war sehr geschickt im Umgang mit Korken gewesen. Er hatte sie ordentlich gezogen. Wenn Murray einen Wein öffnete, war der Korken nie in die Flasche gefallen.
    Es musste einen Trick dafür geben.
    Sie beugte sich über den Kaffeetisch und streckte den Arm aus. Der Flaschenhals schwebte über ihrem Glas. Sie versuchte, ihn beim Einschenken ruhig zu halten, aber sie zitterte. Ein wenig Wein klatschte auf den Rand, lief außen am Stiel hinunter und bildete auf dem Tisch eine glänzende Lache. Der Großteil allerdings landete im Kelch.
    Cynthia trank genüsslich. Ein kühler Tropfen benetzte ihre Haut und lief zwischen ihren Brüsten hinab. Sie folgte der Spur mit dem Finger, wischte sie weg und leckte sich die Fingerspitze ab.
    Wenigstens war das Nachthemd verschont geblieben.
    Sie fuhr mit der Zunge den Stiel des Glases entlang nach oben über die bauchige Unterseite des Kelchs bis zum Rand und nahm einen weiteren Schluck.
    Ihr Blick wanderte zum Fernseher. Sandy Chung verlas gerade die neuesten Meldungen.
    Was war mit der anderen Sendung passiert? Musste wohl vorbei sein.
    Was hatte sie sich überhaupt angesehen? Ach ja. Dallas.
    Der Abspann war wohl schon gelaufen.
    Cynthia leerte das Glas, stellte es neben die Pfütze, ergriff die Flasche und drehte sie herum. Es kamen nur ein paar Tropfen heraus. Der Korken rutschte innen an der Wandung entlang, als wollte er herausgleiten, stoppte jedoch, als sich der Hals verengte, und fiel zurück in die Flüssigkeit, als sie die Flasche wieder abstellte.
    Ein toter Soldat. So hatte Murray dazu gesagt.
    Nicht zum Korken, zur Flasche.
    Ein toter Soldat mit einem Korken im Bauch.
    Das Telefon klingelte.
    Stöhnend rappelte sie sich vom Sofa auf. Über dem Kaffeetisch geriet sie ins Wanken. Als sie die Hände hob, um das Gleichgewicht zu halten, erblickte sie ihre Reflektion im Spiegel über dem Kamin. Es kam ihr vor, als hätte sie eine Fremde vor sich. Ihr Spiegelbild zog die Augenbrauen hoch, grinste schief und winkte mit einer Hand.
    »Hallo, schöne Frau«, sagte sie und zwinkerte.
    Die Frau im Spiegel zwinkerte zurück.
    »Tschuldigung, tschuldigung. Muss zum Telefon.« Sie ging um den Kaffeetisch herum. Im dunklen Esszimmer legte sie die Hände auf die Rückenlehne eines Stuhls, um sich abzustützen. Mit drei langen Schritten schaffte sie es zum Türrahmen der Küche. Sie lehnte die Schulter dagegen und hob den Hörer des Wandtelefons ab. »Hallo?«, fragte sie und achtete sorgfältig darauf, nicht zu lallen.
    Ein leises Atemgeräusch drang an ihr Ohr.
    »Hallo?«, wiederholte sie irritiert.
    »Sie haben gut reden«, meinte Cynthia, und ein Kichern rutschte ihr heraus. »Jetzt sagen Sie schon, wer ist da?«
    »Sss ... Cynthia.«
    »Nein, ich bin Cynthia. Wer ist da?«
    »Ssso kalt.«
    Das leise Gemurmel der Stimme jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Sie ließ eine Hand über die Wand hinabwandern, bis sie auf den Lichtschalter stieß. In der Küche wurde es hell. »Ich bin nicht in der Stimmung für Scherzanrufe«, warnte sie.
    »Du ... fehlst mir ... Cynthia.«
    »Sie sagen mir jetzt besser, wer dran ist.«
    »Hast du ... mich schon so schnell ... vergessen?«
    Sie legte auf. »Idiot«, brummte sie und rieb sich die Arme. Sie ertastete eine Gänsehaut. Ihre Brustwarzen hatten sich gegen den weichen Spitzenstoff ihres Negligés aufgerichtet. Sie würde ihren Morgenrock überstreifen, um sich ein bisschen aufzuwärmen. Und anschließend würde sie sich noch das eine oder andere Schlückchen genehmigen.
    Sie zog die Kühlschranktür auf und holte eine lange, dünne Flasche Chardonnay aus

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