Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
Story abgekauft hatte.
Und erst jetzt erinnerte sie sich, dass Amy ihr in dem Telefonat vom Ritz aus gesagt hatte, dass die Polizei nach ihr fahndete. Sie hatte in Jonas’ Armen alles vergessen, ihre Freundin, ihr Leben, ihre Arbeit und – oh Gott – sie hatte ihm tatsächlich von ihren Stiefbrüdern erzählt. Cira sprang auf und rannte unter die Dusche. Wie peinlich war das denn? Sicher hatte er irgendwelche Zauber auf sie gelegt, sie mit seiner sexy Stimme manipuliert. Zum Glück hatte sie wenigstens danach den Mund gehalten. Vielleicht hatte er seinen Bann gelöst, weil er dachte, sie hätte sich ihre Qual von der Seele geredet und wäre bereit für den längst fälligen Sex. Sie verrieb Vanilleduschgel auf dem Bauch. Ein hauchzartes Kitzeln ihres Nasenrückens rieselte ihr bis in die Zehenspitzen.
„Jonas“, keuchte sie auf. Er war in der Nähe. Ihre Gefühle rissen entzwei. Komm her! Geh weg! Sie fühlte sich wie eine Stoffpuppe, an deren Armen jeweils ein anderes Kind zerrte und sie beanspruchen wollte. Verstand gegen Herz.
Betont langsam stieg sie aus der Dusche, trocknete sich ab und cremte sich ein. Wenn ihr Inneres meinte, neue Schnelligkeitsrekorde aufzustellen, würde ihr Äußeres das Gegenteil tun. Irgendwie musste sie sich ja unter Kontrolle bringen. Sie fiel nicht nochmals auf diesen Vampir herein. Solo blieb gesünder. Ohne Vorwarnung drehte sich ihr der Magen, explodierten schmerzhafte Gefühle in ihrem Kopf und sie sackte fast bewusstlos aufs Bett.
Es dauerte eine Weile und sie hätte nicht sagen können, wie lange, bis sie sich aufrichtete, als wäre nichts geschehen. Ihr Herz pochte in derselben Intensität wie in der Dusche, doch mit einem nervösen, ängstlichen Unterton und es zog sich zusammen, als ließe einer die Luft hinaus. Es hatte sich Entschiedenes geändert und sie wusste, was.
Sie hatte Jonas in der Nähe gespürt. Ihre Haut hatte angefangen, wie elektrisiert zu kribbeln, bis Schmerzen sie von den Füßen rissen und ein Schnitt ihr über den Körper fuhr. Die Gefühlsverbindung brach abrupt ab. Es war vorbei, sie spürte nichts mehr, er war fort. Oh Gott, war er tot?
„… dir droht jetzt keine Gefahr mehr. Nicht mehr als sonst!“ Ny’lanes Worte kreisten ihr durch den Kopf. Sie sollte hierbleiben,fernsehen, naschen und sich nicht um das Thema Vampire kümmern. Er hatte sie vor die Tür gesetzt und nach dem Sex fast umgebracht, warum dachte sie überhaupt über den Kerl nach? Sie waren alle gleich, die einen gierten nach Sex, die Mutierten dann halt nach Blut, und wenn man es ihnen verweigerte, nahmen sie es sich. So what?
Sie zog sich an. Währenddessen drehten sich ihre Gedanken im Kreise, schossen von einem Extrem ins andere, um abzuprallen und von vorn anzufangen. Ihr unabschaltbarer Kopf war genauso hinterhältig und verräterisch wie ihr Körper. Cira setzte sich in die Küche und versuchte verzweifelt, den Löffel in das steinharte Eis aus dem Eisfach zu bohren, während Mac fröhlich zu ihren Flüchen trällerte. Sie sah zu dem Kanarienvogel auf und schob ihm ein altes Löwenzahnblatt durch die Stäbe. „Er hat mir ein Stück meines Herzens geklaut“, flüsterte sie ihm zu und wunderte sich nicht über den traurigen Klang ihrer Worte. Mac hüpfte auf die Stange, pickte emsig an dem wabbeligen Grün herum und sah sie beim Kopfheben erwartungsvoll an.
„Du hast recht, scheiß drauf!“ Sie ließ alles stehen und liegen und rannte zum Telefon. Kaum hatte sie gewählt, drückte sie den Ausknopf und suchte fieberhaft das Handy. Sie vermutete eine größere Chance, dass es nicht abgehört wurde. Es dauerte lange, bis Amy abnahm und ihre Stimme kam außergewöhnlich unfreundlich rüber, zumindest meinte sie, das aus dem wirschen Ja herauszuhören. Erst als Cira sich mit Namen meldete, änderte sich die Stimmung ihrer Freundin schlagartig. Tausend Fragen prasselten auf sie ein, bis sie Amy mit einem ‚Halt die Klappe‘ zum Schweigen brachte. „Tut mir leid, Amy, aber ich brauche deine Hilfe!“
Ein erschrecktes Schluchzen drang durch den Hörer und Cira zog die Brauen zusammen. Wen hatte sie da am Telefon?
„Oh Cira, ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, ich bin … Scheiße.“ Sie brach ab, das Schluchzen intensivierte sich.
„Was ist los? Geht’s dir gut?“
„Oh, ja, irre gut, aber … ich bin nicht in San Francisco, glaube ich.“
„Hm?“ Sicher hatte ihre Recherche sie aus dem Staat geführt. Doch weshalb benahm sie sich so verwirrt,
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