Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
der Autos und Reifen sowie der schallreflektierenden Gebäude oder Berge sagen können, wo er begraben lag und könnte es telepathisch weitergeben. Je näher er dem Vampir im Blute stand, desto stärker funktionierte die Verbindung untereinander. Mom hätte ihn aus einer unglaublichen Entfernung aufgespürt oder er hätte einen Fremden seiner Spezies um Hilfe gebeten. Es wäre ein Leichtes, ihn zu retten … Doch dieses Wissen hatte auch der Entführer, da ging Jonas jede Wette ein.
Aufgrund der geringen Feuchtigkeit und Temperatur und der eindeutigen Geräusche einer Mojave-Klapperschlange tippte er auf die Mojavewüste bei Death Valley. Wie passend. Er wusste nicht, wer ihn entführt hatte, aber da er noch lebte, hatte er eine Ahnung, weshalb.
Ob die Fürsten hinter seiner Einkerkerung steckten, da er widerrechtlich gehandelt und sich ausgiebig bei einem Menschen aufgehalten hatte? Es wäre eine gerechte Strafe, für den Rat jedoch seltsam durchgeführt. Sie wären die Offensichtlichen, die Mächtigsten. Byzzarus fiel ihm ein, dem er Vertrauen geschenkt hatte, obwohl er wusste, dass man Schattenwandlern nicht trauen sollte, dass sie nur ihre Rache im Kopf hatten und rücksichtslos vorgingen. Beim letzten Treffen im ‚Out‘ hatte der Schatten nach Menschenfrau gerochen, doch bei der nebeligen Kontur duftete die Nuance derart dünn, dass Jonas das Aroma nicht hatte einordnen können. Steckte er dahinter?
Jonas trieb seine grauen Zellen zu äußerster Leistung an, um sich abzulenken, um etwas zu tun zu haben, aber der Sinn des Ganzen wollte sich ihm nicht erschließen. Doch einen Nenner schien alles Geschehene zu haben – Cira.
Sofort, nachdem er in dem Grab erwacht war, den brennenden Durst aus der überlagernden Schicht seines Denkens entfernt hatte, hatte er seine Emotionen vor ihr abgeschirmt. Er spürte sie zwar nicht, doch wenn sein Feind so mächtig war, wie er glaubte, dann wusste er viel über sie beide und würde nicht zurückschrecken, ihr eine Falle zu stellen. Cira war nicht nur für ihn etwas Besonderes, sondern musste für irgendwen eine kostbare Eigenschaft besitzen, die dieses Vorgehen rechtfertigte. Sie durfte nicht herkommen!
Der Austausch mit Ciras Stimmungen fehlte ihm, er sehnte sich nach ihr, dennoch verschloss er sich resolut. Ihre Verbindung war das Einzige, das ihn retten konnte. Wenn Cira wusste, dass er lebte, würde sie trotz aller Vorkommnisse versuchen, ihn zu finden. Deshalb waren seine Gefühle auch das Einzige, das er abschalten musste – bis er tot war.
Er hätte es nicht geschafft, sich von ihr fernzuhalten, nun würde er sie nie wiedersehen. Er musste nur durchhalten, ihr nicht verraten, wo er sich befand, was er fühlte, dass die Blutgier ihn bald zerriss. Und es war gut, dass sie ihn als das in Erinnerung behielt, was er war, eine Bestie. Wichtig war ausschließlich ihre Sicherheit.
Jonas versteifte sich. Der unbändige Durst durchbrach kurz seine Mauern und er schaffte es mit äußerster Beherrschung, den Schrei zurückzuhalten. Ohne die fünf harten Jahre in Alexanders und Alishas Kerker hätte er die Kontrolle längst verloren. Vor einem Tag wäre er über jeden Blutkreislauf hergefallen, hätte den Wirt innerhalb von einer Minute gierig und ohne temporäre Reue leer getrunken. Doch Bedauern und Selbstanklage waren Teil seines Lebens geworden, nachdem er anderen ihres genommen hatte. Jonas krümmte sich und presste die Lippen zusammen, als die Gier ihn auf einem Nagelbrett niederdrückte.
Er bezwang es. Alles würde er bezwingen, er würde sich selbst im Kampf besiegen. Sein Entführer gierte nach Cira. Er würde sie nicht hierher locken.
Jonas befahl sich, weiterzudenken, das Problem zu lösen, es war das Letzte, was er tun wollte.
Er hatte sie stets als Mensch betrachtet. Auch wenn er sie für außergewöhnlich hielt, war das Fehlen von bestimmten Fähigkeiten, die begrenzte Lebenszeit, die Verletzlichkeit und das Vermischen der Spezies etwas, was seinen Gedanken im Wege gestanden hatte, sie mit der Legende in Verbindung zu bringen, wenngleich die Tatsachen auf der Hand lagen.
Sitara war viel klüger als er. Mom glaubte an den Mythos, obwohl sie ihn nur von ihrem Mann erzählt bekommen und der Interpretation eines Fremden gelauscht hatte. Hätte er ihr berichtet, was er gesehen und gefühlt hatte, wie die Legende in Wirklichkeit lautete, dass er die Zeilen in Dads Siegelring hatte lesen können, nachdem er ihn aufgesetzt hatte … Er hätte sie unendlich
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