Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
glücklich gemacht.
Jonas zwang die Feuchtigkeit in den Augen zurück. Kein Blut, nur Wasser und er brauchte es nicht, er würde sich im Blutrausch bald zerfleischen, aber Tränen bedeuteten Gefühle; Angst, Wut, Freude, Trauer, Verzweiflung und Liebe, er musste ohne sie zugrunde gehen, um Ciras Leben zu retten. Es war das Einzige, das er noch tun konnte, und doch wusste er, dass er diesen Kampf längst verloren hatte. Er hatte Cira mit Wissen und ohne Schutz zurückgelassen. Er hätte Nyl sagen müssen, dass er sich um sie kümmern sollte, falls er starb.
Jetzt! Jetzt, wo er verreckte, verstand er, warum er mit Cira verbunden war. Weshalb er nicht von ihr loskam, es nicht aushielt, von ihr getrennt zu sein, obwohl er alles versucht hatte. Und er begriff auch, wieso irgendwer sie töten wollte. Cira war der Schlüssel zu der wahren Legende. Jemand verhinderte, dass sie sich zusammentaten, den Mythos enträtselten, um … es gab unendlich viele Möglichkeiten. Aber ohne Cira würde er das Rätsel nicht lösen. Gott, wie er sich verfluchte! Er hätte mehr auf seine Gefühle als auf seinen durch die Vergangenheit verdorbenen Kopf hören sollen. Aber hatte er nicht auch das immer und immer wieder versucht?
Ein Keuchen drang durch seine zusammengepressten Zähne, es klang, als hätte er eine Glasflasche zerbissen und hinuntergeschluckt. Die Sorge um ihre Sicherheit zerschnitt ihn mit einem glühenden Eisen schleichend in hauchdünne Scheiben, während die Blutgier ihn an den Reißzähnen packte und sadistisch über das Brett zog, deren Nägel seinen Körper durchbohrten und ihn zusätzlich in Stücke rissen. Er war ein Sklave des Blutes und das erste Lebewesen auf Erden, das versuchte, ohne Gefühle zu sterben.
1. April
E s war faszinierend, über wie viel Disziplin diese Ausgeburt der Hölle verfügte. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Jonas vor vier Tagen getrunken hatte und seine Reserve aufzehrenden Verletzungen gesehen und teilweise verursacht hätte, wow, na, dann hätte ich es nicht geglaubt, dass dieser wie ein Stein daliegende Vampir noch lebte oder dass es seit wenigstens 48 Stunden Zeit war, zu trinken.
Ich hatte eh vermutet, dass der Blutsauger außergewöhnlich sein musste, weil er erfolgreich verhinderte, dass ich Cira aus dem Weg räumte. Wie verdammt recht ich hatte, fand ich heraus, als ich Jonas’ betäubten Körper abtastete. Du glaubst nicht, wie mir fast die Augen aus dem Kopf fielen, als ich einen atemberaubenden Ring entdeckte: einen kugelrunden Zitrin in einer glänzenden Diamantfassung. Echt, ich erstarrte vor Zweifel, Schock und Freude zugleich. Dermaßen viel Glück hatte ich ewig nicht, aber scheinbar standen die Götter, wer immer das sein sollte, auf meiner Seite.
Ich änderte meinen Plan, Jonas zu töten. Auch hier konnte ich von Glück sprechen, dass meine Jungs den Vampir nach dem Kampf noch nicht zerstückelt hatten – okay, okay, Nephilims Jungs – ich hatte ja Unterstützung vom Boss erhalten.
Dieser Diamantring nahm mir geradezu den Atem. So einen hatte ich erst ein Mal in meinem langen Leben gesehen und dessen Macht verspürt. Irrerweise war das vor zwei Monaten nicht dieser Ring, was die Sache fabelhaft aufregend machte. Es gab tatsächlich zwei Zauberringe – wie ich in den Gedanken des Wirts gelesen hatte. Ich brauchte beide! Mein neues Ziel stand, bevor ich Jonas mithilfe von Nephilim tief in den Boden von Death Valley steckte und ausbluten ließ. Das musste sein, ich wollte nicht plötzlich eine Armada von Vampiren an der Backe haben, nur weil er mit ihnen Kontakt aufnehmen konnte.
Der Ring mit dem hellgelben Zitrin, den ich Jonas abknöpfte, gehörte Diandro Baker, seinem Alten. Dies wusste ich seit dem Besuch bei Jonas’ Mutter Sitara im Körper von Noah Troy Black. Wie ich schon erzählte, geizte die Vampirlady nicht mit Informationen. Mir fiel es nicht schwer, ihr den Mythos falsch zu interpretieren, damit der Störfaktor namens Jonas Josephine okkupieren konnte. Dummerweise erwies sich dieser verdammte Blutsauger auch hier als eigensinnig und verschmähte die geheimnisvolle, wunderhübsche Reinblüterin, die ich extra passend zu seiner Vergangenheit und der Legende ausgewählt hatte. Sitara berichtete mir ebenso von dem Siegelring, den ihr Ältester geerbt hatte, sich aber noch gegen die Verantwortung sträubte. Hätte ich den Ring gesehen, hätte ich sofort gewusst, dass es sich um den zweiten Zauberring handelte.
Ich mache mir keinen Vorwurf, du hast
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