Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
undeutlich.
Ny’lane zu ihrer Linken antwortete, während er Whiskey orderte. „Wir wissen es nicht.“
„Byzzarus?“
„Dem geht’s gut.“
Nyl kippte seinen Doppelten, schob Geldscheine über den Tresen und wandte sich ihr zu. Amy fühlte, er sprach die Wahrheit, dennoch verkrampfte sich ihre Hand um das leere Glas. Schnell hob sie einen Finger, um noch einen zu bestellen.
Ny’lane sah auf und schüttelte den Kopf. „Weißer Portwein mit Zitronensaft, ich denke, du hast genug.“
Die Höhe! Hätte sie ihre Gedanken und die Zunge besser unter Kontrolle, hätte er sich einen ordentlichen Spruch eingefangen. Als sie den Mund öffnete, sah sie aus dem Augenwinkel, wie nahe sein dunkles Gesicht ihrem gekommen war und zuckte zurück. Doch er ließ sich nicht beirren, streckte einen Arm aus und fuhr ihr mit einem Finger über die Wange.
„Wir werden sie finden. Gehen wir.“
Amy hatte bis dahin nicht gespürt, dass sie weinte. Als sie aufstand, knickten ihr die Beine weg. Der große Körper hinter ihr fing sie auf, bevor jemand es bemerkte und kräftige Arme umschlangen sie, als wären sie ein verliebtes Paar. „Lass das!“, fauchte sie, wand sich aus den stützenden Händen und kramte in der Handtasche nach ihrem Portemonnaie. Es vergrätzte sie noch mehr, als die Wirtin ihr lächelnd und mit einem ängstlichen Seitenblick auf den Schwarzen sagte, dass alles bezahlt sei. Amy nickte ihr zu, steckte die Börse zurück und verließ den Diner.
Die kühle Luft tat im ersten Moment gut, dann meinte der viele Sauerstoff, ihr berauschtes Blut richtig in Wallung bringen zu müssen und sie ließ sich mit dem Rücken an die Fassade sinken.
Als sie die Augen öffnete, stand Ny’lane vor ihr, den Kopf leicht schräg gelegt, die Miene wie immer undurchsichtig, nahezu hart. Er hielt ihr eine Wasserflasche entgegen. Sie riss ihm die Flasche aus der Hand, obwohl er keine Schuld an ihrer Wut trug. Ihre Freundin war verschwunden, sie wusste nicht, wo Byzz steckte und sie betrank sich, weil sie nicht weiterwusste. Sie stürzte das Wasser hinunter, wischte sich über die Wangen und drehte sich zu den beiden um. Sie erkannte sie in der Dunkelheit kaum, die Finsternis schien ihre Körper zu schlucken, sich mit ihnen zu vereinen. Wesen der Nacht. Sie mussten trotzdem reden. Bisher hatten sie ihr nichts getan und es ging um Cira. Jonas verging vor Sorge um sie, es war ihm von oben bis unten anzusehen. Er hielt sich so eben auf den Beinen, den Tränen und einem Zusammenbruch nahe. „Kommt!“
Amy spritzte sich Leitungswasser ins Gesicht und betrat mit dem Handtuch das Zimmer. Ny’lane füllte mit seiner Gestalt das Bett aus, ohne Mantel oder Stiefel ausgezogen zu haben. Jonas dagegen saß wie ein zusammengesunkener Kleiderhaufen auf einem Sessel, der eher für ihre als für seine Statur gedacht war. Er versprühte eine Unglückseligkeit, dass sie ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. Seine Verzweiflung war echt.
„Los, erzählt! Ich will alles wissen. Wir müssen sie finden!“ Amy setzte sich auf einen Stuhl und sah Nyl herausfordernd an, doch es war Jonas, der antwortete. Seine Stimme klang rau und leise, er blickte nicht auf.
„Ich habe sie umgebracht.“
2. April
D as energische Klopfen riss Jonas aus seinen abgrundtiefen Gedanken. Er murmelte ein Herein, bevor er erfasste, dass Mom mit einem Menschen vor der Tür stand. Ein elektrisierender Ruck ging durch ihn hindurch, aber er sackte gleich wieder zusammen. Er hoffte immer noch, Ciras Gefühle plötzlich zu spüren, dass sie ihren Platz in seinem Kopf und in seinem Herzen einnahm, dass sie lebte, doch das würde nie wieder der Fall sein.
„Jonas.“ Sitaras Stimme klang frostig, als sie mit Amy in sein Schlafzimmer trat. „Mrs. Evans beharrt darauf, dich zu kennen und mit dir sprechen zu müssen.“
Der vorwurfsvolle Unterton war unnötig, er starrte sie wütend an. Für solche Spielchen hatte er keinen Nerv. Was scherte sie sich, ob er von einer oder von hundert Frauen trank? Dass ein Mensch wusste, dass er Vampir war. „Danke“, presste er hervor.
Mom ließ sich nicht abspeisen. „Nicht in meinem Haus, hörst du! Dein Vat…“
Jonas sprang auf, stand vor ihr und beugte sich hinab. Amy ging auf Abstand. „Es reicht!“, zischte er und schob sie zur Tür.
„Ich bin das Oberhaupt, ich mach, was ich will!“
Sitara fauchte und verschwand schneller als der Wind. Die Tür fiel donnernd ins Schloss. Er errichtete mental einen Bann um seine
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