Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
von den verborgen gehaltenen Eigenschaften, von der kaum jemand wusste.
Nyl wandte sich ihm zu. „Du hast bemerkt, dass Rekktikur-Re sich nur verteidigt hat. Er kann sich an die vergangenen Tage nicht erinnern. Als er eben zu sich kam, verband er sich mit seinem Kollektiv. Er hat sich auch mit mir ausgetauscht. Ein Dämon bemächtigte sich seines Körpers.“
„Ein außergewöhnlich mächtiger Dämon“, brummte Rekktikur-Re, man sah ihm an, wie bodenlos unangenehm ihm die Sache war.
Jonas nickte, er hatte es befürchtet. Widerstrebend verließ er Ciras Seite, trat vor den Gargoyle und reichte ihm die Hand. Mit einem Knurren zog er sie zurück – die Finger fehlten. Er blickte seinem Gegenüber in die erstarkten Magmaaugen. „Es tut mir leid.“
„Wie du siehst, halb so wild. Verflucht kräftezehrend dieses Benutztwerden.“ Er zog sich etwas von dem kleinen Finger und hielt Jonas Diandros Siegelring entgegen. „Das ist wohl deiner.“
Nyl nahm den Diamantring für Jonas entgegen und steckte ihn auf den eigenen Ringfinger. Jonas witterte, dass der Ring bei Ny’lane nicht dieselbe Wirkung hatte wie bei ihm. Er wischte sich mit dem Unterarm über das Gesicht und bemerkte erst jetzt, wie zerfetzt seine Haut von den scharfen Krallen des Gargoyles war. Er schloss kurz die Augen. War alles vorüber? „Lasst uns verschwinden.“
Amy wartete in Nyls Silverado vor der Kathedrale. Jonas legte Cira vorsichtig auf den Rücksitz und stützte sie, während sie zum Baker Anwesen fuhren. Er trug sie in das große Badezimmer, doch dann verließ ihn sein Enthusiasmus. Vielleicht fürchtete sie sich vor ihm? Wies ihn zurück. Bestimmt mochte sie nicht von ihm berührt werden.
Mit rauer Stimme bat er Amy ins Bad. Er würde alles akzeptieren, sofern Cira lebte und gesund wurde. Amy kümmerte sich fürsorglich um sie und er war dankbar dafür.
Er duschte, trank von seinem Vorrat und langsam erwachten seine Lebensgeister. Das Vakuum, das Ciras bewusstloser Geist hervorrief, machte ihn immer noch halb verrückt vor Sorge, wenngleich er wusste, dass sie wohlbehütet in seinem Bett lag. Cira war in Sicherheit, einzig das zählte.
Immer wieder streichelte er ihre Stirn, suchte ihren Puls, obwohl er ihn hörte. Zum Glück war zumindest seine linke Hand inzwischen fast nachgewachsen.
Ny’lane und Amy unterhielten sich seit einer Weile gedämpft am anderen Ende des Schlafzimmers. Die Unterhaltung wurde unmerklich lauter, Jonas verstand jedes Wort, wenngleich er nicht horchen wollte.
„Alle Frauen sind Wachs in meinen Händen.“ Ny’lanes spöttisches Grinsen war unüberhörbar.
„Aufschneider.“
„Ich kann Gedanken lesen. Kaum einer kann sich vor mir verschließen.“
Er gluckste zufrieden, während Amy mit zusammengepressten Lippen schnaufte. Es war deutlich, dass sie sich wegen irgendetwas ertappt fühlte. Jonas wandte den Blick von Cira ab und beobachtete die beiden. Was hatte Nyl vor? Weshalb erzählte er ihr das? Seine Stimme klang merkwürdig, seine Gefühle rigoros vor ihm verborgen.
„Aber,“ Nyl rückte näher, lehnte sich mit der Schulter an die Wand und strich sanft über ihr Haar, „niemand, außer unserem Helden dort weiß von meiner Gabe. Sie wird mit mir untergehen.“ Amy sah skeptisch zu ihm auf. Nyl neigte sich hinab, packte sie im Nacken und zog sie dicht heran.
„Tu, was du tun musst, Großer.“ Nyl starrte sie befremdlich an. „Na los, ist schon okay, ich bin ein zu immenses Risiko, ich bin Journalistin und außerdem habe ich eine Antenne für euch entwickelt.“ Sie seufzte. „Es ist jammerschade, meine Story wäre eine Sensation. Aber ich denke, sogar wenn ihr Menschen vor ihren Augen aussaugt, würden sie mir keinen Glauben schenken, mich eher abservieren oder in eine Klapse einweisen, egal, wie viele Beweise ich habe. Also, bitte.“ Amy sah herausfordernd zu Ny’lane empor, legte den Kopf schräg und strich sich die Haarpracht von der Schläfe.
Jonas musste schmunzeln, obwohl diese Situation weiß Gott nicht geeignet schien. Amy war eine toughe Frau und er war sich nicht im Klaren, welche der drei Möglichkeiten er in Nyls Lage gewählt hätte – Erinnerungen nehmen – ihr vertrauen –sie beißen?
Auf Ny’lanes Gesicht breitete sich ein kühnes Grinsen aus, als wäre er sicher, doch seine zu Jonas durchsickernden Gefühle straften seine Maske Lügen. Nyl fletschte die Zähne, die Muskeln spannten sich unter dem Ledermantel an, ein Grollen erfüllte das Zimmer, er zeigte ihr
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