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Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)

Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)

Titel: Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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brauste Richtung Bay Bridge davon. Seine letzte Hoffnung hatte er begraben, als er Alexander den Titel des Oberhauptes der Familie Baker übertrug. Kein Gargoyle, nicht einmal Elassarius, würde sich verpflichtet fühlen, ihm Rekktikur-Re auszuliefern, um eventuell Ciras Leiche zu finden. Jetzt standen sie ausschließlich seinem Bruder Rede und Antwort.
    Er brauchte nicht lange. Kurz vor der Brücke parkte er beim Portland-Pacific Supermarkt, warf sich ein Seil über die Schulter und rannte zu schnell für das menschliche Auge am Rande der Rampenbrücke auf die West Bay Bridge. Mit einem Satz sprang er auf die breiten Tragkabel und sprintete den leichten Bogen bis zur 173 Yards hohen Pylonspitze empor. Er schlang das Stahlseil mehrfach um den Stahlbetonpfeiler und verknotete es. Die Schlinge am anderen Ende des Seils legte er sich um den Hals. Heute früh hatte er die Schlaufe scharf wie eine Damaszenerklinge geschliffen.
    Das 150 Yards lange Drahtseil warf er neben sich und spähte über die Piers hinweg auf Alcatraz. Sein Gefängnis war sein Herz, tot und leer.
    „Cira!“, brüllte er dem Himmel entgegen, „Cira, ich liebe dich!“

     
    Cira schwebte auf Wolken, sie umhüllten sie, wärmten, betteten sie in dicke Watte. Grenzenlos, gefühllos, zeitlos. Im luftleeren All dahinzufliegen fühlte sich herrlich an, frei, unendlich leicht, nichts konnte sie zerstören … und doch blieb da ein Schmerz tief in ihrem Inneren, ein fast unerträgliches Leid, ein Klagelied. Wo kam das her?
    Gähnende Leere, außer den Stichen im Herzen, die sie nach Luft schnappen lassen wollten; doch etwas atmete für sie. Wo waren die Sterne hin? Ein Himmel ohne sie war wie ein Leben ohne Sonne. Wo trieb sie? Wer quälte sie? Das zudringliche Wehklagen veränderte sich zu Glück, das jedoch Verzweiflung barg, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Das scheinheilige Hochgefühl erfüllte sie, nahm ihr das Nichts – Jonas!
    Ohne ihren Körper, ihren Geist zu fühlen, richtete sie alles auf seine Gedanken: Schmerz und Euphorie, Angst und Mut, Verbitterung und Hingabe. Jonas. Jonas. Bitte komm zu mir.

     
    Jonas senkte den Blick. Aus dem Himmel antwortete niemand, niemand wollte sein Wehklagen hören und auf der Erde oder in der Hölle verweilte sie nicht. Er schloss die tränenfeuchten Lider, breitete die Arme zu beiden Seiten aus und fand Ruhe.
    Er zuckte heftig zusammen, trat zurück. Was war das? Er fasste sich gleichzeitig an die Brust und an den Kopf. Bildete er sich das ein? Fuck, so musste es sein. Der viele Alkohol; sein Verstand verabschiedete sich oder versuchte, ihn auf dramatische Weise zu retten.
    „Vergiss es“, zischte er. Jonas trat erneut einen Schritt nach vorn, die Schuhspitzen ragten über den Rand hinaus. Von so hoch oben hatte man einen göttlichen Ausblick. Er würde die Augen offen lassen, dem herbeigesehnten Ende entgegenblicken. Fest presste er die Kiefer aufeinander, weil vor Sehnsucht die Fänge ausfuhren. Sein Herz klopfte drakonisch, als wollte es die letzten Herzschläge voll auskosten.

     
    Cira wusste nicht, ob er da war. Jeder Gedanke bestand aus Nebel, verflüchtigte sich, bevor sie ihn fassen konnte. Das Dahinschweben regte sie auf. Sie war machtlos, die Wärme mittlerweile unangenehm … ein Kribbeln in den Füßen? Sie musste sich mehr anstrengen, brauchte Hilfe. Jonas, rief sie wortlos. Er erfüllte sie, er schien bei ihr zu sein und ebenso auch nicht. Angst vor dem Verlassenwerden breitete sich aus, wollte sie zur Einsamkeit verdammen. Nichts da! Sie schöpfte Kraft zum Flehen. Jonas, bitte, hilf mir! Wir gehören zusammen, ich brauche dich, bitte, bitte, komm zu mir.

     
    Jonas schnappte nach Luft, als sein Herz zersprang. Eine derartige Seelenqual hatte er noch nie verspürt. Er brüllte sein Leid, seine Trauer und wilde Wut hinaus – und sprang in die Tiefe.

     
    Cira zuckte unkontrolliert, als stechender Schmerz von ihrem Herzen in den Kopf stieg, Übelkeit sie zu überwältigen drohte, sie ins Bodenlose stürzte, und sie immer noch nicht wusste, ob sie wachte oder schlief, tot oder lebendig war. Ob er lebte? Ihre Folter … er lebte, sonst wäre die Leere da. Nur er konnte sie verdrängen. Sie erinnerte sich. Erwachte sie?
    Jonas hatte sie nie im Stich gelassen. Ihre Verbindung! Sie versuchte, sich auf ihre Gefühle zu konzentrieren, ihm zu signalisieren, dass sie ihn brauchte.
    Jonas, noch nie ist mir ein Mann begegnet, dem ich so vertraute wie dir, noch nie erfüllte mich jemand mit

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