Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
anfangen, auf ihre Gefühle zu hören. Irgendeine Art von Macht hatte sie über ihn, auch, wenn sie sich eher ständig in seinem Bann gefangen fühlte. Er tat Sachen, die in ihrer Vorstellungskraft unmöglich erschienen, aber sich vor ihren Augen abspielten oder ihr selbst widerfuhren. Das Verschmelzen ihrer Empfindungen war eins der vielen Dinge, die passierten, die sie sich nicht einbildete. Wohl bewusst, dass er nicht geantwortet hatte, versuchte sie sich in einem Lächeln und streckte die Hand nach ihm aus. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihm vertraute, es war Zeit, es ihm zu zeigen. „Erzähl mir, wer du bist.“
Diese Frage schien ihn zu verstören. Die Brauen wölbten sich hinter den Haarsträhnen, die ihm in die Stirn hingen. Er lockerte unter Kraftanstrengung die Finger aus den Fäusten, spreizte sie, fuhr sich durch das Haar und sah sie endlich an. „Du willst nicht wissen, wer ich bin.“
Cira dachte kurz über seine Antwort nach, wollte es ihm einfach machen. Zum Glück barg sie kein neugieriges Wesen, auch wenn sie zugeben musste, darauf zu brennen, alles von ihm zu erfahren. Doch sie wusste, dass sie ebenso Geheimnisse in ihren tief sitzenden Verliesen beherbergte, die sie nicht preisgeben würde. Allmählich erlahmte ihr Arm, begann, leicht zu zittern, da sie ihm diesen weiterhin einladend entgegenstreckte. „Du brauchst nichts zu erzählen, falls du nicht magst.“
Wieder sah sie nicht, wie er sich bewegte. Eben noch hatte er am Rande der Decke auf den Knien gehockt und jetzt ragte er vor ihr auf, hielt ihre Hand in seinen, behutsam und fest zugleich, strich mit einem Daumen über die Handoberfläche, fuhr ohne hinzusehen die Arterien entlang.
Ciras Herz hatte kurzfristig ausgesetzt, um mit Pauken und Trompeten erneut in Gang zu kommen, als die Liebkosung auf der Handfläche durch ihren Körper krabbelte, in jeder erogenen Zone einen Funken entfachte. Jonas war ein hochgewachsener Mann, aber nun, da er dicht vor ihr stand, sich ein wenig herabbeugte, um ihre Hand zu erreichen, wirkte er gigantisch. Ihre Augen weiteten sich und ein erstaunter Laut entwich ihr, bevor sie imstande war, sich an die Leine zu nehmen, als ihr Blick von seinem Daumen, zwischen den Armen hindurch auf seine Lenden rutschte, wo die weite Shorts nicht verbergen konnte, womit er ausgestattet war.
Er rührte sich nicht, streichelte immerfort sanft ihre empfindsame Haut. „Ich möchte dir erzählen, wer ich bin. Aber ich fühle deine Angst, deine Furcht vor mir. Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich dir nicht wehtun werde, nicht verbal und nicht … körperlich.“
Cira schluckte, überlegte, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Woher nahm er die Gewissheit, dass sie sich vor ihm fürchtete, wenn sie sich dessen nicht bewusst war? Vielleicht meinte er, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen sollte, wofür sie keinen Grund sah. Das Einzige, woran er unbestreitbar die Schuld trug und ihr mit einer erschreckenden Deutlichkeit durch den Kopf rauschte und ihr Herz erfüllte, war, dass er ein Feuer entfacht hatte, das lichterloh brannte und genährt und geschürt werden wollte, von ihm.
„Jonas, bisher hast du mich nie verletzt. Schockiert, erschreckt, ja, aber niemals gekränkt oder verwundet. Du hast mich gerettet, mich gehört, wenn ich dich brauchte, ohne dass ich dich rief und …“ Los sag’s ihm! Sag ihm, wie sehr du ihn begehrst, dass du endlich von ihm geküsst werden willst. „… tut mir leid, ich bin durcheinander, da rede ich zu viel, du machst mich … ich kann aufhören mit plappern, meine ich …“
Dieses Mal raubte seine Langsamkeit ihr den Atem. Zuerst huschte ein fast unmerkliches Lächeln über sein Gesicht. Die Grübchen, die sich kurz in den Mundwinkeln vertieften, die markanten Wangenknochen, die sich hochzogen und die Lider, die sich senkten. Er ließ ihre Hand los, sank auf alle viere nieder und kauerte wie ein Löwe über seiner Beute über ihr. Seine nackten Knie berührten den Wickelrock an ihren Oberschenkeln und seine sich ruhig, aber kraftvoll bewegende Brust hieltihren am Palmenstamm leicht gebogenen Oberkörper unter sich begraben. Die kräftigen Schultern nahmen ihr die Sicht und den nötigen Atem, als sein Gesicht sich provokativ schräg auf ihres zubewegte. Sein Ausdruck blieb hart.
„Ich bin anders als andere Männer.“
Das Knurren kam tief aus seiner Kehle. Es klang fast wie eine Drohung und er war ihr wieder so nah, dass es sie wie ein Schauder durchlief, doch nichts
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