Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
Beherrschung, einzig das Feuer in den Augen verriet ihn. Zum Glück, sonst würde Cira sich vollkommen bescheuert vorkommen, so extrem, wie ihr ansonsten frigider Körper auf seinen reagierte. Er schob ihr den Ärmel der Bluse vorsichtig bis zum Schulterblatt hoch, hob mit beiden Händen den Oberarm, der zwischen seinen Pranken aussah wie ein zerbrechliches Ästchen, obwohl sie gerade an den Oberarmmuskeln trainiert hatte und öffnete mit unendlicher Geduld den durch das Wasser angeklatschten Verband. Sie spürte kaum, wie er ihn löste, nur das Entfernen der Mullbinde ziepte.
„Tut mir leid, wird gleich vorbei sein.“
Gott, war diese Stimme sexy, tief, rau. Sie vibrierte in ihrem Innersten, so nah kam er ihr, nicht nah genug …
„Mist.“
In diesem einen Wort steckte dermaßen viel Wut, Trauer und ein animalisches Knurren, dass sie blinzelte und den Schleier vertrieb, um zu sehen, wo ihre Blicke verweilten. Ein dünnes Rinnsal Blut suchte sich auf dem Oberarm einen Weg aus der Wunde den Arm hinab. Nicht schlimm, wollte sie sagen, doch ihr blieb jeder Begriff im Hals stecken, als er sich zu ihrem Arm hinabbeugte und den Mund öffnete. Sein intensiver Duft umnebelte sie, als hätte jemand eine Tür geöffnet, einen Luftzug verursacht. Kein unangenehmer Geruch, nein, erotisch, heimisch, sie erkannte ihn und hielt still, obwohl widersprüchliche Gefühle nach ihrem Handeln riefen. Gleichzeitig bezauberte sie das dichte, schwarze Haar, das wegen der verirrten Sonnenstrahlen, die durch die Palmwedel stachen, satt glänzte und ihm verwegen in die Stirn fiel, während seine Oberlippe sich leicht nach oben kräuselte, sein Gesicht dem Oberarm näher kam und er ihr zärtlich der Länge nach mit der Zungenspitze über den tiefen Schnitt strich.
Ein Schauder überrollte sie, verpasste ihr eine Gänsehaut und es dauerte eine Weile, bis sie reagieren konnte. Sie zuckte nachhinten, stemmte die Füße in den Sand und wich vor ihm bis zu einem Palmenstamm zurück. Er senkte den Kopf, das Kinn auf die Brust gelegt und rührte sich nicht, die Hände lagen auf den Shorts, zu Fäusten geballt.
„Ich wollte dir nicht wehtun.“
Eine erneute Welle eines kühlen wie wohligen Fröstelns erfasste Cira und sie schlang die Arme um den Körper. Hatte er nicht. Nicht im Geringsten. Sie sah zweifelnd an ihrem Oberarm hinab, auf die Wunde, und ihr Puls begann, dröhnend in den Ohren zu hämmern. Atemlos und leicht angewidert brachte sie hervor. „Was hast du gemacht?“
„Hast du Angst vor mir?“
„Ähm, nein. Nein. Warum? Aber …“ Da waren sie wieder, ihre Halbsätze wie von einer Zwölfjährigen. Manchmal dachte sie, sie wäre in diesem verdammten Alter hängen geblieben, als man sie für etwas bestrafte, das sie nicht hätte verhindern können. Wo sie Schutz bedurft hätte, vielleicht von einem Mann, wie er jetzt vor ihr kauerte.
Jonas hob den Kopf, in seinem Blick lag Bedrücktheit, ein endloser Schmerz, es brach ihr fast das Herz. Seine Pupillen waren nach wie vor geschlitzt, doch der Anblick erschreckte sie nicht mehr. Es sah unerschrocken und gefährlich aus, katzenhaft, es gefiel ihr. Wenn seine Augen auf diese Weise auf … Adrenalin? reagierten, war das eben so.
„Ich ekel dich an.“
„Ähm, ja, also …“ Was er getan hatte, war schon ziemlich abgefahren. Eine Art Kuss oder Liebesbezeugung aus einer anderen Kultur, die ihr nicht geläufig war? Sie schüttelte den Kopf über die absurden Überlegungen. „Nein, Jonas.“ Sie versuchte, gleichzeitig die Gedanken zu ordnen und den rasenden Puls zu beruhigen. „Aber warum hast du das gemacht?“
Er sah sie an, seine langen Wimpern zuckten, seine Gefühle flirrten, änderten rasant die Facetten, dass sie im Nachempfinden nicht nachkam. Befand er sich genauso wie sie in einem Gefühlschaos? Sie sprach es ihm zwar ab, einfühlsam und sensibel zu sein, weil er auf unglaubliche Weise außergewöhnlich gut aussah und sich gab wie der Vampirjäger Blade oder ein Ledermantel gewandeter Terminator. Aber was, wenn sie einem Klischee folgte und sich irrte? Er mutete sonderbar und befremdlich an, was sie abstoßen müsste, doch dieses Gefahrvolle, Extravagante, zog sie unwiderstehlich zu ihm hin.
Noch nie hatten ihr Geist, ihre Seele und ihr Körper gleichzeitig auf das männliche Geschlecht reagiert, obwohl sie sich bewusst war, dass sie dies ab und zu im Keim erstickt hatte. Bei Jonas war es absolut anders. Er gefiel ihr, er berauschte sie und vielleicht sollte sie
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