Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
Pfotenabdruck. Alle hatten das Gefühl, dass da irgendetwas im Gange sei. Alle bis auf sie.
Weil es nicht sein kann, dachte sie. Weil sich das alles in meinem Kopf abspielen muss. Es muss etwas sein, das ich ergründen und schnell in Ordnung bringen kann … etwas, das ich kontrollieren kann.
»Danke, dass Sie mir so bald wieder einen Termin gegeben haben«, sagte sie zu Paul.
»Oh …« Er machte eine ausladende Handbewegung
und klemmte sich den Hammer unter den Arm. »Kein Problem. Ich will genauso wie du herausfinden, was dir Sorgen macht. Und«, gab er leise zu, während er ins Haus trat, »tatsächlich habe ich keine anderen Patienten.«
Hannah folgte ihm den Flur entlang in sein Büro. Es war dunkel darin, denn nur durch die Spalten zwischen den Brettern vor den Fenstern drang noch das Licht der späten Nachmittagssonne und warf ein Balkenmuster auf die gegenüberliegende Wand.
Sie setzte sich auf den ergonomisch geschwungenen Stuhl vor dem Schreibtisch. »Die Frage ist doch, wie können wir es herausfinden? Ich verstehe selbst nicht, was mich umtreibt. Es ist alles zu eigenartig. Ich meine, auf der einen Seite bin ich offensichtlich irrsinnig.« Sie sprach mit Nachdruck, während Paul wieder auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz nahm. »Ich habe verrückte Träume, ich denke, das Ende der Welt sei nah, ich habe das Gefühl, verfolgt zu werden, und gestern habe ich angefangen, Stimmen zu hören, die in meinem Kopf sind. Auf der anderen Seite erklärt meine Verrücktheit nicht Wölfe, die durch Fenster springen.«
»Stimmen?«, murmelte Paul und hielt Ausschau nach einem Bleistift. Dann gab er es auf und sah sie an. »Ja, ich weiß. Ich verstehe die Versuchung. Nachdem mich gestern Abend diese Wölfe angestarrt hatten, war ich beinahe bereit zu glauben, da müsse etwas …« Seine Stimme verlor sich und er schüttelte den Kopf und nahm einige
Papiere von seinem Schreibtisch, um darunter weiterzusuchen. »… Etwas … wirklich Seltsames im Gange sein. Aber jetzt ist heller Tag, und wir alle sind vernünftige Menschen, und uns ist klar, dass wir vernünftig an die Dinge herangehen müssen. Und weißt du, ich denke tatsächlich, dass mir möglicherweise eine vernünftige Erklärung eingefallen ist.« Er fand einen Bleistift und begann mit einem Ausdruck von großer Erleichterung damit herumzuspielen.
Hoffnung stieg in Hannah auf. »Eine Erklärung?«
»Ja. Erstens: Es ist möglich, dass deine Vorahnungen und die anderen Dinge rein gar nichts mit den Wölfen zu tun haben. Menschen wollen niemals an Zufälle glauben, aber so etwas kommt vor. Doch selbst wenn beides zusammenhängt – nun, ich denke nicht, dass das bedeutet, dass jemand hinter dir her ist. Es könnte sein, dass irgendeine Art von Störung in diesem Gebiet hier vorliegt – etwas, das das ganze Ökosystem durcheinanderbringt, die Wölfe verrückt macht und alle möglichen anderen Dinge mit anderen Tieren anstellt … Und dass du das irgendwie spürst. Irgendwie bist du darauf eingestimmt. Vielleicht haben wir Erdbebenwetter oder – oder eine besondere Sonnenfleckenaktivität oder negative Ionen in der Luft. Aber was es auch ist, es bringt dich auf die Idee, dass eine schreckliche Katastrophe bevorsteht. Dass die Welt endet oder dass du in Kürze getötet wirst.«
Die Hoffnung, die für einen Moment in Hannah aufgekeimt
war, verebbte wieder, und das war noch schmerzhafter, als gar keine Hoffnung gehabt zu haben. »Ich schätze, das könnte sein«, erwiderte sie. Sie wollte seine Gefühle nicht verletzen. »Aber wie erklärt das dies?«
Sie griff in den Stoffbeutel, den sie anstelle einer Handtasche dabeihatte, und zog einen zusammengefalteten Zettel heraus.
Paul nahm ihn entgegen und las ihn. »›Sie haben dich gesehen. Sie werden es ihm sagen. Dies ist deine letzte Chance zu fliehen.‹« Er steckte den Bleistift in den Mund. »Hmmm …«
»Den habe ich heute Morgen um meine Zahnbürste gewickelt gefunden«, erklärte Hannah leise.
»Und es ist deine Handschrift?«
Sie schloss die Augen und nickte.
»Und du kannst dich nicht daran erinnern, das geschrieben zu haben?«
»Ich habe es nicht geschrieben. Ich weiß, dass ich es nicht getan habe.« Sie öffnete die Augen und holte tief Luft. »Die Notizen machen mir Angst. Alles, was geschieht, macht mir Angst. Ich verstehe nichts von alldem, und ich weiß nicht, wie ich es in Ordnung bringen soll, wenn ich es nicht verstehe.«
Paul überlegte, während er sanft auf dem
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