Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
du.
Hinter Thierry hatten sich einige Leute versammelt und tuschelten ängstlich miteinander. Sie standen im Begriff, einzugreifen und ihn zu bitten, das Mädchen, das er fast erwürgte, loszulassen.
Er ignorierte sie.
Hör mir zu, sagte er zu Maya und starrte in ihre spöttischen goldenen Augen. Hör gut zu, denn ich werde dies niemals wiederholen. Wenn du Hannah noch einmal anrührst – jemals – in irgendeinem Leben -, werde ich dich töten.
»Ich werde dich töten«, flüsterte er laut, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Glaub mir, Maya, ich werde es tun.«
Dann ließ er sie los. Er musste zu Hannah fahren. Selbst ein geringer Blutaustausch mit einem Vampir konnte gefährlich sein, und Mayas Blut war das machtvollste auf Erden. Schlimmer noch, er hatte in der vergangenen Nacht selbst bereits etwas von Hannahs Blut genommen. Sie könnte jetzt gefährlich schwach sein … oder anfangen, sich zu verwandeln.
Doch daran wollte er nicht denken.
Das wirst du nicht tun, weißt du? Mayas telepathische Stimme folgte ihm, während er zur Tür ging. Du wirst mich nicht töten. Nicht Thierry, der Mitfühlende, Thierry, der gute Vampir, Thierry, der Heilige des Zirkels der Morgendämmerung. Du bist dazu nicht imstande. Du kannst nicht töten.
Thierry blieb auf der Türschwelle stehen und drehte sich um. Er sah Maya direkt in die Augen.
»Stell mich auf die Probe.«
Dann war er draußen und bewegte sich schnell durch die Nacht. Trotzdem hatte Maya das letzte Wort.
Und dann ist da natürlich noch dein Versprechen …
KAPITEL ELF
Hannah fuhr hoch.
Sie hatte das vage Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, dass irgendetwas getan werden musste. Dann fiel es ihr wieder ein. Der Wagen! Sie musste wach bleiben, musste den Wagen auf der Straße halten …
Sie riss die Augen auf.
Aber sie war bereits von der Straße abgekommen. Der Ford war auf die offene Prärie hinausgeschossen, wo er mit fast nichts zusammenstoßen konnte, es sei denn mit Wüsten-Beifuß oder Steppenläufern. Die Fahrt hatte mit der Stoßstange an einem Feigenkaktus geendet, der durch den Aufprall skurril verbogen worden war.
Die Nacht war sehr still. Hannah schaute sich um und stellte fest, dass sie das Licht von Chess’ Haus links hinter sich sehen konnte.
Der Motor war ausgegangen. Hannah drehte den Schlüssel in der Zündung, aber außer einem schwindsüchtigen Stottern geschah nichts.
Was jetzt? Soll ich aussteigen und zu Fuß gehen?
Sie versuchte, sich auf ihren Körper zu konzentrieren und herauszufinden, wie sie sich fühlte. Sie sollte sich doch eigentlich schrecklich fühlen – schließlich hatte sie
Blut verloren und weiß Gott was für ein Gift aus Thierrys Adern geschluckt. Aber stattdessen fühlte sie sich nur seltsam schwindlig und leicht traumwandlerisch.
Ich kann laufen. Es geht mir gut.
Ihre Holzstange fest in der Hand, stieg sie aus dem Wagen und machte sich auf den Weg in Richtung des Lichtes. Sie konnte den rauen Boden und das Blaustengelgras unter den Füßen kaum spüren.
Sie war etwa hundert Meter weit auf das Licht zugegangen, als sie einen Wolf heulen hörte.
Es war ein solch unverkennbares Geräusch – und passte so wenig hierher. Hannah blieb wie angewurzelt stehen. Einen wilden Augenblick lang fragte sie sich, ob Koyoten heulten.
Aber das war lächerlich. Es war ein Wolf, genau wie die Wölfe, die sie bei Paul angegriffen hatten. Und sie hatte nichts bei sich, das aus Silber war.
Geh einfach weiter, dachte sie. Sie brauchte die kühle Windstimme nicht, um das zu wissen.
Selbst in ihrem benommenen Zustand hatte sie Angst. Sie hatte die Wildheit von Zähnen und Klauen aus der Nähe gesehen. Und der Teil von ihr, der Hana von den Drei Flüssen war, hatte eine abgrundtiefe Angst vor wilden Tieren, von der die zivilisierte Hannah Snow nicht einmal ansatzweise eine Ahnung haben konnte.
Sie umklammerte ihren Stock mit einer verschwitzten Hand und ging entschlossen weiter.
Das Heulen erklang abermals, so nah, dass Hannah fast aus der Haut fuhr. Ihr Blick schoss hin und her, und sie versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie hatte das Gefühl, dass sie besser sehen konnte als normalerweise bei Nacht – lag das etwa an dem Vampirblut? Aber selbst mit ihrer neuen Sehkraft konnte sie nichts entdecken, das sich bewegte. Die Welt um sie herum war verlassen und von unheimlicher Stille.
Und die Sterne waren sehr weit weg. Sie brannten am Himmel in einem kalten blauen Licht, als wollten sie beweisen,
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