Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
Wesentlichen haben wir geredet. Ich habe erwähnt, dass du ihr wahrscheinlich übel mitspielen würdest, wenn die Dinge sich nicht nach deinen Wünschen entwickeln sollten.« Maya legte den Kopf schräg, sah ihm forschend ins Gesicht und wartete auf eine Reaktion.
Thierry tat ihr den Gefallen nicht. Er stand einfach nur da und beobachtete sie schweigend.
Sie hatte sich in all den Jahrtausenden nicht verändert.
Sie veränderte sich niemals, sie wuchs niemals, wurde niemals müde. Und sie gab niemals auf. Er glaubte nicht, dass sie dazu überhaupt in der Lage war.
Manchmal dachte er, er sollte sich einfach an sie ketten und eine bodenlose Grube finden, um hineinzuspringen. Und die Welt von ihren beiden ältesten Vampiren und all den Problemen, die Maya verursachte, zu befreien.
Aber da war das Versprechen, das er Hana gegeben hatte.
»Es spielt keine Rolle, was du zu ihr sagst«, erwiderte er mit steinerner Miene. »Du verstehst nicht, Maya. Diesmal ist es anders. Sie erinnert sich und …«
»Und sie hasst dich. Ich weiß. Armer Junge.« Maya setzte eine Miene geheuchelten Mitgefühls auf. Ihre Augen blitzten pfauenblau.
Thierry knirschte mit den Zähnen. »Und ich bin zu einer Entscheidung gelangt«, fuhr er gelassen fort. »Der Zyklus muss durchbrochen werden. Und es gibt eine Möglichkeit, das zu tun.«
»Ich weiß«, unterbrach Maya ihn, bevor er weitersprechen konnte. »Du kannst sie aufgeben. Mir nachgeben …«
»Ja.« Diesmal fiel er ihr ins Wort. Und der Ausdruck des Erstaunens, der in ihren Augen aufloderte, war es wert. »Zumindest ist das ein Ja, was den ersten Teil betrifft«, setzte er hinzu. »Ich gebe sie auf.«
»Das tust du nicht. Das kannst du nicht.«
»Sie ist glücklich in diesem Leben. Und sie – will mich nicht.« Da. Es war hart gewesen, es auszusprechen, aber er hatte es geschafft. »Sie erinnert sich an alles – ich weiß nicht, warum, aber sie tut es. Vielleicht weil sie ihrer ursprünglichen Gestalt so nah ist. Vielleicht sind die Erinnerungen irgendwie dichter an der Oberfläche. Oder vielleicht ist es die Hypnose. Aber wie dem auch sei, sie will mich nicht mehr.«
Maya beobachtete ihn fasziniert; ihre Augen waren von dem Violett dunklen Zwielichts, ihre Lippen leicht geöffnet. Plötzlich schaute sie an ihm vorbei und lächelte insgeheim. »Sie erinnert sich an alles? Denkst du wirklich?«
Thierry nickte. »Ich habe ihr niemals etwas anderes als Elend und Schmerz gebracht. Ich schätze, das ist ihr bewusst.« Er holte Luft, dann fing er wieder Mayas Blick auf. »Also beende ich den Zyklus … jetzt.«
»Du wirst fortgehen.«
»Genau wie du. Sie stellt nicht länger eine Bedrohung für dich da. Wenn du etwas von mir willst, bin ich die einzige Person, mit der du zu tun hast. Du kannst es zu jeder Zeit in Vegas versuchen.«
Er musterte sie gelassen.
Maya warf den Kopf zurück und brach in melodisches Gelächter aus.
»Oh, warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Du hättest mir einige Mühe ersparen können … Aber andererseits
war ihr Blut sehr süß. Ich hätte das nicht versäumen wollen …«
Dann brach sie ab, weil Thierry sie gegen die eichenvertäfelte Wand der Lobby gestoßen hatte.
Binnen einer Sekunde hatte er die Beherrschung verloren. Er war so wütend, dass er nicht laut sprechen konnte.
Was hast du ihr angetan? Was hast du getan? Er rief ihr die Worte telepathisch zu, während seine Hände sich um Mayas Kehle schlossen.
Maya lächelte ihn nur an. Sie war der älteste Vampir und der mächtigste. In jedem Vampir, der nach ihr gekommen war, war ihr Blut verwässert worden, halb so stark, ein Viertel so stark, ein Achtel. Aber sie war das Original und die Reinste von allen. Sie hatte vor niemandem Angst.
Ich? Ich habe gar nichts getan, antwortete sie ihm auf die gleiche Weise. Ich fürchte, du warst derjenige, der sie angegriffen hat. Sie schien deswegen sehr unglücklich zu sein; sie hat dich sogar mit einem Bleistift verletzt. Maya hob eine Hand, und Thierry sah ein sauberes, dunkles Loch in ihrem Fleisch, schwach gerändert von Blut.
Die Macht der Illusion, dachte er. Maya konnte alles und jeden verkörpern, wie sie gerade wollte. Sie besaß Talente, die normalerweise nur Werwölfe und Gestaltwandlern zueigen waren. Und sie war natürlich eine Hexe.
Sie hat wirklich einen außerordentlichen Kampfgeist, fuhr
Maya fort. Aber es geht ihr gut – ihr habt nicht so viel Blut getauscht, wie du vorgehabt hast. Der Bleistift, verstehst
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