NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
verstörendes Lächeln, schön und ein klein wenig wahnsinnig.
»Es sei denn«, fuhr der Vampir fort, »es sind Informationen, die du willst.«
Rashel schnaubte. »Würde ich von dir Informationen bekommen, wenn ich tatsächlich welche wollte?«
»Hm.« Ein Lächeln. »Unwahrscheinlich.«
»Dachte ich mir«, erwiderte Rashel trocken.
Er lachte laut auf.
Oh Gott, dachte Rashel. Pfähle ihn.
Sie wusste nicht, was mit ihr los war. Na schön, er war charmant - auf eine verdrehte Weise. Aber sie hatte schon andere charmante Vampire kennengelernt - aalglatte, erfahrene Schmeichler, die versucht hatten, Süßholz zu raspeln, um nicht gepfählt zu werden. Einige hatten versucht, sie zu verführen. Fast alle hatten es mit Gedankenkontrolle probiert. Nur weil Rashel den festen Willen hatte, sich Telepathie zu widersetzen, war sie heute noch am Leben.
Aber dieser Vampir tat nichts dergleichen - und als er lachte, begann Rashels Herz eigenartig zu hämmern.
Sein ganzes Gesicht veränderte sich, wenn er lachte. Eine Art Licht leuchtete dann darin.
Mädchen, du steckst in Schwierigkeiten. Töte ihn schnell.
»Hör mal«, sagte sie und war überrascht, dass ihre Stimme ein wenig zittrig war. »Das hier ist nichts Persönliches. Und es interessiert dich wahrscheinlich nicht, aber ich bin nicht diejenige, die dich foltern wollte. Dies ist Arbeit, und es ist das, was ich tun muss.« Sie holte tief Luft und griff nach dem Schwert an ihrem Knie.
Er drehte das Gesicht ins Licht. Er lächelte jetzt nicht mehr, und es war keine Erheiterung in seiner Stimme, als er sagte: »Ich verstehe. Du hast... Ehre.«
Dann schaute er wieder zur Decke empor und fügte hinzu: »Und du hast recht, dies ist die Art, auf die es immer enden muss, wenn unsere beiden Rassen aufeinander treffen. Es heißt töten oder getötet werden. Das Gesetz der Natur.«
Er sprach mit ihr wie ein Krieger zum anderen. Plötzlich verspürte Rashel etwas, das sie noch nie zuvor für einen Vampir empfunden hatte. Respekt. Einen seltsamen Wunsch, dass sie in diesem Krieg nicht auf entgegengesetzten Seiten stünden. Ein Bedauern, dass sie niemals etwas anderes sein konnten als Todfeinde.
Er ist jemand, mit dem ich reden könnte, dachte sie. Eine seltsame Einsamkeit hatte von ihr Besitz ergriffen. Ihr war bisher nicht bewusst gewesen, dass es ihr wichtig war, jemanden zum Reden zu haben.
Unbeholfen fragte sie: »Gibt es jemanden, den ich für dich verständigen soll - nachher? Ich meine, hast du Familie? Ich könnte dafür sorgen, dass die Nachricht sich herumspricht, sodass sie wüssten, was aus dir geworden ist.«
Sie erwartete nicht, dass er ihr tatsächlich Namen nannte. Das wäre verrückt gewesen. In diesem Spiel war Wissen Macht, und jede Seite versuchte herauszufinden, wer die Spieler auf der anderen Seite waren. Wenn man jemanden als Vampir identifizieren konnte - oder als Vampirjäger -, wusste man, wen man töten musste.
Es war wieder einmal die Geschichte von Batman und Catwoman. Das Wichtigste war, die eigene Identität geheim zu halten.
Aber dieser Vampir, der offensichtlich ein Wahnsinniger war, sagte nachdenklich: »Hm, du könntest einen Brief an meinen Adoptivvater schicken. Er heißt Hunter Redfern. Tut mir leid, dass ich dir keine Adresse geben kann, aber er müsste irgendwo im Osten sein. Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Quinn.«
Rashel hatte das Gefühl, als würde sie mit einem Eichenknüppel geschlagen.
Quinn.
Einer der gefährlichsten Vampire der ganzen Nachtwelt. Vielleicht der gefährlichste der verwandelten Vampire, derjenigen, die als Menschen begonnen hatten. Sie kannte seinen Ruf - jeder Vampirjäger kannte ihn. Er war angeblich ein tödlicher Kämpfer und ein brillanter Stratege; clever, einfallsreich... und so kalt wie Eis. Er verachtete Menschen aus tiefstem Herzen. Er wollte, dass die Nachtwelt sie auslöschte, bis auf einige wenige, die als Nahrung dienen sollten.
Ich habe mich geirrt, dachte Rashel benommen. Ich hätte Vicky erlauben sollen, ihn zu foltern. Ich bin davon überzeugt, dass er es verdient, wenn es je einer von ihnen verdient hat. Gott allein weiß, was er alles angerichtet hat.
Quinn hatte ihr den Kopf wieder zugewandt und blickte direkt in die Taschenlampe, obwohl ihn das in den ugen schmerzen musste.
»Du siehst also, dass du mich besser schnell töten solltest«, bemerkte er mit einer Stimme, die so leise war wie fallender Schnee. »Denn ich werde dich ganz sicher töten, wenn
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