Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
nicht.
    Sie hielt in ihrem Auf und Ab inne und trat vor den bewusstlosen Jungen.
    Die Taschenlampe auf dem Boden war immer noch auf ihn gerichtet, sodass sie ihn deutlich sehen konnte. Er trug ein leichtes schwarzes Hemd - keinen Pullover und keinen Mantel. Vampire brauchten keinen Schutz gegen die Kälte. Rashel knöpfte das Hemd auf und entblößte seine Brust. Obwohl die angeschrägte Spitze ihres Bokkens Kleidung durchstoßen konnte, war es einfacher, das Schwert direkt ins Vampirfleisch zu rammen, ohne eine Barriere dazwischen.
    Sie stellte sich über den Vampir, ihre Füße links und rechts von seiner Taille, dann zog sie das schwere Holzschwert. Sie hielt es mit beiden Händen umfasst, eine oben am Heft, die andere unten am Knauf am Ende des Griffes.
    Dann hielt sie die Spitze direkt über das Herz des Vampirs.
    »Dieses Kätzchen hat Krallen«, flüsterte sie, wobei sie sich kaum bewusst war, dass sie es sagte.
    Dann holte sie tief Luft und schloss die Augen. Sie musste um Konzentration ringen, denn sie hatte noch nie etwas Derartiges getan. Im Allgemeinen erwischte sie die Vampire, die sie tötete, mitten in irgendeinem verabscheuenswerten Akt - und sie hatten sich alle gewehrt. Sie hatte noch nie jemanden gepfählt, der still da lag.
    Konzentrier dich, dachte sie. Du brauchst zanshin, die Transparenz des Geistes, du musst alles in dein Bewusstsein aufnehmen, ohne dich auf etwas Einzelnes zu konzentrieren.
    Sie spürte, wie ihre Füße ein Teil des kalten Betons unter ihnen wurden, wie ihre Muskeln und Knochen zu Verlängerungen des Bodens wurden. Der Stoß würde die Energie der Erde selbst in sich tragen.
    Sie hob das Schwert. Sie war bereit für den Todesstoß. Sie öffnete die Augen, um genau zu zielen.
    Und dann sah sie, dass der Vampir wach war. Seine Augen waren offen, und er schaute sie an.
     

Kapitel Fünf
    Rashel erstarrte. Ihr Schwert verharrte in der Luft, schwebte über dem Herzen des Vampirs.
    »Nun, worauf wartest du?«, fragte der Vampir. »Tu es einfach.«
    Rashel wusste nicht, worauf sie wartete. Der Vampir war in einer Position, die es ihm ermöglichte, ihr Schwert mit seinen hölzernen Handfesseln abzuwehren, aber er tat nichts Derartiges. An seiner Körpersprache konnte sie erkennen, dass er es auch nicht tun würde. Stattdessen lag er einfach da und sah sie mit Augen an, die so dunkel und leer waren wie die Tiefen des Weltraums.
    Das Haar fiel ihm wirr in die Stirn, und sein Mund war eine trostlose Linie. Er schien keine Angst zu haben. Er starrte sie nur weiter aus diesen unergründlichen Augen an.
    Also schön, dachte Rashel. Tu es. Selbst der Blutsauger sagt dir, dass du es tun sollst. Tu es schnell - jetzt.
    Aber stattdessen machte sie eine Drehung und trat langsam von ihm weg.
    »Tut mir leid«, sagte sie laut. »Ich nehme keine Befehle von Parasiten entgegen.«
    Sie hielt ihr Schwert kampfbereit erhoben, für den Fall, dass er irgendwelche plötzlichen Bewegungen machte, aber er blickte nur auf die hölzernen Fesseln hinüber, drehte die Handgelenke darin und lag dann wieder still da.
    »Ich verstehe«, erwiderte er mit einem seltsamen Lächeln. »Dann ist es diesmal also Folter, ja? Nun, das sollte amüsant für dich werden.«
    Pfähle ihn, Dummkopf, erklang die leise Stimme in Rashels Kopf. Rede nicht mit ihm. Es ist gefährlich, sich in ein Gespräch mit seinesgleichen verstricken zu lassen.
    Aber sie konnte sich nicht wieder konzentrieren. Eine Minute noch, sagte sie zu der Stimme. Zuerst muss ich die Kontrolle zurückgewinnen.
    Sie hockte sich kampfbereit hin, griff nach der Taschenlampe und leuchtete ihm voll ins Gesicht. Er blinzelte und wandte den Blick ab.
    So. Jetzt konnte sie ihn sehen, aber er konnte sie nicht sehen. Vampire waren überempfindlich gegen Licht, und selbst wenn es ihm gelang, einen Blick auf sie zu erhaschen, trug sie ihren Schal. Sie hielt alle Trümpfe in der Hand, und dadurch fühlte sie sich eher als Herrin der Lage.
    »Warum kommst du auf die Idee, wir wollten dich foltern?«, fragte sie.
    Er schaute lächelnd zur Decke auf und versuchte gar nicht, sie anzusehen. »Weil ich noch lebe.« Er hob die Handschellen. »Und wird dazu nicht traditionell so etwas wie das hier verwendet? An der Südküste sind einige Vampire verstümmelt und mit solchen Handschellen gefunden worden. Es sah so aus, als hätte sich jemand einen Spaß daraus gemacht.« Ein Lächeln.
    Vickys Werk, dachte Rashel. Sie wünschte, er hätte aufgehört zu lächeln. Es war ein solch

Weitere Kostenlose Bücher