Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
Sein Haar war auf der Stirn leicht durcheinandergeraten, aber ansonsten ließ nichts darauf schließen, dass er soeben in einen Kampf verwickelt gewesen war.
    Er wird sich nicht zur Wehr setzen, durchzuckte es Rashel.
    Dann mach es schnell und barmherzig. Es ist nicht notwendig, dass er den Schmerz des Holzes spürt, das sich in seine Kehle bohrt. Sie veränderte den Griff, mit dem sie das Messer hielt, und hob es über seine Brust. Dann hielt sie es mit beiden Händen umfangen und ließ die Klinge über seinem Herzen schweben. Ein einziger schneller Stoß, und es würde vorüber sein.
    Zum ersten Mal, seit sie ein Geschöpf der Nachtwelt getötet hatte, sagte sie nicht, was sie immer sagte. Im Augenblick war sie nicht die Katze; dies war für sie keine Rache. Es war eine Notwendigkeit.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie und schloss die Augen.
    Er murmelte: »Dieses Kätzchen hat Krallen.«
    Rashels Muskeln erstarrten. Sie öffnete die Augen.
    »Tu es«, sagte Quinn. »Tu es. Du hättest es schon beim ersten Mal tun sollen.« Sein Blick war genauso ruhig wie der von Fayth. Sie konnte Mondlicht in seinen Augen sehen.
    Er wirkte nicht wild oder verbittert oder höhnisch. Er wirkte lediglich ernst und ein wenig müde.
    »Ich hätte es schon früher merken sollen - dass du die Vampirjägerin aus dem Keller bist. Ich wusste, dass du irgendetwas an dir hast. Ich konnte nur nicht erkennen, was es ist. Jetzt habe ich wenigstens dein Gesicht gesehen.«
    Rashels Arme weigerten sich, sich zu bewegen.
    Was war los mit ihr? Ihre Entschlossenheit versickerte. Ihr ganzer Körper war schwach. Sie spürte, dass sie zu zittern begann, und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie nichts dagegen auszurichten vermochte.
    »Alles, was du gesagt hast, entspricht der Wahrheit«, sagte er. »Und so muss es enden.«
    »Ja.« Etwas war in Rashels Kehle angeschwollen, und es schmerzte.
    »Die einzige andere Möglichkeit ist die, dass ich dich töte. Aber so ist es besser.« Er wirkte plötzlich erschöpft -oder krank. Er drehte den Kopf und schloss die Augen.
    »Ja«, sagte Rashel wie betäubt. Er glaubte das?
    »Außerdem, jetzt, da ich tatsächlich dein Gesicht gesehen habe, kann ich den Anblick meiner Selbst in deinen Augen nicht ertragen. Ich weiß, was du von mir hältst.«
    Rashel ließ die Arme sinken.
    Aber sie waren schlaff, die Klinge zeigte nach oben, zwischen ihre eigenen Handgelenke. Sie saß da, mit den Knöcheln auf seiner Brust, und starrte einen wildwuchernden Himbeerbusch an, der aus der Klippe wuchs.
    Sie hatte Nyala verraten und Nyalas Schwester und unzählige andere Leute. Andere Menschen. Wenn es wirklich darauf ankam, ließ sie sie alle im Stich.
    »Ich kann dich nicht töten«, flüsterte sie. »Gott steh mir bei, ich kann es nicht.«
    Er schüttelte einmal den Kopf, die Augen immer noch geschlossen. Sie war verletzbar für einen Angriff, aber er tat gar nichts.
    Dann sah er sie an. »Ich habe es dir schon einmal gesagt. Du bist eine Idiotin.«
    Rashel versetzte ihm einen Schlag unters Kinn, ebenso wie sie zuvor den Wachposten geschlagen hatte. Der Griff ihres Messers traf ihn mit ungebremster Wucht. Er unternahm nicht den Versuch, dem Schlag auszuweichen.
    Im nächsten Moment war er bewusstlos.
    Rashel wischte sich die Wangen ab, stand auf und hielt Ausschau nach etwas, womit sie ihn fesseln konnte. Ihr ganzes Leben war in Stücke gerissen worden, und fiel um sie herum in sich zusammen. Sie verstand gar nichts mehr. Sie konnte nur versuchen zu beenden, wozu sie hergekommen war.
    Sie musste handeln, etwas tun, das brauchte sie jetzt. Das Denken konnte warten. Es würde warten müssen.
    Dann schaute sie zum Kai hinüber.
    Sie konnte es nicht glauben. Es schien, als sei mindestens eine Woche vergangen, seit sie Daphne angeschrien hatte, und sie waren alle immer noch da. Die Boote waren da, die Mädchen waren da, und Daphne kam auf sie zugelaufen.
    Rashel ging ihr entgegen. Sie packte Daphne an den Schultern und schüttelte sie heftig.
    »Verschwindet - von - hier! Verstehst du? Was muss ich denn noch tun, euch ins Wasser werfen?«
    Daphnes blaue Augen waren riesig.
    Ihr blondes Haar flog umher wie Distelwolle, so heftig schüttelte Rashel sie. Als Rashel damit aufhörte, stieß Daphne hervor: »Aber jetzt kannst du mit uns kommen!«
    »Nein, kann ich nicht! Ich muss hier noch einige Dinge erledigen.«
    »Was zum Beispiel?« Dann blickte Daphne plötzlich zu den Klippen hinüber. Sie starrte Rashel an. »Du willst sie

Weitere Kostenlose Bücher