NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
jagen? Du bist verrückt!« Erschrocken griff sie nach Rashels Händen auf ihren Schultern. »Rashel, es sind angeblich acht Vampire, stimmt's? Dazu kommen Lily und Ivan und wer weiß, wer noch! Denkst du wirklich, du kannst sie alle töten? Was - werden sie sich einfach alle in eine Schlange stellen?«
»Nein. Ich weiß es nicht. Aber ich brauche sie nicht alle zu töten. Wenn ich den Typen erwische, der das hier eingefädelt hat, den Kunden, dann wird es sich gelohnt haben.«
Daphne schüttelte unter Tränen den Kopf. »Es wird sich nicht gelohnt haben! Nicht, wenn sie dich töten - was sie tun werden. Du bist bereits verletzt...«
»Es wird sich gelohnt haben, wenn ich ihn daran hindern kann, so etwas noch einmal zu machen«, widersprach Rashel leise. Sie konnte nicht länger schreien. Sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. Ihre Stimme war erloschen, aber sie hielt Daphnes Blick fest. »Jetzt sorg dafür, dass mir jemand ein Seil zuwirft oder irgendetwas, womit ich diese beiden da fesseln kann. Und dann geht. Nein, gebt mir fünf Minuten, um auf den Gipfel der Klippe zu steigen. Sechs Minuten. Auf diese Weise kann ich sie vielleicht überraschen, bevor sie feststellen, dass ihr fort seid.«
Daphne weinte jetzt ungehemmt. Bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr Rashel fort: »Daphne, sie könnten es jeden Augenblick feststellen. Irgendjemand wird ganz sicher vor Mitternacht in den Keller gehen. Jede Sekunde, die wir hier stehen, könnte die entscheidende sein. Bitte, bitte, streite nicht mehr mit mir.«
Daphne öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder. In ihren Augen stand ein trostloser Ausdruck. »Bitte, versuch, auf dich aufzupassen«, flüsterte sie. Dann ließ sie Rashels Hände los und drückte sie fest an sich. »Wir alle wissen, dass du es für uns tust. Ich bin stolz darauf, deine Freundin zu sein.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief davon, um die anderen auf die Boote zu scheuchen.
Einen Moment später warf sie Rashel zwei lange Leinen zu. Rashel fesselte zuerst Quinn, dann den Werwolf.
»Sechs Minuten«, sagte sie zu Daphne. Daphne nickte und versuchte, nicht zu weinen.
Rashel wollte nicht Auf Wiedersehen sagen. Sie hasste das. Obwohl sie genau wusste, dass sie Daphne nie wiedersehen würde.
Ohne zurückzublicken, lief sie den Wanderweg hinauf.
Kapitel Vierzehn
Die erste Person, der Rashel in der Villa begegnete, war Ivan.
Es war einfach das Glück des Dummen, dasselbe Glück, das ihr heute Nacht bisher geholfen hatte, am Leben zu bleiben. Sie schlüpfte zur Hintertür hinein, auf dem gleichen Weg, auf dem sie und die Mädchen das Gebäude zuvor verlassen hatten. Als sie in der riesigen, stillen Küche stand, lauschte sie eine Sekunde lang auf die Musik, die noch immer aus dem inneren Teil des Hauses kam.
Dann drehte sie sich um, um sich im Keller umzusehen - und begegnete Ivan dem Schrecklichen, der die Treppen hinauflief.
Er hatte offensichtlich soeben entdeckt, dass seine vierundzwanzig kostbaren Sklavenmädchen verschwunden waren. Sein blondes Haar flog, seine Augen waren groß vor Schreck, und sein Mund war verzerrt. Er hielt den Taser in einer Hand und mehrere Plastikfesseln -Kabelbinder - in der anderen.
Als Rashel plötzlich auf der Treppe erschien, riss er die Augen noch weiter auf. Sein Mund öffnete sich vor Erstaunen - und dann traf Rashels Fuß ihn auch schon an der Stirn. Er fiel die Treppe hinunter und prallte gegen die Holztür im Keller.
Rashel sprang ihm nach und war nur eine Sekunde später unten. Aber er war bereits bewusstlos.
»Was sind das für Dinger? Solltest du einige der Mädchen nach oben bringen?« Sie versetzte den Plastikfesseln einen Tritt. Ivan der Bewusstlose antwortete nicht.
Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Erst Viertel vor neun. Vielleicht wollte er die Mädchen holen, damit sie sich wuschen oder so. Es schien noch zu früh, um mit dem Festmahl zu beginnen.
Lautlos lief sie die Treppe wieder hinauf und zog die Tür leise hinter sich zu. Jetzt musste sie der Musik folgen. Sie musste sehen, wo die Vampire waren, wie sie am besten an sie herankommen konnte. Sie fragte sich, wo Lily war.
Die Küche führte in ein prächtiges Speisezimmer mit einem riesigen, eingebauten Sideboard. Es war zweifellos dazu geschaffen, ganze Ferkel oder etwas in der Art darauf zu platzieren, aber Rashel hatte eine schreckliche Vision von einem Mädchen, das auf dieser sargähnlichen Mahagonifläche lag, die Hände hinterm Rücken gefesselt, während Vampir
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