NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
schüttelte den Kopf. »Wenn ich dich liebe«, wiederholte er. »Und das ist natürlich das Problem. Ich liebe dich nämlich.«
Rashel lehnte sich haltsuchend an die Wand. Sie konnte nicht länger denken. Sie konnte nicht einmal mehr richtig atmen. Und irgendwo tief in ihrem Inneren war da ein Zittern, das nicht aufhören wollte.
»Ich habe dich von jener ersten Nacht an geliebt, Rashel, die Katze. Ich wollte es nicht zugeben, aber es ist die Wahrheit.« Er hielt sie noch immer fest an den Armen gepackt und beugte sich über sie, aber sein Blick war fern, verloren in der Vergangenheit.
»Ich bin noch nie einem Menschen wie dir begegnet«, fuhr er leise fort, als erinnerte er sich an etwas. »Du warst stark, du warst nicht schwach und jämmerlich. Du hast nicht nach deiner eigenen Zerstörung getrachtet. Aber du wolltest mich laufen lassen. Stärke und Mitgefühl. Und... Ehre. Natürlich habe ich mich in dich verliebt.« Seine dunklen Augen wurden wieder klar. Er sah sie scharf an. »Es wäre verrückt von mir gewesen, es nicht zu tun.«
Ein Sturz ins Dunkel... Rashel verspürte ein erschreckendes Verlangen, sich einfach in seine Arme zu werfen.
Nachzugeben. Er war auf so eigenartige Weise schön, und die Macht seiner Persönlichkeit war überwältigend.
Und natürlich liebte sie ihn ebenfalls.
Das war plötzlich quälend klar. Unbestreitbar. Von Anfang an hatte er eine Saite in ihr zum Schwingen gebracht, die niemand sonst je zuvor auch nur berührt hatte. Er war ihr so ähnlich - ein Jäger, ein Kämpfer. Aber auch er hatte Ehre. Wie sehr er auch versuchen mochte, es zu bestreiten oder darum herumzukommen, tief in seinem Herzen hatte er immer noch Ehre.
Und wie sie kannte er die dunklen Seiten des Lebens, den Schmerz, die Gewalt. Sie hatten beide Dinge gesehen -und getan -, die normale Leute nicht verstanden hätten.
Sie hätte ihn hassen sollen... Aber von Anfang an hatte sie sich selbst in ihm gesehen. Sie hatte das Band gespürt, die Verbindung zwischen ihnen...
Rashel schüttelte den Kopf. »Nein!« Sie musste aufhören, solche Dinge zu denken. Sie würde sich nicht der Dunkelheit ergeben.
»Du kannst mich nicht aufhalten«, erwiderte Quinn leise. »Das sollte es dir erleichtern. Du brauchst nicht einmal eine Entscheidung zu treffen. Es ist alles meine Schuld. Ich bin sehr, sehr böse, und ich werde dich zum Vampir machen.«
Irgendwie gab diese Ankündigung Rashel ihre Stimme zurück. »Wie kannst du das tun - wie kannst das jemandem antun, den du liebst?«, zischte sie.
»Weil ich nicht will, das du stirbst! Weil du, solange du menschlich bist, dich selbst zu Tode bringen wirst!« Er kam ihr so nah, dass ihre Gesichter sich beinahe berührten. »Ich werde nicht zulassen, dass du dich umbringst«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Wenn du mich zum Vampir machst, werde ich mich töten«, entgegnete Rashel.
Sie konnte wieder klar denken. Wie gern sie auch nachgegeben hätte, wie verlockend die Dunkelheit sein mochte, all das wurde bedeutungslos, wenn sie darüber nachdachte, wie es enden würde. Sie würde ein Vampir sein. Sie würde von Blutgier dazu getrieben werden, Dinge zu tun, die sie jetzt entsetzt hätten. Und sie würde zweifellos Ausreden dafür finden. Sie würde zu einem Ungeheuer werden.
Quinn wirkte erschüttert. Sie hatte ihm Angst gemacht, das konnte sie in seinen Augen sehen.
»Sobald es getan ist, wirst du anders empfinden«, sagte er.
»Nein. Hör mir zu, Quinn.« Sie sah ihm tief in die Augen und versuchte, ihn die Wahrheit dessen sehen zu lassen, was sie sagte. »Wenn du mich zum Vampir machst, werde ich mich, sobald ich erwache, mit meinem eigenen Messer erstechen. Glaubst du, ich wäre nicht mutig genug dafür?«
»Du bist zu mutig; das ist dein Problem.« Er geriet ins Stocken. Die oberflächliche Heiterkeit zerbrach. Aber das ist nicht wirklich hilfreich, überlegte Rashel. Denn unter der Oberfläche lag qualvolle, verzweifelte Verwirrung. Quinn konnte wirklich keine andere Lösung sehen. Rashel selbst konnte keine andere Lösung sehen - abgesehen davon, dass sie im Grunde nicht erwartete, die heutige Nacht zu überleben.
Quinns Züge verhärteten sich, und sie konnte erkennen, wie er alle Zweifel beiseite stieß. »Du wirst dich daran gewöhnen«, erklärte er rau. »Du wirst schon sehen. Lass uns jetzt anfangen«, fügte er hinzu.
Und dann biss er sie.
Er war so schnell. Faszinierend schnell. Er packte ihr Kinn und drückte ihren Kopf schräg nach
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