Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
deutlich. Die Stimmen von Leuten, die riefen und durcheinander schrien. Und noch ein Geräusch, eins, das sie nur aus Filmen kannte, das aber unverwechselbar war. Das Bellen von Jagdhunden.
»Das sind sie«, flüsterte Jeanne in die Totenstille der Hütte. »Ich habe es euch gesagt. Sie jagen uns.«
»Mit Hunden ?«, fragte Maggie, deren Körper vor Schreck kribbelte.
»Es ist alles vorbei«, sagte Jeanne. »Wir sind tot.«
KAPITEL ZWÖLF
»Nein, sind wir nicht!«, rief Maggie. Sie trat die schwere Decke weg, sprang auf und packte Cady am Arm. »Komm!«
»Wohin?«, fragte Jeanne.
»Zur Burg«, antwortete Maggie. »Aber wir müssen zusammenhalten.« Mit der anderen Hand fasste sie P. J. am Arm.
»Zur Burg?«
Maggie durchbohrte Jeanne förmlich mit ihrem Blick. »Es ist das Einzige, was Sinn ergibt. Sie werden erwarten, dass wir versuchen, den Pass zu finden, nicht wahr? Wenn wir hier bleiben, entdecken sie uns. Der einzige Ort, an dem sie uns nicht vermuten werden, ist die Burg.«
»Du bist«, begann Jeanne, »vollkommen verrückt...«
»Kommt!«
»Aber du könntest vielleicht recht haben.« Jeanne packte Cady von der anderen Seite, während Maggie auf die Tür zuging.
»Du bleibst direkt hinter uns«, zischte Maggie P. J. zu.
Die Landschaft vor ihr sah anders aus als in der vergangenen Nacht. Der Nebel formte ein silbernes Netz über den Bäumen, und obwohl die Sonne nicht durchkam, verlieh sie den Wolken einen kühlen, perlmuttfarbenen Schimmer.
Es war wunderschön. Immer noch fremdartig, immer noch beunruhigend, aber wunderschön.
Und im Tal unter ihnen lag eine Burg.
Maggie blieb unwillkürlich stehen, als sie sie erblickte. Sie erhob sich wie eine Insel aus dem Nebel, schwarz und glänzend und massig. Mit Türmen ringsum. Und zinnengekrönten Mauern, wie aus dem Bilderbuch.
Sie sieht so... echt aus, dachte Maggie törichterweise.
»Steh nicht herum! Worauf wartest du?«, blaffte Jeanne und zerrte Cady hinter sich her.
Maggie riss ihren Blick von der Burg los und zwang ihre Beine, sich in Bewegung zu setzen. Sie gingen in einem guten Tempo direkt auf die dicksten Bäume unterhalb der Hütte zu.
»Wenn es Hunde sind, sollten wir versuchen, einen Fluss oder so etwas zu finden, nicht wahr?«, fragte sie Jeanne. »Um sie von unserer Fährte abzubringen.«
»Ich kenne einen Fluss«, erwiderte Jeanne atemlos, während sie durch taufeuchte Farne und Steinbrech stapften. »Als ich das erste Mal geflohen bin, habe ich eine Weile hier draußen gelebt. Als ich nach dem Pass gesucht habe. Aber es sind nicht nur Hunde.«
Maggie half Cady, über die tentakelähnlichen Wurzeln einer Hemlocktanne zu klettern. »Was soll das heißen?«
»Das heißt, es sind auch Gestaltwandler dabei wie Bern und Gavin. Also verfolgen sie uns nicht allein mithilfe ihres Geruchssinns. Sie können auch unsere Lebensenergie spüren.«
Maggie dachte daran, dass Bern das Gesicht hin und
her gedreht und gesagt hatte: »Spürst du sie irgendwo?« Und Gavin hatte erwidert: »Nein. Ich kann sie überhaupt nicht spüren.«
»Na großartig«, murmelte Maggie. Dann drehte sie sich um und sah, dass P. J. ihnen verbissen folgte, das Gesicht angespannt vor Konzentration.
Es war eine eigenartige Jagd. Maggie und die anderen Mädchen versuchten, so geräuschlos wie möglich voranzukommen; dabei kam ihnen die Feuchtigkeit des Waldes, den sie durchquerten, sehr entgegen. Von der ganzen Gruppe war lediglich das leise Keuchen ihrer schnellen Atemzüge und die gelegentlichen kurzen, geflüsterten Anweisungen Jeannes zu hören.
Sie stolperten zwischen den riesigen, dunklen Baumstämmen einher, die wie Säulen im Nebel standen. Überall lag ein kühler, grüner Duft wie von Weihrauch in der Luft.
Doch wie still die Welt um sie herum auch war, in der Ferne war immer das Hundegebell zu hören. Immer hinter ihnen, immer näher.
Sie überquerten einen eisigen, knietiefen Bach, aber Maggie hatte keine große Hoffnung, dass er die Verfolger von ihrer Fährte abbringen würde. Danach ging es mit Cadys Zustand bergab. Sie wirkte benommen und schien nur halb bei Bewusstsein, während sie wie eine Schlafwandlerin Anweisungen befolgte und Fragen nur mit einem undeutlichen Murmeln beantwortete. Auch um P. J. machte Maggie sich Sorgen. Sie waren alle schwach vor Hunger und zittrig vor Anspannung.
Aber erst als sie die Burg beinahe erreicht hatten, holte die Jagdgesellschaft sie ein.
Irgendwie hatten sie den langen, schwierigen Marsch den Berg
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