Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
überzeugt, dass Sylvia log. Und gerade jetzt hatten sie ihr das Leben gerettet. Wenn Wäscherin Jeanne oder Cady angegriffen hätte, hätte Maggie mit ihr kämpfen müssen.
Aber ich bin nicht die Befreierin, dachte sie. Ich muss es ihnen erklären...
»Und da sie die Befreierin ist, wirst du uns helfen, nicht wahr?«, frage Jeanne. »Du wirst Cady heilen, uns zu essen geben, uns verstecken und das alles? Und du wirst Maggie helfen, herauszufinden, was ihrem Bruder zugestoßen ist?«
Maggie blinzelte, dann verzog sie das Gesicht. Sie konnte erkennen, dass Jeanne ihr einen vielsagenden Blick zuwarf. Also schloss sie den Mund.
»Ich werde dir helfen, wo ich nur kann«, erklärte Wäscherin. »Aber du solltest besser das Deine tun. Hast du einen Plan, Befreierin?«
Maggie rieb sich die Stirn. Die Dinge entwickelten sich sehr schnell - aber selbst wenn sie nicht die Befreierin war, so war sie doch tatsächlich gekommen, um bei der Befreiung der Sklaven zu helfen. Vielleicht spielte es einfach keine Rolle, wie sie sie nannten.
Sie sah wieder Cady an, dann Jeanne und schließlich P. J., die sie mit strahlender Zuversicht in ihren jungen Augen musterte. Dann betrachtete sie das Mädchen namens
Spülerin, die den gleichen Gesichtsausdruck zeigte.
Schließlich blickte sie in das verhärmte Gesicht von Wäscherin. Darin lag kein unbeschwertes Vertrauen, aber tief in diesem brennenden Blick war jener halb erstickte Ausdruck von Hoffnung zu erkennen.
»Ich habe noch keinen Plan«, erklärte sie. »Aber ich werde mir einen zurechtlegen. Und ich weiß nicht, ob ich euch wirklich helfen kann. Doch ich werde es versuchen.«
KAPITEL VIERZEHN
Maggie erwachte langsam und beinahe genüsslich. Sie fror nicht. Ihr tat nichts weh, und sie war nicht schwach vor Hunger. Und sie hatte das unvernünftige Gefühl, in Sicherheit zu sein.
Dann richtete sie sich auf, und das sichere Gefühl verschwand.
Sie war in Wäscherins Hütte aus Lehmziegeln. Jeanne und P. J. waren ebenfalls dort, aber Cady hatte man in eine andere Hütte gebracht, um sie zu behandeln. Wäscherin war die ganze Nacht bei ihr geblieben, und Maggie hatte keine Ahnung, ob sich ihr Zustand besserte oder nicht. Das verängstigte Mädchen namens Spülerin brachte ihnen das Frühstück, konnte aber nur sagen, dass Cady noch schlief.
Zum Frühstück gab es das Gleiche wie am vergangenen Abend: eine Art dicke Hafergrütze, die mit Heidelbeeren gesüßt war. Maggie aß sie dankbar. Die Grütze war gut - zumindest für jemanden, der solchen Hunger hatte wie sie.
»Wir haben Glück, dass wir sie haben«, meinte Jeanne und räkelte sich. Sie und P. J. saßen Maggie gegenüber auf der nackten Erde des Bodens und aßen mit den Fingern. Sie alle trugen die rauen, kratzenden Kittel und die lockeren Beinkleider der Sklaven, und Magie verfiel immer
wieder in heftige Zuckungen, wenn der Stoff an einer Stelle juckte, an die sie nicht herankam. Maggies eigene Kleider, darunter ihre kostbaren Socken, waren im hinteren Teil der Hütte versteckt worden.
»Sie bauen hier nicht viel Getreide oder Gemüse an«, fuhr Jeanne fort. »Und natürlich bekommen Sklaven kein Fleisch zu essen. Nur die Vampire und die Gestaltwandler bekommen Blut oder Fleisch.«
P. J. schauderte und zog die mageren Schultern hoch. »Wenn du es so ausdrückst, dann will ich es auch gar nicht essen.«
Jeanne grinste und zeigte dabei ihre scharfen Zähne. »Sie haben Angst, dass die Sklaven davon zu stark werden könnten. Alles hier zielt darauf ab, gerade das zu vermeiden. Vielleicht ist es dir aufgefallen, es gibt in den Sklavenquartieren auch nicht viel, das aus Holz gemacht ist.«
Maggie blinzelte. Es war ihr tatsächlich aufgefallen, ganz vage, mehr unterbewusst. Die Hütten waren aus Ziegelsteinen gebaut und hatten Böden aus festgestampftem Lehm. Und nirgendwo lagen hölzerne Gegenstände herum wie Rechen oder Besen.
»Aber was verbrennen sie denn?«, fragte sie und betrachtete den kleinen Steinherd, der direkt in den Boden der Hütte eingebaut war. Im Dach darüber war ein Loch, um den Rauch hinauszulassen.
»Verkohltes Holz, das in kleine Stücke geschnitten wird. Sie machen es draußen im Wald in Kohlegruben, und es wird streng rationiert. Jeder bekommt nur eine gewisse
Menge. Wenn sie einen Sklaven mit zusätzlichem Holz finden, richten sie ihn hin.«
»Weil Holz Vampire tötet«, sagte Maggie.
Jeanne nickte. »Und Silber tötet Gestaltwandler. Es ist Sklaven auch verboten, Silber zu haben - nicht
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