Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
größer als ihr Hunger war ihre Angst. Unzählige Leute konnten sie jetzt sehen.
»Sklaven«, sagte Jeanne knapp. »Sie werden uns nicht verraten. Schnapp dir einen Sack, in den du dich einwickeln kannst, und komm weiter. Und P. J., nimm diese lächerliche Kappe ab.«
Sklaven, dachte Maggie mit großen Augen. Sie waren alle gleich gekleidet, mit lose sitzenden Hosen und Oberteilen, die wie kurze Kleider aussahen. Jeanne trug das Gleiche - aber es hatte so viel Ähnlichkeit mit der
Kleidung der Außenwelt, dass Maggie bisher nicht wirklich darauf geachtet hatte. Was ihr jetzt auffiel war, dass alle Kleider so... so ungebügelt wirkten. Es gab keine scharfen Falten. Und keine echten Farben. Überall der gleiche undefinierbare Braunton, und die Gesichter wirkten ebenso stumpf und verblasst. Sie waren wie Drohnen.
Wie würde es sein, so zu leben? fragte sie sich, während sie sich einen rauen Sack über die Schultern warf, um das dunkle Blau ihrer Jacke zu verbergen. Ohne für das, was man tut, eine Wahl zu haben, ohne die geringste Hoffnung für die Zukunft?
Es wäre schrecklich, befand sie. Und es könnte einen Menschen einfach in den Wahnsinn treiben.
Ich frage mich, ob einige von ihnen jemals... durchdrehen?
Aber sie konnte sich nicht länger umsehen. Jeanne eilte durch eine Tür ins Freie hinaus. Direkt vor der Küche lag eine Art Garten, mit knorrigen Obstbäumen und etwas, das wie Kräuter aussah. Dann folgte ein Innenhof, und zu guter Letzt schmiegte sich eine Reihe von Hütten an die hohe, schwarze Außenmauer der Burg.
»Jetzt wird es wirklich gefährlich«, flüsterte Jeanne rau. »Wir sind hier zwar auf der Rückseite, aber wenn einer von ihnen hinausschaut und uns sieht, haben wir ein Problem. Haltet den Kopf gesenkt - und geht wie ich. Wie eine Sklavin.« Sie führte sie halb schlurfend, halb rennend zu einer Hütte.
Dieser Ort ist wie eine Stadt, durchzuckte es Maggie.
Eine Stadt innerhalb einer Mauer, mit der Burg in ihrer Mitte.
Schließlich erreichten sie die Hütte. Jeanne zog die Tür auf und schob sie hinein. Dann schloss sie die Tür wieder und sackte in sich zusammen.
»Ich glaube, wir haben es tatsächlich geschafft.« Sie klang überrascht.
Maggie schaute sich um. Der winzige Raum war dunkel, aber sie konnte primitive Möbel und Stapel von etwas sehen, das Wäsche zu sein schien. »Das ist es? Wir sind in Sicherheit?«
»Sicherheit gibt es hier nirgendwo«, entgegnete Jeanne scharf. »Aber hier können wir euch Sklavenkleider beschaffen, und wir können uns ausruhen. Ich werde die Heilerin holen«, fügte sie hinzu, als Maggie den Mund öffnete.
Als sie fort war, drehte Maggie sich zu Cady und P. J. um. Beide Mädchen zitterten. Sie sorgte dafür, dass Cady sich hinlegte, und ließ sich dann von P.J. helfen, einen der Wäschehaufen durchzusehen.
»Zieh deine nassen Sachen aus«, sagte Maggie. Sie zerrte sich selbst die Tennisschuhe von den Füßen und streifte ihre durchweichte Jacke ab. Dann kniete sie sich hin, um Cady die Schuhe auszuziehen. Das blinde Mädchen lag reglos auf einer dünnen Pritsche und reagierte nicht auf Maggies Berührung. Maggie machte sich Sorgen um sie.
Hinter ihr wurde die Tür geöffnet, und Jeanne kam mit zwei Personen herein. Eine war eine ausgezehrte, gutaussehende
Frau, die sich das dunkle Haar unordentlich zurückgebunden hatte und eine Schürze über ihrem Kittel und den Hosen trug. Die andere war ein junges Mädchen, das sehr verängstigt wirkte.
»Das ist Wäscherin.« Die Art, wie Jeanne das Wort aussprach, zeigte, dass es sich wohl um einen richtigen Namen handeln musste. »Sie ist eine Heilerin, und das Mädchen ist ihre Gehilfin.«
Erleichterung stieg in Maggie auf. »Das ist Cady«, erklärte sie. Und da sich niemand rührte und Cady nicht für sich selbst sprechen konnte, fuhr sie fort: »Sie kommt von der Außenwelt, und sie wurde von den Sklavenhändlern vergiftet. Ich bin mir nicht sicher, wie lange das zurückliegt - aber mindestens zwei Tage. Sie hatte hohes Fieber, und die meiste Zeit bewegt sie sich wie eine Schlafwandlerin...«
»Was ist das?« Die ausgezehrte Frau machte einen Schritt auf Cady zu, aber ihre Miene war alles andere als freundlich. Dann drehte sie sich wütend zu Jeanne um. »Wie konntest du dieses - Ding - hierher bringen?«
Maggie erstarrte zu Cadys Füßen. »Was reden Sie da? Sie ist krank...«
»Sie ist eine von ihnen!« Die Augen der Frau brannten dunkel, als sie Jeanne anschaute. »Und erzähl mir nicht,
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