Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
Hunter. »Ich war eine. Aber ich musste danebenstehen und zusehen, wie meine Cousinen an meiner Stelle akzeptiert wurden. Ich musste zusehen, wie halb menschliche Frauen akzeptiert wurden - wie sie willkommen geheißen wurden. Sie haben meinen Platz eingenommen - nur weil sie der weiblichen Linie entsprangen.«
Hunter schüttelte den Kopf. »Eine sehr traurige Tradition.«
Sylvias Atem ging noch einige Sekunden lang stoßweise,
dann blickte sie langsam zu dem hochgewachsenen Mann in der Mitte des Raums auf. »Ihr braucht Euch wegen meiner Loyalität keine Sorgen zu machen«, sagte sie leise. »Ich will nach der Jahrtausendwende einen Platz in dem neuen Orden. Ich bin fertig mit den Hexen.«
Hunter lächelte.
»Ich weiß«, erwiderte er leichthin und beifällig, bevor er im Raum auf und ab zu gehen begann. Er hat, was er von ihr wollte, dachte Maggie.
Beinahe beiläufig fügte er hinzu: »Sorgt nur dafür, dass Delos’ Macht im Zaum gehalten wird, bis alles entschieden ist.«
Sylvia bückte sich und nahm den Korb hoch, den Maggie vollkommen vergessen hatte.
»Die neuen Bindezauber werden halten«, stellte sie fest. »Ich habe von einer der ältesten Mitternachtshexen spezielle Zutaten mitgebracht. Und er wird nicht den leisesten Verdacht schöpfen.«
»Und niemand außer Euch kann die Zauber rückgängig machen?«
»Niemand außer mir«, bestätigte Sylvia entschieden. »Nicht einmal die Älteste aller Hexen. Oder die Jungfer, was das betrifft.«
»Braves Mädchen«, sagte Hunter und lächelte abermals. »Ich habe volles Vertrauen zu Euch. Schließlich habt Ihr Lamia-Blut in Euren Adern, das den Hexenmakel ausgleicht. Ihr seid meine Urenkelin in der achten Generation.«
Maggie hätte ihn am liebsten geschlagen.
Sie war gleichzeitig verwirrt und verängstigt, entrüstet und wütend. Soweit sie es beurteilen konnte, schien Hunter Redfern jeden zu manipulieren. Und Delos, Delos, der Prinz und die Wilde Macht, war nur eine seiner Marionetten.
Ich frage mich, was sie vorhaben, wenn er ihrem neuen Orden nicht beitreten will, dachte sie düster.
Nach einigen Sekunden hielt Hunter in seinem Auf und Ab inne und ging zur Tür. Dort blieb er kurz stehen, als lausche er, dann sah er Sylvia an.
»Ihr wisst nicht, wie glücklich es mich macht, auch nur darüber nachzudenken«, erklärte er mit einer Stimme, die nicht angespannt oder übertrieben wohlgelaunt oder zu laut war oder sonst einen falschen Ton enthielt. »Endlich einen wahren Erben zu haben. Einen männlichen Erben meiner eigenen Linie, nicht besudelt von Hexenblut. Ich hätte diese Hexe, Maeve Harman, niemals geheiratet, wenn ich gewusst hätte, dass mein Sohn noch lebte. Und dass er nicht nur lebte, sondern eigene Söhne hat! Die einzig wahren Redferns, die noch auf der Welt verblieben sind, könnte man sagen.«
Maggie, die die Zähne in die Unterlippe begraben hatte, brauchte nicht zu raten, wer auf der anderen Seite der Tür stand. Sie verfolgte angespannt das weitere Geschehen.
Und Delos kam herein, wie aufs Stichwort.
KAPITEL SECHZEHN
»Entschuldigung. Störe ich bei irgendetwas?«, fragte er.
Maggie hatte große Mühe, nicht scharf die Luft einzusaugen.
Es war immer ein kleiner Schock, ihn zu sehen. Und selbst in einem Raum mit Hunter Redfern und der blassen, strahlenden Sylvia, wirkte er auffällig. Wie ein kalter Wind, der durch die Tür fegte, schien er seine eigene Energie mit hereinzubringen, bereit dazu, jeden mit einem frostigen Hauch von Schnee hellwach zu machen.
Und natürlich war er auch unglaublich attraktiv.
Und er ließ sich nicht von Hunter beeindrucken, dachte Maggie. Er musterte seinen Urgroßvater. mit diesen furchtlosen, goldenen Augen und einem taxierenden Ausdruck auf seinem feinknochigen Gesicht.
»Ganz und gar nicht«, erwiderte Hunter Redfern leutselig. »Wir haben auf dich gewartet. Und die Feiern geplant.«
»Feiern?«
»Zu Ehren unserer Übereinkunft. Ich freue mich so sehr, dass wir uns endlich geeinigt haben. Du nicht auch?«
»Natürlich«, sagte Delos und zog, ohne eine Miene zu verziehen, seine Handschuhe aus. »Wenn wir uns tatsächlich einigen, werde ich sehr erfreut sein.«
Maggie musste sich auf die Unterlippe beißen, um
nicht zu kichern. Während sie nun Hunters oberflächliches Lächeln und Sylvias aufgesetzte Geziertheit betrachtete, stellte sie fest, dass ihr Delos’ mürrische, kalte Grimmigkeit noch nie so gut gefallen hatte wie in diesem Moment.
Närrin, schalt sie sich. Wann hätte sie dir
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