Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
lassen...«
»Ich habe versucht, sie zu Euch zu bringen. Ich dachte, das sei wichtig«, verteidigte Sylvia sich. Sie war ärgerlich und fassungslos. Und genau das hatte Hunter bezweckt, dachte Maggie benommen. Er weiß wirklich, wie man jemanden manipuliert.
Dieser Gedanke wurde jedoch sofort von dem Erstaunen erstickt, das seine Enthüllung bei ihr hervorrief.
Aradia.
Die Jungfer aller Hexen.
Also hieß sie gar nicht Arcadia, dachte Maggie. Sie hätte wenigstens das erwähnen können, nachdem ich sie die ganze Zeit über Cady genannt habe. Aber andererseits war sie auch nicht allzu oft bei Bewusstsein gewesen, und
wenn sie es war, hatte es drängendere Angelegenheiten zu besprechen gegeben.
Aradia. Aradia. Das ist wirklich hübsch.
Der Name schlug irgendeine Saite in ihren Gedanken an und brachte eine vielleicht längst vergessene Unterrichtsstunde zum Thema Mythologie wieder zum Klingen. Aradia war eine Göttin, dachte sie. Die Göttin der... ähm, Waldlichtungen oder sowas. Des Waldes. Wie Göttin Diana.
Doch was der Ausdruck »Jungfer aller Hexen« bedeutete, wusste sie nicht, aber es war offensichtlich etwas Wichtiges. Und es war nichts Böses. Nach Hunters Worten zu schließen, war klar, dass die Hexen nicht wie andere Nachtwesen waren.
Sie war die Jungfer, von der Bern und Gavin gesprochen haben, begriff Maggie. Die, die sie abliefern sollten. Also hat Sylvia sie zu Hunter Redfern bringen wollen. Aber Cady selbst hat mir gesagt - ich meine, Aradia -, dass sie bereits aus einem bestimmten Grund in dieses Tal gekommen war.
Bevor sie die Frage auch nur richtig formulieren konnte, wusste sie auch schon die Antwort.
Delos.
Durch einen Zufall, angesichts dessen sich die Haare auf Maggies Armen aufstellten, sagte Sylvia gerade in diesem Moment: »Sie wird nicht zu Delos vordringen.«
»Das will ich hoffen«, erwiderte Hunter. »Vielleicht wisst Ihr nicht, wie überzeugend sie sein kann. Eine Botschafterin von allen Hexen, die herkommt, um ihre Sache
zu vertreten... sie könnte ihn auf ihre Seite ziehen. Er hat eine verachtenswerte Schwachstelle - ein Gewissen, könnte man es nennen. Und wir wissen, dass er Kontakt zu dem menschlichen Mädchen hatte, das mit ihr geflohen ist. Wer weiß, welche Nachrichten das kleine Ungeziefer von ihr überbracht hat?«
Keine Nachrichten, dachte Maggie finster. Jedenfalls nicht durch dieses Ungeziefer. Aber wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihm auf jeden Fall welche überbracht.
»Gavin meinte, Aradia sei noch bewusstlos durch den Wahrheitstrunk - praktisch tot«, fuhr Sylvia fort. »Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche Nachrichten hätte übermitteln können. Ich würde schwören, dass Delos überhaupt nichts von ihrer Anwesenheit im Tal weiß.«
Hunter grübelte noch immer düster vor sich hin. »Die Hexen haben bereits eine Wilde Macht auf ihrer Seite.«
»Aber eine zweite werden sie nicht bekommen«, erklärte Sylvia halsstarrig. »Ich habe Leute auf die Suche nach ihr geschickt. Alle Adeligen stehen auf unserer Seite. Sie werden nicht zulassen, dass sie Delos erreicht.«
»Sie hätte schon am Anfang getötet werden sollen«, meinte Hunter. »Aber vielleicht habt Ihr ja eine Schwäche für sie - wie Ihr sie für diesen menschlichen Jungen habt.«
Hinter den Vorhängen versteifte Maggie sich.
Wie Ihr sie habt. Nicht, wie Ihr sie hattet. Und wer sonst konnte der menschliche Junge sein?
Sie biss die Zähne zusammen und lauschte mit solcher Konzentration, dass sie das Blut in ihren Ohren rauschen
hörte, während sie sich innigst wünschte, dass die beiden weiter über Miles reden würden.
Aber Hunter sprach mit seiner weichen Stimme weiter: »Oder vielleicht habt Ihr Euch ja ein wenig Loyalität zu den Hexen bewahrt.«
Sylvias bleiches Gesicht errötete. »Nein! Ich bin fertig mit ihnen, und das wisst Ihr! Ich mag noch eine Hexerin sein, aber ich bin keine Hexe mehr.«
»Es ist gut zu sehen, dass Ihr nicht vergessen habt, was sie Euch angetan haben«, sagte Hunter. »Schließlich hättet Ihr eine Herdfrau sein und Euren rechtmäßigen Platz im Hexenrat einnehmen können.«
»Ja...«
»Wie Eure Großmutter und deren Mutter vor ihr. Sie waren Harmans, ebenso wie Euer Vater. Welch ein Jammer, dass der Name nicht durch die männliche Linie weitergegeben wird. Also seid Ihr als bloße Weald geendet.«
»Ich war eine Harman«, erwiderte Sylvia mit gedämpfter Wildheit. Sie starrte wieder zu Boden, und sie schien mit sich selbst zu sprechen, statt mit
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