Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
konnte. »Doch wenn sie nur eine
der vier Mächte haben, zählt das nicht. Zwei von vier, drei von vier - das reicht nicht.«
»Wovon redest du?« Maggie wartete nicht auf eine Antwort. »Aber hör mal, ich kenne das Mädchen, das hergekommen ist, um mit dir zu reden. Es ist das Mädchen, mit dem ich auf dem Felsen war, die andere, die du vor Bern gerettet hast. Sie heißt Aradia, und sie ist die Jungfer, aller Hexen. Und Delos, sie suchen im Moment nach ihr. Sie wollen sie töten, damit sie dich nicht erreicht. Und sie ist meine Freundin.«
»Das ist Pech.«
»Wir müssen sie aufhalten«, stieß Maggie verärgert hervor.
»Das können wir nicht.«
Diese Bemerkung nahm Maggie den Wind aus den Segeln. Sie starrte ihn an. »Was redest du da?«
»Ich sage, dass wir sie nicht aufhalten können. Sie sind zu stark. Maggie, hör mir zu«, fügte er ruhig und klar hinzu, als sie einen unzusammenhängenden Protest zu stammeln begann.
Das ist das erste Mal, dass er meinen Namen laut ausgesprochen hat, dachte sie benommen, dann konzentrierte sie sich auf seine Worte.
»Es ist nicht nur der Zauber, mit dem sie mich belegt haben. Und es ist nicht nur der Umstand, dass sie die Burg kontrollieren. Oh ja, das tun sie«, sagte er mit einem bitteren Lachen und ließ sie erneut nicht zu Wort kommen. »Du bist noch nicht sehr lange hier; du verstehst das nicht. Die Adeligen sind Jahrhunderte alt, zumindest die
meisten von ihnen. Sie schätzen es nicht, von einem frühreifen Kind mit unheimlichen Mächten regiert zu werden. Sobald Hunter aufgetaucht war, haben sie ihre Loyalität auf ihn verlagert.«
»Aber...«
»Er ist alles, was sie bewundern. Der perfekte Vampir, das ultimative Raubtier. Er ist skrupellos und blutdurstig, und er will ihnen die ganze Welt als Jagdgrund geben. Denkst du wirklich, dass irgendeiner von ihnen dem widerstehen kann? Nachdem sie jahrelang vernunftlose, verwirrte Tiere gejagt haben, die streng rationiert wurden? Und vielleicht hie und da als besonderen Leckerbissen einen vor Angst quiekenden Sklaven? Denkst du, sie werden ihm nicht bereitwillig folgen?«
Maggie schwieg. Es gab nichts, was sie darauf erwidern konnte.
Er hatte recht, und es war beängstigend.
»Und das ist noch nicht alles«, fuhr er unbarmherzig fort. »Möchtest du eine Prophezeiung hören?«
»Eigentlich nicht«, antwortete Maggie. Prophezeiungen hatte sie inzwischen mehr als genug gehört. Das reichte für ein ganzes Leben.
Er beachtete sie nicht. »Mein alter Lehrer hat mir davon erzählt«, sagte er.
Vier müssen zwischen Licht und Dunkel stehen.
Vier mit dem blauen Feuer, der Macht in ihrem Blut.
Geboren im Jahr der Vision der blinden Jungfer.
Fehlt von den Vieren einer, siegt das Dunkel.
»Ähm«, sagte Maggie. Für sie klang es einfach nach einem weiteren geheimnisvollen Spruch. Das einzig Interessante daran war, dass die blinde Jungfer erwähnt wurde. Das musste Aradia sein, oder? Sie war wirklich eine berühmte Hexe.
»Was bedeutet: >Geboren im Jahr der Vision der blinden Jungfer?<«, fragte sie.
»Es bedeutet, dass alle Wilden Mächte gleich alt sind, geboren vor siebzehn Jahren«, erklärte Delos ungeduldig. »Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist die letzte Zeile: >Fehlt von den Vieren einer, siegt das Dunkel. < Das bedeutet, dass die Dunkelheit obsiegen wird, Maggie.«
»Wie meinst du das?«
»Es ist unausweichlich. Es ist unmöglich, dass die Menschen und die Hexen alle vier Wilden Mächte auf ihre Seite ziehen können. Und wenn es auch nur einer weniger ist als vier, wird die Dunkelheit siegen. Die Vampire brauchen lediglich eine der Wilden Mächte zu töten, und es ist alles vorbei. Verstehst du denn nicht?«
Maggie starrte ihn an. Sie verstand durchaus, was er sagte, und es war noch erschreckender als das, was er zuvor gesagt hatte. »Aber das heißt nicht, dass wir einfach aufgeben dürfen«, erwiderte sie und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu enträtseln. »Wenn wir das tun, wird alles vorbei sein. Wir können nicht einfach kapitulieren und sie siegen lassen.«
»Natürlich nicht«, entgegnete er rau. »Wir müssen uns ihnen anschließen.«
Es folgte ein langes Schweigen. Maggie wurde bewusst, dass ihr der Unterkiefer nach unten geklappt war.
»Was?«
»Wir müssen auf der Seite der Sieger stehen, und das ist die Seite der Vampire.« Er sah sie aus goldenen Augen an, die so entrückt und von tödlicher Ruhe erfüllt waren wie die eines Panthers. »Es tut mir leid um deine Freunde,
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