Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
er. »Pass nur auf.«
Er beugte sich wütend über sie, und sie konnte seine Absicht in seinen Augen sehen. Er wollte ihr Angst machen, wollte ihr ihre Illusionen rauben...
... und er küsste sie auf den Mund. Ein Kuss wie Regentropfen, die auf kühles Wasser fielen.
Maggie klammerte sich verzweifelt an ihn und erwiderte seinen Kuss. Wo sie einander berührten, verschmolzen sie miteinander.
Dann spürte sie, wie er in ihren Armen erzitterte, und sie waren beide verloren.
Es war wie bei jenem ersten Mal, als ihrer beider Geist eins wurde. Maggie spürte ein Pulsieren, das ihren ganzen Körper umfasste. Sie konnte spüren, wie sich die Verbindungen zwischen ihnen öffneten, sie konnte spüren, wie sie an jenen wunderbaren, stillen Ort gehoben wurde, an dem nur sie beide existierten und nichts anderes von Bedeutung war.
Vage nahm sie wahr, dass ihr Körper nach vorn kippte, dass sie beide fielen, verschlungen in einer innigen Umarmung. Aber an dem stillen Ort von kristalliner Schönheit, an dem sie wirklich war, standen sie einander in einem weißen Licht gegenüber.
Es war, als sei sie wieder in seinem Geist, aber diesmal stand er vor ihr und schaute sie direkt an. Er sah nicht länger aus wie eine endzeitliche Waffe oder auch nur wie ein Vampir. Seine von schwarzen Wimpern umrahmten, goldenen Augen blickten groß wie die eines ernsten Kindes. In seinem Gesicht lag eine schreckliche Sehnsucht.
Er schluckte, dann hörte sie seine Gedankenstimme. Sie war kaum mehr als ein Seufzen. Ich will das nicht...
Doch, du willst es , unterbrach sie ihn ungehalten. Die
üblichen Barrieren, die zwischen zwei Leuten vorhanden waren, schmolzen; sie wusste, was er fühlte, und es gefiel ihr nicht, angelogen zu werden.
... Ich will nicht, dass das endet , fügte er hinzu.
Oh.
Plötzlich stiegen Maggie heiße Tränen in die Augen.
Sie tat, was ihr Instinkt ihr gebot, und streckte die Hände nach ihm aus. Und dann umarmten sie sich in ihrem Geist, geradeso wie ihre Körper sich umarmten, und da war wieder dieses Gefühl von unsichtbaren Flügeln um sie herum.
Maggie konnte Bruchstücke seiner Gedanken auffangen, nicht nur die an der Oberfläche, sondern auch in solcher Tiefe, dass sie sich nicht sicher war, ob er überhaupt wusste, dass er sie dachte. So einsam... immer so einsam gewesen. So ist es mir bestimmt. Immer allein ...
Nein, du bist nicht allein, antwortete sie und versuchte, ihre Worte an den tiefsten Teil seines Wesens zu schicken. Ich werde nicht zulassen, dass du allein bist. Und es war uns bestimmt, so zu sein; kannst du es nicht fühlen?
Was sie fühlen konnte, war seine machtvolle Sehnsucht. Aber sie konnte ihn nicht sofort überzeugen.
Sie hörte etwas wie Schicksal... Und sie sah Bilder aus seiner Vergangenheit. Sein Vater. Seine Lehrer. Die Adeligen. Selbst die Sklaven, die die Prophezeiungen gehört hatten. Sie alle glaubten, dass er nur einen Daseinszweck hatte, und dieser hatte etwas mit dem Ende der Welt zu tun.
Du kannst dein Schicksal verändern, sagte sie. Du brauchst
dich ihm nicht zu fügen. Ich weiß nicht, was mit der Welt geschehen wird, aber du brauchst nicht zu sein, was sie sagen. Du hast die Macht, gegen sie zu kämpfen!
Einen Herzschlag lang schien das Bild seines Vaters näher zu kommen, groß und schrecklich, seines Vaters, betrachtet durch die Augen der Kindheit. Dann verschwammen die Züge und veränderten sich gerade so weit, dass sie zu Hunter Redfern wurden, mit dem gleichen, anklagenden Licht in seinen goldenen Augen.
Im nächsten Moment wurde das Bild durch eine Gezeitenwoge der Wut von Delos weggeschwemmt.
Ich bin keine Waffe.
Das weiß ich, antwortete Maggie ihm.
Von jetzt an kann ich wählen, was ich sein will. Ich kann wählen, welchem Pfad ich folgen will.
Ja, erwiderte Maggie.
Delos sagte schlicht: Ich entscheide mich dafür, mit dir zu gehen.
Seine Wut war erloschen. Für einen kurzen Moment bekam sie ein anderes Bild von ihm; sie sah sich so, wie sie sich schon einmal mit seinen Augen gesehen hatte.
Er betrachtete sie nicht als ein Sklavenmädchen mit staubigem Haar und schmutzigem Gesicht und rauem Sackleinen als Kleidung. Er sah sie als das Mädchen mit dem herbstfarbenen Haar und den endlos tiefen Augen - Augen, die niemals zauderten, sondern ihm direkt in die Seele schauten. Er sah sie als warm und lebendig, und sie schmolz das schwarze Eis seines Herzens und machte ihn frei.
Und dann war auch dieses Bild verschwunden und sie hielten einander nur
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