Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
vergessen. Und die anderen Hexen werden dich genauso wenig vergessen, wenn ich etwas zu sagen habe.«
Maggie schluckte. Sie wollte nicht in Tränen ausbrechen, denn sie hatte Angst, dass sie dann nicht mehr würde aufhören können.
Glücklicherweise schaute Jeanne zwischen ihnen hin und her, als verfolge sie ein Tennisspiel. »Was soll der
ganze sentimentale Quatsch?«, fragte sie scharf. »Wovon redet ihr überhaupt?«
Maggie erzählte es ihr. Sie sprach nicht nur davon, dass Aradia die Jungfer der Hexen war, sondern berichtete auch alles, was sie aus der belauschten Unterhaltung zwischen Hunter Redfern und Sylvia wusste.
»Die Hexen haben also die Nachtwelt verlassen«, murmelte Aradia, als Maggie zum Ende kam. »Sie waren schon fast bereit dazu, als ich fortging.«
»Du bist hergekommen, um mit Delos zu sprechen«, sagte Maggie.
Aradia nickte. »Wir haben gehört, dass Hunter eine Spur hatte, was die nächste Wilde Macht betraf. Und wir wussten, dass er nicht riskieren würde, dass der Zirkel der Morgendämmerung sie zu fassen bekam.«
Jeanne rieb sich die Stirn. »Was ist der Zirkel der Morgendämmerung?«
»Es ist der letzte Zirkel der Hexen - aber er ist nicht nur für Hexen gedacht. Er ist auch für Menschen gedacht, und für Gestaltwandler und Vampire, die in Frieden mit den Menschen leben wollen. Und jetzt ist er offen für jeden, der sich der Dunkelheit widersetzt.« Sie dachte einen Moment lang nach und fügte hinzu: »Ich habe früher zum Zirkel der Morgendämmerung gehört, zu den... nicht ganz so bösen Hexen.« Sie lächelte, doch das Lächeln verblasste schnell wieder. »Aber jetzt gibt es im Grunde nur noch zwei Seiten, zwischen denen man wählen kann. Es gibt das Tageslicht oder die Dunkelheit, und das ist alles.«
»Delos steht nicht wirklich auf der Seite der Dunkelheit«, sagte Maggie und spürte dabei, wie der Schmerz in ihrer Brust stärker wurde. »Er ist nur - verwirrt. Er würde sich euch anschließen, wenn er nicht glaubte, dass ich dann getötet werden würde.«
Aradia drückte ihr noch einmal die Hand. »Ich glaube dir«, erwiderte sie sanft.
»Du bist also eine große Nummer bei den Hexen, hm?«, erkundigte sich Jeanne.
Aradia wandte sich zu ihr um und lachte. »Ich bin ihre Jungfer, die Repräsentantin der jungen Hexen. Wenn ich lange genug lebe, werde ich eines Tages ihre Mutter sein und dann ihre Älteste.«
»Wie spaßig. Aber fällt dir bei alledem denn immer noch keine Möglichkeit ein, wie du uns von hier wegbringen könntest?«
Aradia wurde schnell wieder nüchtern. »Ich kann nicht. Es tut mir leid. Wenn - es hat nicht viel Sinn -, aber wenn ich etwas tun kann, dann besteht meine Fähigkeit einzig darin, eine Prophezeiung auszusprechen.«
Maggie stieß unwillkürlich einen Laut aus.
»Sie kam mir, während ich in der Hütte der Heilerin geschlafen habe«, fügte Aradia entschuldigend hinzu. »Und es war nur ein Gedanke, eine Vorstellung: Wenn es in diesem Tal überhaupt Hilfe geben kann, dann muss man an das wahre Herz der Leute appellieren.«
Jeanne machte ein Geräusch, das viel lauter und unhöflicher war als das, was Maggie zuvor von sich gegeben hatte.
»Da wäre noch etwas«, sagte Aradia und wandte ihre großen, trüben Augen in Maggies Richtung, dann fuhr sie so sanft wie eh und je fort: »Ich hätte das schon früher erwähnen sollen. Ich kann dir etwas über deinen Bruder berichten.«
KAPITEL ACHTZEHN
Maggie starrte sie wild an.
»Du kannst... was?«
»Ich hätte es dir schon früher erzählen sollen«, sagte Aradia. »Aber mir ist erst bewusst geworden, dass er dein Bruder ist, als ich wieder klarer denken konnte. Ihr seid euch sehr ähnlich, aber mein Verstand war so umwölkt, dass ich zuerst keinen Zusammenhang gesehen habe.« Dann fügte sie schnell und mit schrecklicher Sanftheit hinzu: »Aber Maggie, ich will dir keine Hoffnungen machen. Ich glaube nicht, dass es eine große Chance gibt, dass es ihm gut geht.«
Maggie wurde ganz still. »Sag es mir.«
»Tatsächlich hat er mich schon einmal gerettet, bevor du kamst. Ich kam in dieses Tal, aber ich war nicht allein - es waren mehrere andere Hexen bei mir. Wir wussten nicht, wo genau der Pass war - wir hatten von unseren Spionen in Hunter Redferns Haus nur unvollständige Informationen erhalten.«
Maggie atmete tief durch und nickte.
»Es war am Abend von Samhain - Halloween. Wir wanderten in dem Gebiet umher, in dem wir den Pass vermuteten, und versuchten, einen Zauber zu finden, der
Weitere Kostenlose Bücher