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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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SECHS
    James reagierte blitzschnell. Er nahm den mit Wasser gefüllten Plastikbecher vom Nachttisch und reichte ihn Poppy. Sie verstand. Schwindlig und benommen, wie sie war, trank sie einen großen Schluck Wasser und leckte sich die Lippen, um jegliche Blutspuren abzuwaschen.
    »Was macht ihr da?«, wiederholte Phillip und kam ins Zimmer. Sein Blick war auf James gerichtet. Das war gut, denn Poppy bemühte sich gerade, die Spuren zu verbergen, die James beim Biss in ihren Hals hinterlassen hatte.
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, sagte sie und erkannte sofort, dass das ein Fehler war. Phillip, der sonst die Ruhe selbst war, wirkte heute Abend sehr nervös.
    Mom hat es ihm gesagt, dachte Poppy.
    »Ich meine, wir haben gar nichts gemacht«, versuchte sie einzulenken. Es nutzte nichts. Phillip war eindeutig in der Stimmung, die ganze Welt als Bedrohung für seine Schwester anzusehen. Und Poppy konnte ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Schließlich hatte er sie beide in einer seltsamen Umarmung auf einem zerwühlten Krankenhausbett überrascht.
    »James hat mich getröstet, weil ich solche Angst
hatte«, sagte sie und versuchte gar nicht erst zu erklären, warum er ihren Kopf in seinem Arm gewiegt hatte. Aber sie warf einen verstohlenen Blick auf sein Handgelenk und sah, dass sich die Wunde bereits wieder schloss und die Narbe verblasste.
    »Es ist alles in Ordnung«, warf James ein. Er stand auf und richtete seinen silbernen Blick beschwörend auf Phillip. Aber der gab ihm kaum eine Chance. Er starrte nur Poppy an.
    Es klappt nicht, dachte sie. Vielleicht ist Phillip zu aufgebracht, um hypnotisiert werden zu können. Oder zu stur.
    Sie sah James fragend an, der mit einem leichten Kopfschütteln antwortete. Er wusste anscheinend auch nicht, wo das Problem lag.
    Aber beiden war klar, was das bedeutete. James musste gehen. Poppy kam sich betrogen vor und war frustriert. Alles, was sie wollte, war, mit James zu reden, mit ihm in ihren neuen Entdeckungen zu schwelgen - und das konnte sie jetzt nicht mehr. Nicht, wenn Phillip dabei war.
    »Wieso bist du eigentlich hier?«, fragte sie ihn leicht gereizt.
    »Ich habe Mom hergefahren. Du weißt, sie fährt nicht gern in der Dunkelheit. Und ich habe dir das hier mitgebracht.« Er legte seinen MP3-Player auf den Nachttisch. »Ich habe deine gesamte Lieblingsmusik draufgespielt.«

    Poppy spürte, wie ihr Ärger wich. »Das ist lieb von dir, danke.« Sie war gerührt, besonders, weil er nicht wie sonst gesagt hatte: »Deine nervige Wummermusik.«
    Phil zuckte mit den Achseln und warf James einen bösen Blick zu.
    Armer Phil, dachte Poppy. Ihr Bruder sah wirklich mitgenommen aus. Seine Augen waren geschwollen.
    »Wo ist Mom?«, wollte sie gerade fragen, als ihre Mutter hereinkam.
    »Ich bin zurück, Schatz«, sagte sie mit einem fröhlichen Lächeln. »James, wie nett, dass du gekommen bist«, fügte sie überrascht hinzu.
    »Ja, aber er wollte gerade gehen«, betonte Phil. »Ich zeige ihm den Weg hinaus.«
    James verschwendete keine Kraft auf einen Kampf, den er nicht mehr ohne größeres Aufsehen gewinnen konnte. Er wandte sich an Poppy. »Ich komme dich morgen wieder besuchen.«
    Es lag ein Blick in seinen grauen, jetzt nicht mehr silbern glänzenden Augen, der ganz allein für sie bestimmt war. Ein Blick, der in all den Jahren, die sie ihn schon kannte, nie da gewesen war.
    »Auf Wiedersehen, James«, sagte sie leise. »Und - danke für alles.« Sie wusste, dass er verstand, was sie damit meinte.
    Erst als er aus der Tür war, dicht dahinter Phil, der
ihm auf den Fersen folgte wie ein Rausschmeißer einem randalierenden Gast, kam ihr ein Gedanke.
    James hatte gesagt, dass sie in Gefahr war, wenn sie nicht genug von seinem Blut trank. Aber sie waren, kurz nachdem sie angefangen hatten, schon wieder unterbrochen worden. Habe ich genug getrunken?, fragte Poppy sich. Und was wird passieren, wenn nicht?
    Sie hatte keine Ahnung und James konnte sie jetzt auch nicht mehr fragen.
     
    Phil folgte James sogar aus dem Krankenhaus hinaus.
    Nicht heute Abend, dachte James. Er war nicht in der Stimmung, sich mit Phillip North abzugeben. Seine Geduld war am Ende und sein Verstand damit beschäftigt auszurechnen, ob Poppy genug von seinem Blut getrunken hatte, um in Sicherheit zu sein. Er nahm es an, aber je schneller sie mehr bekam, desto besser.
    »Ich komme dich morgen wieder besuchen«, äffte Phil ihn nach, während sie in die Tiefgarage gingen. »Das kannst du dir

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