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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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selbst war.
    Seine sinnlose Wut schwand. Er holte tief Luft.
    »Okay, verstehe«, antwortete er heiser. Es gefiel ihm zwar nicht, dass James ihm Befehle gab, aber in diesem Fall ging es nicht anders. »Aber sie ist doch tot, nicht wahr?«
    »Es ist nichts schiefgegangen, Phil.« James sah sich ernst im Wohnzimmer um. »Alles ist genau so abgelaufen wie geplant. Bis auf den Schlamassel hier. Ich wollte, dass deine Eltern zurückkommen und Poppy tot im Bett finden. Aber das geht jetzt nicht mehr. Dieses Durcheinander können wir nur mit der Wahrheit erklären.«
    »Und die wäre?«
    »Du bist in ihr Zimmer gegangen, hast gesehen, dass sie tot ist, und bist ausgeflippt vor Trauer. Und dann
habe ich deine Eltern angerufen. Du weißt doch, in welchem Restaurant sie sind, oder?«
    »Ja, im ›Valentino‹. Mom sagte, sie hatten Glück, noch einen Tisch zu bekommen.«
    »Okay. Dann wird es klappen. Aber zuerst müssen wir Poppys Schlafzimmer aufräumen. Die Kerzen und der andere Kram müssen weg. Es muss so aussehen, als wäre sie ganz normal eingeschlafen wie an jedem anderen Abend auch.«
    Phil sah in den Garten. Draußen wurde es gerade erst dunkel. Aber Poppy hatte in den letzten paar Tagen früh geschlafen. »Wir werden sagen, dass sie müde wurde und uns ins Wohnzimmer zum Fernsehen geschickt hat.« Er bemühte sich, seine Benommenheit zu vertreiben und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. »Und dann bin ich nach einer Weile in ihr Zimmer gegangen, um nach ihr zu sehen.«
    »Gut«, sagte James mit einem leichten Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
    Die beiden brauchten nicht lange, um Poppys Zimmer aufzuräumen. Das Schlimmste dabei war, dass Phil Poppy immer ansehen musste und sich jedes Mal sein Herz schmerzhaft verkrampfte. Sie sah so klein, so zerbrechlich aus. Er hasste es, ihr die Stofftiere wegzunehmen.
    »Sie wird doch wieder aufwachen?«, fragte er, ohne James anzusehen.

    »Ich hoffe es.« James’ Stimme klang sehr müde. »Wenn nicht, brauchst du mich nicht mit einem spitzen Holzpfahl zu jagen, Phil. Das werde ich schon selbst übernehmen.«
    Phil war geschockt - und wütend. »Sei nicht blöd«, sagte er brutal. »Wenn Poppy für etwas stand - wenn sie für etwas steht -, dann ist es Lebenswille. Sie würde niemals wollen, dass du dein Leben wegwirfst. Außerdem hast du dein Bestes getan, auch wenn etwas schiefgehen sollte. Dir selbst Vorwürfe zu machen, ist völliger Blödsinn.«
    James sah ihn ausdruckslos an, und Phil fiel auf, dass es ihnen beiden gelungen war, einander zu verblüffen. Dann nickte James langsam: »Danke.«
    Es war ein Meilenstein, das erste Mal, dass sie auf der gleichen Wellenlänge waren. Phil spürte eine seltsame Verbindung zwischen ihnen.
    Er wandte den Blick ab. »Wird es nicht Zeit, im Restaurant anzurufen?«, fragte er energisch.
    James schaute auf seine Uhr. »In ein paar Minuten.«
    »Wenn wir zu lange warten, sind sie schon weg.«
    »Das ist egal. Was zählt, ist, dass kein Notarzt versucht, Poppy wiederzubeleben oder sie ins Krankenhaus zu bringen. Und das bedeutet, ihr Körper muss kalt sein, bevor jemand kommt.«
    Eine Welle von blankem Entsetzen überlief Phil.
    »Du bist doch kalt wie eine Schlange.«

    »Ich denke nur praktisch«, sagte James geduldig, als würde er mit einem Kind reden. Er berührte Poppys marmorweiße Hände auf der Bettdecke. »Gut. Es ist Zeit. Ich werde anrufen, und du kannst wieder den wilden Mann spielen, wenn du willst.«
    Phil schüttelte den Kopf. Er hatte keine Energie mehr. Aber er spürte den Drang zu weinen, was fast genauso gut war. Zu weinen und zu weinen, wie ein Kind, das einsam und verletzt war.
    »Hol Mom«, sagte er mit belegter Stimme.
    Er kniete sich neben Poppys Bett auf den Boden und wartete. Die Musik war verstummt. Aus dem Wohnzimmer war leises Gemurmel aus dem Fernseher zu hören. Er wusste nicht, wie viel Zeit verging, bis ein Auto in der Einfahrt hielt.
    Dann lehnte er sich mit der Stirn gegen Poppys Matratze. Seine Tränen waren echt. In diesem Moment war er sicher, dass er sie für immer verloren hatte.
    »Wappne dich«, sagte James hinter ihm. »Sie sind da.«

KAPTITEL ELF
    Die nächsten Stunden waren die schlimmsten in Phils Leben. Er musste die grenzenlose Trauer seiner Mutter, die Ankunft von Dr. Franklin, der den Totenschein ausstellte, und der Männer vom Beerdigungsinstitut, die schließlich Poppys Leiche abholten, durchstehen.
    James blieb die ganze Zeit über bei der Familie. Er half, eine Autopsie

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