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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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noch da sein, musst du wissen.«
    Aber ich vielleicht nicht, dachte Poppy. Das alles ist ein Wagnis. Und ich wäre es nie eingegangen, wenn nicht die einzige Alternative gewesen wäre, kampflos aufzugeben. Ich habe gekämpft, nicht wahr? Wenigstens habe ich gekämpft.
    »Ja, das hast du«, sagte Phil mit zitternder Stimme. Poppy hatte gar nicht gemerkt, dass sie laut gesprochen hatte. »Du warst immer eine Kämpfernatur. Ich habe so viel von dir gelernt.«
    »Und ich von dir. Halte meine Hand.« Ihre Zunge fühlte sich dick und pelzig an. Sie hörte selbst, dass ihre Stimme nur noch ein Hauch war. Phil nahm eine Hand und James die andere.
    Das war gut. So sollte es sein, mit dem Stofflöwen und dem Eselchen neben ihr auf den Kissen und Phil und James, die ihre Hände hielten. Alles war so schön, so heiter …
    »Oh Poppy«, flüsterte Phil.
    »Du hältst dich großartig, Honey«, sagte James. »Alles ist genau so, wie es sein soll.«
    Das hatte sie hören wollen. Sie ließ sich von der Musik einlullen, und es war, als würde sie ohne Angst einschlafen. Im allerletzten Moment fiel ihr etwas ein. Sie hatte James nicht gesagt, dass sie ihn liebte. Selbst dann nicht, als er ihr seine Liebe gestanden hatte.

    Sie versuchte, genug Atem und Kraft aufzubringen, um es nachzuholen. Aber es war zu spät. Die Welt da draußen war fort und sie spürte ihren Körper nicht länger. Sie schwebte durch Dunkelheit, und die Musik wurde immer leiser, bis sie ganz verstummte …
    »Schlaf.« James lehnte sich tief über Poppy. »Wache nicht auf, bis ich dich rufe. Schlaf.«
    Phils Körper verkrampfte sich. Poppy sah so friedlich aus. Sie war blass, ihre roten Locken waren wie ein Fächer auf dem Kissen ausgebreitet, und ihre Lippen waren leicht geöffnet, als würde sie schlafen. Sie sah aus wie eine Porzellanpuppe. Aber je stiller sie wurde, desto mehr Angst bekam er.
    Ich werde damit fertig, sagte er sich. Ich muss.
    Poppy machte ein leises Geräusch und plötzlich bewegte sie sich. Ihre Brust hob und senkte sich. Sie packte Phils Hand fester und ihre Augen flogen auf. Aber sie schien nichts zu sehen. Sie wirkte nur erstaunt.
    »Poppy!« Phil griff nach ihr. »Poppy!« Das keuchende Atmen hörte auf. Dann schlossen sich ihre Augen und ihr Körper fiel in die Kissen zurück. Ihre Hand, die Phil hielt, wurde schlaff.
    »Poppy!« Er hörte den gefährlichen, hysterischen Tonfall in seiner Stimme. »Poppy, wach auf! Wach auf!« Er packte ihre Schultern und schüttelte sie heftig.
    Ein Paar Hände stießen ihn weg. »Was, zum Teufel, machst du da?«, fragte James ruhig.

    »Poppy? Poppy?« Phil konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Ihr Gesicht sah so unschuldig aus.
    Und dann veränderte es sich, wurde weiß und durchsichtig wie bei einem Geist. Obwohl Phil noch nie eine Leiche gesehen hatte, erkannte er instinktiv, was geschehen war.
    Poppy war fort. Nur ihr Körper war zurückgeblieben.
    Phil warf den Kopf zurück und heulte wie ein Tier.
    »Du hast sie getötet!« Er rollte vom Bett und sprang James an. »Du hast gesagt, sie würde nur schlafen, aber du hast sie getötet. Sie ist tot!«
    James wich dem Angriff nicht aus. Stattdessen packte er Phil und zerrte ihn auf den Flur.
    »Das Gehör schwindet als Letztes«, fauchte er Phil an. »Sie könnte alles noch mitbekommen.«
    Phil riss sich los und rannte ins Wohnzimmer. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne und voller Zerstörungswut. Poppy war tot. Er packte das Sofa und warf es um, dann trat er gegen den Wohnzimmertisch. Er griff nach einer Lampe, riss den Stecker heraus und schleuderte sie in den offenen Kamin.
    »Hör auf!«, schrie James über den Lärm hinweg.
    »Du hast sie getötet!« Phil rannte zu ihm und versuchte, ihn zu würgen.
    James’ Augen blitzten silbern auf. Er packte Phils Handgelenke mit eisernem Griff.
    »Hör sofort auf, Phil!«, warnte er ihn.

    Etwas an der Art, wie er es sagte, ließ Phil zur Besinnung kommen. Fast schluchzend rang er nach Atem.
    »Ich werde dich töten, wenn ich es muss, damit Poppy in Sicherheit bleibt.« James’ Stimme war immer noch drohend und wild. »Und sie ist nur sicher, wenn du dich zusammenreißt und genau tust, was ich dir sage. Und zwar wortwörtlich, kapiert?« Er schüttelte Phil heftig und knallte ihn dabei fast mit dem Kopf gegen die Wand.
    Seltsamerweise waren seine Worte genau richtig gewesen. James hatte gesagt, dass er alles für Poppy tun würde. Alles. Und Phil vertraute ihm inzwischen, so seltsam das auch für ihn

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