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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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weggeführt werden. Phil selbst zitterte am ganzen Körper, als er eine Rose auf den Sarg legte.

    Erst beim Leichenschmaus zu Hause sah er James wieder und er erschien ihm wie aus einer anderen Welt. Er wusste nicht, was er tun sollte. James passte nicht zu dem, was hier geschah. Am liebsten hätte er ihm gesagt, er solle verschwinden.
    Aber bevor er etwas tun konnte, kam James zu ihm und flüsterte ihm zu: »Sei heute Nacht um elf Uhr bereit.«
    Phil zuckte zusammen. »Weswegen?«
    »Sei nur bereit, okay? Und such ein paar von Poppys Kleidern zusammen. Etwas, das niemand vermissen wird.« Phil schwieg und James warf ihm einen verzweifelten Blick zu.
    »Wir müssen sie rausholen, du Blödmann. Oder willst du sie im Sarg liegen lassen?«
    Peng. Die ihre beiden Welten waren zusammengeprallt. Für einen Moment befand Phil sich im Nirgendwo.
    »Ich kann das nicht. Ich kann es nicht tun.« Seine normale Welt war in Scherben zerbrochen. Er lehnte sich gegen die Wand und flüsterte: »Du bist verrückt.«
    »Nein, du bist verrückt. Du benimmst dich, als wäre es nie passiert. Aber du musst mir helfen. Ich kann es allein nicht schaffen. Sie wird zunächst völlig verwirrt sein wie eine Schlafwandlerin. Sie wird dich brauchen.«
    Das elektrisierte Phil. Er fuhr hoch und fragte leise: »Hast du sie letzte Nacht gehört?«

    James wandte den Blick ab. »Sie war nicht wach. Sie hat nur geträumt.«
    »Wie konnten wir sie von so weit weg hören? Selbst mein Dad hat sie gehört.« Er packte James am Revers. »Bist du sicher, dass sie okay ist?«
    »Vor einer Minute warst du noch fest davon überzeugt, dass sie tot ist. Jetzt willst du eine Garantie dafür, dass es ihr gut geht. Nun, ich kann dir keine geben.« Er starrte Phil mit eiskalten, grauen Augen an. »Ich habe das noch nie vorher gemacht, okay? Ich habe die Regeln zwar genau befolgt. Aber es kann trotzdem immer etwas schiefgehen. Eines weiß ich jedoch genau«, sagte er angespannt, als Phil den Mund öffnete. »Wenn wir sie einfach dort lassen, wird ihr Erwachen sehr unerfreulich werden.«
    Phil ließ James’ Jackett langsam los. »Okay. Es tut mir leid. Ich kann das alles einfach noch nicht richtig glauben.« Er sah auf und bemerkte, dass James’ Miene etwas milder geworden war. »Aber wenn sie letzte Nacht geschrien hat, muss sie doch am Leben sein, oder?«
    »Sie ist stark. Ich habe noch nie einen stärkeren Telepathen erlebt. Sie wird wirklich etwas ganz Besonderes werden.«
    Phil versuchte, es sich nicht vorzustellen. Natürlich, James war auch ein Vampir, und er sah die meiste Zeit ganz normal aus. Aber in seiner Fantasie stellte er sich Poppy vor wie ein Monster aus einem Horrorfilm, mit
roten Augen, kalkweißer Haut und bluttriefenden Zähnen.
    Wenn sie so erwachen würde, würde er zwar auch versuchen, sie zu lieben. Aber ein Teil von ihm würde einen spitzen Holzpfahl holen wollen …
     
    Der Friedhof sah bei Nacht völlig anders aus. Die Dunkelheit schien undurchdringlich. Es gab ein Schild an dem schmiedeeisernen Eingangstor, auf dem stand: »Keine Besucher nach Sonnenuntergang«, aber das Tor selbst stand offen.
    Ich will hier weg, dachte Phil.
    James fuhr die Straße entlang, die den Friedhof umrundete, und parkte unter einem riesigen, uralten Gingko-Baum.
    »Was ist, wenn uns jemand sieht? Gibt’s hier keine Wachen oder so etwas?«, fragte Phil ängstlich.
    »Nur einen Nachtwächter. Und der schläft. Dafür habe ich gesorgt, bevor ich dich abgeholt habe.« James stieg aus und begann, eine Menge Sachen aus dem Kofferraum zu holen.
    Zwei schwere Taschenlampen. Ein Stemmeisen. Einige alte Bretter und Planen. Und zwei brandneue Schaufeln.
    »Hilf mir mal beim Tragen.«
    »Wozu brauchst du den ganzen Kram?« Aber Phil half ihm. Der Kies knirschte unter seinen Schritten,
während er James einen der kleinen, gewundenen Wege hinauffolgte. Sie stiegen eine alte Holztreppe hoch und waren bald an Poppys Grab angekommen.
    Es besaß natürlich noch keinen Grabstein. Nur ein schlichtes Holzkreuz stand darauf.
    James warf seine Last ins Gras und kniete sich hin, um den Boden im Schein der Taschenlampe zu untersuchen.
    Phil stand still daneben und sah sich auf dem Friedhof um. Er hatte immer noch Angst. Zum Teil war es die Angst, erwischt zu werden, bevor sie fertig waren, und zum Teil auch die Angst, eben nicht erwischt zu werden. Die einzigen Geräusche kamen vom Zirpen der Grillen und von dem in der Ferne rauschenden Verkehr. Die Zweige der Bäume und die Büsche

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