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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wogten sachte im Wind.
    »Okay«, sagte James. »Zuerst müssen wir vorsichtig den Rollrasen abheben.«
    »Was?« Phil hatte nicht darüber nachgedacht, wieso schon Gras auf dem neuen Grab war. Natürlich handelte es sich um fertige Rasenstücke. James hatte die Kante eines Stücks gefunden und rollte es auf wie einen Teppich.
    Phil fand eine weitere Kante. Die Stücke waren schwer. Aber sie ließen sich leicht aufrollen und an den Fuß des Grabs schieben.
    »Lass sie dort liegen. Hinterher müssen wir sie wieder
drauflegen«, keuchte James. »Wir wollen ja nicht, dass es so aussieht, als hätte jemand in dem Grab herum gewühlt.«
    Phil ging ein Licht auf. »Deshalb hast du die Planen und den ganzen Kram mitgebracht.«
    »Ja. Ein bisschen Unordnung ist nicht verdächtig. Aber wenn wir überall Erde verstreuen, wird jemand ins Grübeln kommen.« James legte die Bretter um das Grab herum und breitete dann die Planen aus. Phil half ihm, sie glatt zu streichen.
    Unter dem Rasen befand sich frischer Lehmboden. Phil legte die Taschenlampe hin und nahm eine Schaufel.
    Ich kann nicht glauben, dass ich das tue, dachte er.
    Aber er tat es. Und solange er sich ganz auf die körperliche Arbeit konzentrierte, war es okay. Er trat auf die Schaufel.
    Sie fuhr direkt und ohne Widerstand in den Boden. Es war leicht, die erste Schaufel voll Erde hochzuheben und auf die Planen zu werfen. Aber bei der dreißigsten wurde er langsam müde.
    »Das ist Wahnsinn. Wir brauchen einen Bagger.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Du kannst dich ausruhen, wenn du willst«, sagte James kühl.
    Phil verstand. James war der Bagger. Er war stärker als jeder andere. Scheinbar ohne Anstrengung warf er
Schaufel um Schaufel voller Erde auf die Planen. Bei ihm sah es sogar so aus, als würde das Graben Spaß machen.
    »Warum bist du nicht in einer unserer Schulmannschaften? Jemanden wie dich könnten wir gut brauchen.« Phil lehnte sich schwer auf seine Schaufel.
    »Ich bevorzuge Einzelsportarten.« James grinste ihn breit an und zwinkerte ihm zu. Phil verstand sofort, was er meinte. James betrieb mit Jackie, Marylyn oder wie die anderen Mädchen alle hießen seinen ganz eigenen Sport.
    Unwillkürlich erwiderte er das Grinsen. Er brachte es einfach nicht über sich, spießig oder angewidert zu reagieren.
    Selbst James brauchte lange, um das Loch auszuheben. Er schaufelte es breiter, als Phil es eigentlich für nötig hielt. Doch dann prallte die Schaufel auf etwas Hartes.
    »Das ist die Gruft«, sagte James.
    »Welche Gruft?«
    »Der Sarg kommt in eine Gruft, damit er nicht zerdrückt wird, sollte der Boden in sich zusammenfallen. Steig nach oben und gib mir das Stemmeisen.«
    Phil kletterte aus dem Loch und reichte ihm das Eisen runter. Er konnte die Gruft jetzt sehen. Sie war aus Beton und glich einer rechteckigen Schachtel mit einem Deckel. James stemmte den Deckel gerade hoch.

    »Geschafft«, keuchte er, als der Deckel sich Zentimeter um Zentimeter hob und dann zur Seite glitt. Deshalb hatte das Loch so groß sein müssen. Damit Platz für James an der einen und für den Zementdeckel an der anderen Seite war.
    Jetzt konnte Phil den Sarg sehen. Ein großer Strauß zerdrückter gelber Rosen lag darauf.
    James atmete schwer, aber Phil glaubte nicht, dass es von der Anstrengung kam. Seine eigenen Lungen fühlten sich an, als wäre alle Luft aus ihnen herausgepresst, und sein Herz hämmerte. Jetzt würde sich alles entscheiden.
    »Oh nein«, sagte er leise.
    James sah hoch. »Ja. So ist es.« Er schob die Rosen an das Ende des Sargs. Dann begann er, die Klammern an den Seiten zu lösen. Phil kam es vor, als würde er sich dabei in Zeitlupe bewegen.
    Als sie geöffnet waren, hielt James einen Moment inne. Dann hob er den Deckel und Phil stöhnte unwillkürlich auf.

KAPTITEL ZWÖLF
    Poppy lag mit geschlossenen Augen auf weißem Samt. Sie sah sehr bleich und auf seltsame Art wunderschön aus. Aber war sie tot?
    »Wach auf«, sagte James. Er legte seine Hand auf die ihre. Phil hatte das Gefühl, dass er sie mit seinem Verstand genauso wie mit seiner Stimme rief.
    Eine qualvolle Minute geschah nichts. James legte seine andere Hand unter Poppys Nacken und hob ihn leicht an. »Poppy, es ist Zeit. Wach auf. Wach auf.«
    Poppys Wimpern flatterten.
    Phil war tief erschüttert. Er wollte vor Triumph schreien und mit den Fäusten auf das Gras schlagen. Gleichzeitig wollte er weglaufen. Schließlich gaben seine Knie unter ihm nach und er ließ sich

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