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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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beobachtete sie, wie Isabelle es aufnehmen würde, doch die wirkte nicht sonderlich beeindruckt.
    »Ich verstehe, dass Allie durcheinander war, Carter, aber es gibt in diesem Gebäude genügend geeignete Orte, wo diese Unterhaltung hätte stattfinden können«, sagte sie nüchtern. »Und ich mag es nicht, wenn meine Anweisungen offen missachtet werden, zumal, wenn ich sie gerade erst ausgesprochen habe, und zwar völlig unmissverständlich.«
    Carter machte eine Unschuldsgeste. »Dann bin aber ich derjenige, der sich entschuldigen muss, nicht Allie. Das mit der Kapelle war nämlich mein Vorschlag. Erst wollte sie gar nicht hingehen, weil sie nicht gegen deine Anweisungen verstoßen wollte, aber ich hab sie überredet. Wenn jemand ungehorsam war, dann ich. Aus gutem Grund, wie ich dachte.«
    Carters Stimme war erstaunlich selbstbewusst, fand Allie. Sein Tonfall war mehr der eines Sohnes, der versucht, die vergrätzte Mutter zu besänftigen, als der eines Schülers im Gespräch mit der Schulleiterin.
    »Darf ich, Isabelle?« Sylvain sah die Rektorin fragend an, und sie nickte kurz.
    »Du hast nicht nur Isabelles Anweisungen missachtet, Carter, sondern auch meine«, sagte er, und seine eleganten französischen Vokale kräuselten sich um jedes Wort. »Damit hast du Allie in Gefahr gebracht, und das ist inakzeptabel.«
    Zum ersten Mal während des Gesprächs wirkte Carter angespannt. Allie sah, wie er die Hände in seinem Schoß zu Fäusten krampfte und dann ganz bewusst wieder entspannte. Doch er sagte nichts.
    Isabelle seufzte. »Genug. Carter und Allie, das war ein gravierender Verstoß gegen meine Anweisungen von gestern Abend. Ich habe Verständnis dafür, dass ihr beiden noch aufgewühlt seid von den Ereignissen am Freitagabend, andernfalls würde ich euch Arrest geben und einen schriftlichen Verweis erteilen. Trotzdem sei euch hiermit gesagt, dass ich einen weiteren Verstoß nicht dulden werde.«
    »Was wird nun mit Jo?«, platzte Allie heraus, bevor sie sich bremsen konnte.
    Isabelle warf ihr einen scharfen Blick zu. »Was das betrifft, so sollten wir vielleicht lieber damit anfangen zu klären, was da heute Morgen auf dem Dach eigentlich vorgefallen ist, Allie. Findest du nicht?«
    Bereitwillig erzählte Allie, wie sie den Zettel gefunden und das offene Fenster bemerkt hatte und dann zu Jo aufs Dach geklettert war, und was sich daraus ergeben hatte.
    »Ich wusste wirklich nicht, was ich sonst hätte tun können, ich musste ihr doch helfen«, erklärte sie. »Wie geht es ihr?«
    »Sie hat sich vier Fingernägel ausgerissen«, sagte Isabelle. »Dazu kommen zahlreiche Quetschungen und eine tiefe Schnittwunde an der Hand. Die Verletzungen hat sie sich vermutlich beim Fallen zugezogen. Darüber hinaus ist sie betrunken, aber das geht vorbei, und auch die Verletzungen sind zum Großteil nur oberflächlich. Sie wurde medizinisch versorgt und hat ein Beruhigungsmittel bekommen. Vorläufig bleibt sie auf der Krankenstation, bis wir über ihre Bestrafung entschieden haben. Ihre Eltern werden benachrichtigt.«
    »Fliegt sie von der Schule?«, fragte Allie und klammerte sich so fest an die Stuhllehnen, dass das Blut aus den Fingerknöcheln wich.
    Isabelle sah sie missbilligend an. »Ich werde mit dir ganz sicher keine Disziplinarmaßnahmen besprechen, die andere Schüler betreffen, Allie.«
    Matthew beugte sich vor und flüsterte Isabelle etwas ins Ohr. Als er geendet hatte, wandte sie sich an Allie. »Du kannst jetzt gehen, Allie. Ich möchte noch kurz unter vier Augen mit Carter sprechen.«
    Als sie das Zimmer verließ, warf Allie Carter einen Blick zu, doch er sah starr geradeaus. Zu ihrer Überraschung blieben Sylvain und Matthew ebenfalls.
    Unter vier Augen, aha.
    Draußen legte sie das Ohr an die Tür, doch durch das massive Holz drang kein Ton.
    Deshalb drehte sie sich um und lief zum Mädchenschlaftrakt hinauf, wo sie vor Zimmer 335 stehen blieb und klopfte.
    Die Tür wurde fast augenblicklich geöffnet.
    Wie immer war Jules makellos – die Uniform frisch und die Frisur perfekt. Falls sie überrascht war, Allie zu sehen, ließ sie sich nichts anmerken. »Allie. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich möchte Lisa besuchen«, sagte Allie, »aber ich weiß nicht, wie ich in die Krankenstation komme, und da dachte ich mir, du könntest es mir vielleicht sagen.«
    »Ich hab schon gehört, dass Lisa endlich aufgewacht ist«, sagte Jules. »Also, du gehst ins Erdgeschoss und bis zur Treppe am Ende des Klassenzimmertrakts.

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