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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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einen Tisch in einer Ecke, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
    »Irgendwas Neues von Carter?«, fragte Rachel.
    Allie zuckte mit den Achseln. »Nicht viel. Er sagt, es sei ziemlich heftig und sie würden praktisch keine Verschnaufpause kriegen. Und was erzählt Lucas so?«
    »Dasselbe.«
    Rachel biss in ihr Sandwich und blickte angestrengt drein. Allie merkte, dass sie über etwas brütete, doch sie wartete, bis Rachel bereit war zu reden.
    »Was machst du denn eigentlich in den Ferien, Allie?«, fragte sie schließlich. »Ich weiß, zwischen dir und deinen Eltern gibt es noch ziemlich viel ›Klärungsbedarf‹.« Sie machte mit den Fingern Gänsefüßchen um das letzte Wort. »Fährst du überhaupt nach Hause, oder nicht?«
    Die Frage traf Allie völlig unvorbereitet. Bei all dem, was ständig passierte, war sie gar nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken, wie sie die Ferien verbringen wollte. Sie war noch nicht bereit, nach Hause zu fahren und sich den peinlichen Gesprächspausen und misstrauischen Blicken auszusetzen. Der tickenden Uhr und dem unausgesprochenen Bedauern. Aber was sollte sie sonst tun?
    »Tja, werd ich wohl müssen«, seufzte sie. »Weißt du, ich hab noch kein Wort mit meinen Eltern geredet, seit ich hier war. Ich hatte so eine Wut auf sie, weil sie mich hierhergeschickt haben. Und dann war ich wütend, weil sie mich angelogen haben. Ich wollte, dass sie sich fragen, wieso ich nicht anrufe, und mich dann von sich aus anrufen, um sich zu erkundigen, ob alles okay ist.« Sie schälte die Rinde von ihrem Sandwich ab. »Aber sie haben nicht angerufen.«
    Rachel beugte sich zu ihr vor. »Pass auf – wenn du’s nicht aushältst, bist du herzlich eingeladen, zu uns zu kommen. Ich hab gestern mit meiner Mutter gesprochen und ihr von dir erzählt. Sie lässt dir ausrichten, du seist jederzeit willkommen und könntest so lange bleiben, wie du willst. Platz haben wir genug.«
    Das ist doch der Beweis , dachte Allie. Sie ist wirklich meine Freundin. Sonst würde sie mich doch nicht zu sich nach Hause einladen, oder? So was machen nur echte Freunde.
    Doch ihr paranoides Unterbewusstsein hatte sofort das Gegenargument parat: Was für eine Super-Gelegenheit, mich auszuspionieren.
    Trotzdem hatte die Idee etwas Verlockendes. Vor die Wahl gestellt, ein paar Wochen mit Rachel auf einem großzügigen Landsitz zu verbringen oder nach Hause zu ihren unglücklichen Eltern zu fahren, um in deren popeligem Londoner Haus Familienprobleme auszuklamüsern – da fiel die Entscheidung nicht schwer.
    Aber.
    »Das ist echt lieb, Rachel, vielen Dank. Kann ich darüber noch mal nachdenken?«, sagte sie. »Irgendwann muss ich mich mal mit meinen Eltern auseinandersetzen, da führt kein Weg dran vorbei. Aber momentan finde ich’s irgendwie völlig sinnlos.«
    »Das versteh ich.« Aus Rachels Augen sprach Mitgefühl. »Ist bestimmt hart.«
    »Deine Familie muss toll sein«, sagte Allie. »Ich glaub, du hast im Familien-Lotto gewonnen.«
    Rachel wirkte nicht überzeugt. »Du kennst meinen Vater nicht. Er möchte, dass ich in seine Fußstapfen trete. Seit ich hier bin, drangsaliert er mich, dass ich in die Night School gehen soll. Es macht ihn komplett verrückt, dass ich keine Lust habe. Und er ist absolut nicht begeistert davon, dass ich Medizin studieren will. Redet immer von ›Quacksalberei‹. Wir kriegen uns ständig in die Haare deswegen.« Sie aß ihr Sandwich auf. »Du siehst: Es gibt keine perfekten Familien.«
    Allie nahm ihr das nicht ab. »Schön und gut, aber es gibt einen Unterschied zwischen nicht so perfekt und meiner Familie. Wir sind in etwa so unperfekt wie ’ne tickende Zeitbombe.«
    Rachel lachte. »Okay, der Punkt geht an dich. Der Sheridan-Clan hat ganz offensichtlich gerade nicht alle beisammen.«
    »Allie Sheridan?« Ein junger Schüler, den Allie noch nie gesehen hatte, war an ihren Tisch getreten und sah Rachel an.
    Rachel deutete auf Allie.
    »Das bin ich«, sagte Allie und sah ihn neugierig an.
    »Isabelle bittet dich, in ihr Büro zu kommen.«
    Allie konnte ihre Überraschung nicht verbergen. »Was? Wieso denn?«
    Der Schüler blickte ausdruckslos drein.
    »Allie …« Rachel unterdrückte mühsam ein Lachen. »Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?«
    Allie zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich will sie mir nur noch mal sagen, was für ein toller Hecht ich bin.«
    »So, so«, sagte Rachel. »Na ja, ich werd den ganzen Nachmittag in der Bibliothek sein – komm vorbei, wenn

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