Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty

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eigentlich?«
    Jo sah nicht von ihrem Buch auf. »Keine Ahnung.«
    Allie rieb immer noch an ihrem Tintenfleck. »Ich hatte immer das Gefühl, dass Carter ganz genau weiß, was eigentlich Sache ist. Das wäre ja ’ne Erklärung dafür.«
    Jo sah sie an.
    »Was ist?«, fragte Allie und legte den Kopf schief.
    »Nichts.«
    Allie nahm den Stift in die Hand, doch Jo schaute sie immer noch an.
    » Was denn? «, fragte Allie noch mal und gab Jo einen leichten Schubs. Beide fingen an zu kichern.
    »Na ja, es ist nur … Wegen dir und Carter.«
    Allies Lachen erstarb. »Was ist mit mir und Carter?«
    »Ich weiß auch nicht. Er hackt ständig auf dir rum.«
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen«, bemerkte Allie trocken. »Vermutlich, weil er einen an der Waffel hat.«
    »Nein, ich meine … Ach, weiß auch nicht. Was ich interessant finde, ist, wie er auf dir herumhackt.«
    Allie runzelte die Stirn. »Ich hab keinen Schimmer, wovon du redest, Jo.«
    »Ach, nichts. Eine Zeit lang dachte ich nur, dass er dich mag, und ich weiß, dass du ihn magst, und jetzt sieht’s so aus, als ob ihr einander hassen würdet.«
    Allie zuckte die Achseln. »Soll vorkommen.«
    »Hmmm …« Jo klang nicht überzeugt.
    »Da brauchst du gar nicht zu hmmmen« , sagte Allie. »Er kommandiert mich die ganze Zeit bloß rum und sagt mir, was ich zu tun und zu lassen habe. Er sieht gut aus und so, aber ich kann ihn nicht leiden.«
    Jo malte eine Schlangenlinie in ihr Heft und zog sie so lange nach, bis sie fett war. Anschließend verpasste sie ihr eine gespaltene Zunge.
    »Erinnerst du dich noch an das, was Gabe über Carter gesagt hat?«
    Allie nickte.
    »Na ja, das hat auch gestimmt. Aber seit du da bist, hat er sich irgendwie verändert. Ich hab ihn seitdem mit keiner mehr rumlaufen sehen.«
    Allie grinste breit. »Was – schon seit zwei Wochen? Das nenne ich aber mal Zurückhaltung! Der muss ja total in mich verliebt sein.«
    Sie brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Aber jetzt mal was Erfreulicheres«, sagte Allie. »Sylvain hat mich gefragt, ob ich mich morgen Abend nach dem Essen mit ihm treffen will. Ich glaube, das ist so was wie ein Date.«
    »Oooh, ein richtiges Date.« Jo lächelte. »Vergiss einfach alles, was ich über Carter gesagt habe. Da ist nur der Gaul mit mir durchgegangen. Mensch, das finde ich ja total spannend, dass du diejenige sein wirst, die sich Sylvain schnappt. Die anderen Mädels werden so was von neidisch sein.«
    »Bestimmt werden sie dann alle scheißfreundlich zu mir sein«, erwiderte Allie sarkastisch, doch Jo zog wissend eine Augenbraue hoch.
    »Keine wird wagen, unfreundlich zu dir zu sein, wenn du die Freundin von Sylvain bist.«
    Bevor Allie fragen konnte, wie sie das meinte, sagte Jo: »Gut, aber nun genug gescherzt. Wir müssen bis zum Abendessen noch 1500 Wörter schreiben. Das heißt, wir haben noch …« – sie sah auf ihre filigran gearbeitete goldene Armbanduhr – »… etwas über drei Stunden.«
    »Sadist«, sagte Allie, während sie bereits fleißig schrieb.
    Beim Abendessen drehte sich das Gespräch vor allem um die Gerüchte, die Schüler dürften nun wieder das Außengelände betreten, solange dies »in vernünftigen Grenzen« geschehe. Das Problem war nur, dass niemand wusste, was damit gemeint war.
    »Soll das heißen, wir können rausgehen, solange wir dabei nicht sterben?«, fragte Lisa und warf ihre langen Haare über die Schulter.
    »Es ist niemand gestorben, Lisa.«
    Gabes Tonfall war unnötig scharf, fand Allie.
    Lisa zuckte mit den Schultern und knabberte an ihrem Salat.
    »Bestimmt ist es absolut sicher draußen«, sagte Phil, der seine Stimme bewusst mäßigte, »aber ich hatte eigentlich gerade vor, in den Aufenthaltsraum zu gehen.«
    »Bin dabei«, sagte Gabe rasch.
    »Ohne mich. Ich geh raus. Ich war jetzt lange genug drin«, sagte Jo mit Nachdruck. Sie vermied es, Gabe in die Augen zu sehen. Der starrte sie eindringlich an, doch sie tat so, als würde sie es nicht bemerken, und ließ den Blick nur über den Tisch schweifen.
    »Jo …« Gabes Tonfall verhieß nichts Gutes, doch sie warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Was denn?«
    Gabe pfefferte seine Serviette auf den Tisch, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Mir ist der Appetit vergangen«, murmelte er und stürmte hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Eine peinliche Stille entstand, während alle so taten, als hätten sie nichts bemerkt. Aber Allie sah, wie Phil und Lucas Blicke austauschten.
    Ruth