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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Schultern zucken, aber das würde wehtun«, sagte sie nur, bevor sie ging.
    Und dann war ich ganz allein mit meiner
blutverschmierten Couch. Falls Anna heute Nacht nicht auftauchte, war ich mir
nicht sicher, ob Mr. Weatherton das Ding überhaupt noch haben wollte.

Kapitel 47
    Â 
    Einen Moment lang blieb
ich in meinem leeren Wohnzimmer sitzen und sortierte meine Gedanken.
Zuallererst brauchte ich eine Dusche. Dringend. Ich fühlte mich so widerlich,
dass eigentlich zehn nötig gewesen wären.
    Zweitens hätte ich Jake
einen Brief schreiben und ihn Sike mitgeben sollen, bevor sie ging. Dafür war
es allerdings noch nicht zu spät. Ich holte mir Papier von meinem Nachttisch
und durchwühlte meine Handtasche nach einem Stift. Dabei fiel mir das
Papstwasser wieder ein. Suchend ließ ich meine Hand in der halb geöffneten
Tasche herumgleiten, fand aber nichts. Schließlich zog ich den Reißverschluss
ganz auf und kippte den gesamten Tascheninhalt auf den Boden. Meine Geldbörse
und meine Schlüssel waren noch da, aber das Papstwasser war verschwunden.
    Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wann ich es
das letzte Mal gesehen hatte. Meaty hatte es mir gegeben, und direkt danach
hatte ich es weggepackt. Ti hätte es sicher nicht gestohlen, Sike
hundertprozentig auch nicht. Wen hatte ich zwischen damals und jetzt sonst noch
gesehen?
    Jake. Verdammt noch mal.
    Als ich bei Mollys auf der Toilette gewesen war. Er
hatte nach Geld gesucht, da gab es keinen Zweifel. Und dann hatte er ein
Fläschchen in meiner Tasche gefunden, das zwar kein Etikett hatte, aber
offenbar irgendetwas Medizinisches enthielt. Die Versuchung war einfach zu groß
gewesen. Nach allem, was er wusste, hätte es auch ein Fläschchen mit Spucke
sein können … Er hatte gehofft, dass sein Schwesterchen, die Krankenschwester,
ihm irgendetwas Illegales mitgebracht hatte, etwas, das er in einer Spritze
aufziehen konnte.
    Ich war so müde, so ausgelaugt, so erschöpft. Und
trotzdem: Fuck. Fuck, fuck, fuck.
    Während ich zum Depot fuhr, murmelte ich
tausendundeine Beschimpfung vor mich hin, alle gegen Jake gerichtet. Wenigstens
wusste ich, wo er schlief; das war auch mal was Neues. Ich parkte einen Block
weit entfernt und vertraute darauf, dass meine uralte Karre, mein momentanes
Aussehen und meine beschissene Laune als Schutz ausreichen würden, während ich
zu Fuß weiterging.
    Â»Wir haben für heute bereits geschlossen«,
informierte mich die Dame am Eingang.
    Â»Ich suche nach meinem Bruder. Ich muss dringend mit
ihm sprechen. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall.«
    Stirnrunzelnd musterte sie mich. »Zu wem wollen Sie?«
    Â»Jake Spence.« Ich streckte eine Hand aus, um
ungefähr anzuzeigen, wie groß er war. »Dunkle Haare, sieht recht gesund aus?« Arschloch und Dieb, ergänzte ich innerlich.
    Â»Eigentlich erlauben wir keine Besuche …«
    Ich griff unter mein Oberteil und fischte meinen
Dienstausweis heraus. Das Logo des County – ein Baum, der auf drei Hügeln stand
– glitzerte im schwachen Licht und war so gut zu erkennen. »Es wird nur eine
Minute dauern. Und es ist wirklich ein Notfall, das schwöre ich.«
    Ihre Stirn blieb gerunzelt, aber sie gab nach.
»Vierter Stock, ein paar Betten vom Eingang entfernt. Wenn er geht, kann er
heute Nacht nicht mehr zurückkommen.«
    Ich nickte knapp. »Danke.«
    Â 
    Angetrieben von Wut und
Angst rannte ich die Treppen hoch. Als ich das entsprechende Stockwerk erreicht
hatte, musste ich kurz stehen bleiben und ein paarmal tief durchatmen;
allerdings nicht aus Erschöpfung, sondern um mich zu beruhigen. Am liebsten
hätte ich die Tür aufgerissen und wäre brüllend reingestürmt, aber die anderen
Leute hier hatten das nicht verdient – nur Jake. Ich ging rein.
    Die Feldbetten in dem Raum bildeten ein Raster aus
fünf mal fünf Stück. An den Wänden hingen diverse Schilder mit den Hausregeln
des Depots, andere erinnerten die Leute daran, regelmäßig zu duschen, und
wieder andere mahnten sie drängend, sonntags in die Kirche zu gehen.
    Als ich eintrat, hoben sich drei Köpfe. Auf jedem
dieser Gesichter zeichnete sich die Erschöpfung ab, die extreme Wachsamkeit mit
sich bringt, verzerrt durch die posttraumatische Belastungsstörung irgendeines
ganz persönlichen Krieges. Ich winkte ihnen beruhigend zu und ging zu dem Bett,
auf dem ich den

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