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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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schlafenden Jake entdeckt hatte.
    Â»Wach auf, Jake.« Ich rammte mein Knie gegen sein
Feldbett. Er schnarchte einfach weiter. Bloß weil er sich mit den Drogen nicht
umbringen konnte, hieß das nicht, dass er es nicht weiter versuchen konnte.
Mein Bruder würde niemals aufhören. Als ich mich hinkniete, um etwas lauter zu
flüstern, roch ich seine Bierfahne. Diesmal schüttelte ich ihn heftig.
    Flatternd öffneten sich seine Lider, und langsam
fokussierte sich sein Blick. »Du siehst beschissen aus, Sissy«, meinte er dann.
    Â»Ich fühle mich auch beschissen. Wo ist es?« Wieder
packte ich seine Schulter und schüttelte ihn.
    Â»Wo ist was?«
    Ganz langsam atmete ich ein und aus, dann sprach ich
mit ihm wie mit einem Patienten, der kurz vor einer Strafpredigt stand. »Ich
habe keine Zeit für Spielchen, Jake.« Plötzlich erkannte ich an seiner Miene,
dass ihm ein Licht aufging – vielleicht entdeckte er in meinen Augen jetzt das,
was er meistens bei seinem Spiegelbild beobachtete. Not.
    Â»Aber es ist doch nur Wasser, Edie. Es hat überhaupt
nicht gewirkt.«
    Â»Wo ist es?«
    Â»Warum? Was ist damit?«, fragte er neugierig und
setzte sich auf.
    Â»Jake – ich muss mich doch nicht vor dir
rechtfertigen! Du kannst nicht einfach irgendwelche Sachen von mir nehmen. Du
kannst dir überhaupt nichts mehr von mir nehmen!«
    Â»Ist ja gut, ganz ruhig.« Gähnend wühlte er in seiner
Tasche und zog schließlich das Fläschchen hervor. Als er sich wieder zu mir
umdrehte, musterte er mich endlich ausgiebig: das Oberteil voller
Zombieschnipsel, die Spritzer vom Fast-Vampirblut. »Sag mal, Edie, steckst du
irgendwie in Schwierigkeiten?«
    Ich riss ihm das Fläschchen aus den Händen und hielt
es dicht vor meine Augen. Leer. Frustriert rammte ich es gegen meinen
Oberschenkel.
    Â»Falls du Interesse an mir zeigen wolltest, dafür ist
es zu spät.« Eigentlich sollten das nicht meine letzten Worte an ihn sein, aber
ich hatte mir so lange so vieles verkniffen. »Du hast dich nie für irgendjemand
anderen interessiert als dich selbst, Jake. Bei dir kommst immer du an erster
Stelle. Ich habe so viel aufgegeben, um dir aus der Patsche zu helfen, und du
hast nicht einmal Danke gesagt.« Ich holte tief Luft und blinzelte gegen die
Tränen an. »Leb wohl, Jake. Ich liebe dich, ich werde dich immer lieben, aber
das hier ist unser Abschied.«
    Völlig überrumpelt wich er vor mir zurück. Ich stand
auf und ging vorsichtig zur Tür, vorbei an der missbilligenden Leiterin des
Asyls und direkt zu meinem Wagen. Ich schloss ihn auf, setzte mich rein, ließ
den Kopf aufs Lenkrad sinken und heulte.
    Â 
    Als ich wieder fahren
konnte, machte ich mich schnell auf den Heimweg. Die Erschöpfung war hilfreich.
Ich war einfach zu fertig, um mir Gedanken zu machen. Alles schien irgendwie
vertrocknet: die Blutflecken auf meinem Shirt, der Wattegeschmack auf meiner
Zunge … Die Ereignisse der letzten Tage waren weit weg und verschwommen, so als
hätte ich nur zugesehen, wie das alles einem anderen passierte.
    Anna war weg. Ich hatte sie zweimal gerettet, und sie
hatte mich im Stich gelassen. Ti engagierte sich, aber der war schwer verletzt.
Den Anwälten war es egal, ob ich lebte oder starb, und für Meaty, Charles und
Gina war ich bereits tot.
    Heute Nacht würde Dren mich holen kommen, und es gab
nichts, was ich dagegen tun konnte.
    Und das Schlimmste war, dass ich nicht einmal Jake
gerettet hatte, verdammt. Es war alles für die Katz gewesen. Von Anfang an.
    Ich betrat meine Wohnung, sammelte meinen Medizinkram
ein, stopfte ihn zurück in den Eimer und nahm den Eimer dann mit ins Bad. Es
wäre schließlich furchtbar, wenn mein Vermieter lauter Alkoholtupfer auf dem
Boden finden würde – am Ende dachte er noch, ich wäre ein Junkie! Ich stellte
den Eimer ab und trat so fest ich konnte dagegen, bis er gegen die Fliesen an
der gegenüberliegenden Wand krachte.
    Dann holte ich das Papstwasserfläschchen aus der
Tasche und wollte es eigentlich direkt in den Müll werfen. Doch durch meine
Körperwärme oder durch den Neigungswinkel in der Tasche hatten sich an dem Glas
zwei mikroskopisch kleine Tropfen gebildet. Als ich mit dem Finger gegen das
Fläschchen schnippte, fielen sie auf den Boden der Phiole.
    Aber was sollte mir das bringen? Ich konnte sie ja
nicht mal da rausholen. Es sei denn

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