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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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sicher, ob aus Faszination oder aus Ekel. »Wie das?«
    Charles legte seine Finger an den Mund und ahmte
damit zwei Reißzähne nach. »Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.«
    Â»Oh. Wow.« Ich war nur froh, dass ich das nicht mit
ansehen musste. Kurz fragte ich mich, wie ich wohl reagiert hätte, wenn ich in
ein Zimmer gekommen wäre, in dem Charles und Meaty seelenruhig dabei zusahen,
wie vampirische Besucher sich an einem gefesselten Patienten gütlich taten. Ich
schauderte. Blut in gekühlten Beuteln und verschlossenen Ampullen war die eine
Sache, zu sehen, wie es frei floss, war etwas ganz anderes – und zu beobachten,
wie andere es tranken, eine ganz andere Liga. Ich erinnerte mich daran, wie
Anna an meiner Hand gesaugt hatte, und hoffte, dass ich so etwas nie wieder
würde beobachten müssen. Plötzlich fragte ich mich, ob das der Grund dafür war,
dass ich sie in meinen Träumen auf diesem Schiff gesehen hatte. Metaphorisch
gesehen war sie wie ein Hai, der mich gebissen hatte. Kein Wunder, dass mein
Unterbewusstsein Angst vor ihr hatte.
    Â»Jedenfalls müsste der Rest der Nacht ziemlich
problemlos verlaufen«, meinte Charles, zog eine volle Spritze aus seiner Tasche
und zeigte sie mir. »Du kannst dir nicht vorstellen, in welchen Mengen ich
zurzeit Lorazepam bestelle.«
    Lachend drückte ich ihm das Gewehr in die Hand. »Na
dann, Weidmannsheil!«

Kapitel 18
    Â 
    Als ich wieder auf den
Flur hinaustrat, war Meaty gerade dabei, sich im Stationszimmer umzusehen. Der
Papierkram der Schicht war erledigt und abgelegt, alles dank mir,
Aushilfsstationsschwester Edie.
    Â»Gut gemacht, Spence«,
meinte Meaty. »Du kannst jetzt Pause machen.«
    Selbstzufrieden salutierte ich und zog ab.
    Mithilfe meines Ausweises verschaffte ich mir Zutritt
zu unserem Wasch- und Umkleideraum. Ich musste nicht auf die Toilette, aber
jeder, der sich in einem Krankenhaus vor dem Essen nicht die Hände wäscht, ist
ein Idiot. Also drehte ich den Wasserhahn auf, um meine Hände und mein Gesicht
zu säubern.
    Das Geräusch von laufendem Wasser – irgendwas stimmte
damit nicht. Ich sah zu, wie es vor mir in das Becken lief und heißer Dampf
aufstieg, aber vor meinem geistigen Auge verschwamm der Waschraum, und
plötzlich sah ich, wie abgetauter Schnee über Zement tröpfelte. Mir war kalt, aber
es gab keine Möglichkeit, mich aufzuwärmen. Um mich herum entdeckte ich diverse
Gegenstände, die in den Rinnstein gespült worden waren und nun in der
Dunkelheit verrotteten.
    Am liebsten hätte ich mich übergeben. Mein Magen hob
sich und beendete damit die Vision. Mit einer heftigen Bewegung drehte ich das
Wasser ab und klammerte mich dann am Rand des Waschbeckens fest. Irgendwie kam
ich mir verloren vor, so als würde ich wieder auf den Ozean starren und wäre in
der weiten Leere um mich herum gefangen, starr vor Angst … die nicht wirklich
meine zu sein schien.
    Â»Anna?«, flüsterte ich. Mit der rechten Hand tastete
ich nach der linken und strich über die Narbe. »Das ist doch dämlich. Das weißt
du genau. Mit dir ist alles in Ordnung«, versicherte ich mir selbst.
    Niemand schafft es, Krankenschwester zu werden und
all diese traurigen und seltsamen Dinge zu sehen, ohne dass es eine gewisse
Wirkung auf ihn hat. Ich wusste, dass Stress sich auf verschiedene Arten
bemerkbar machen konnte: Jedem meiner Patienten hatte ich in letzter Zeit mehr
Freiheit zugestanden als mir selbst. Vor nicht einmal einer Woche war ich
angegriffen und gebissen worden. Und gerade eben hatte ich zugesehen, wie wir
geschätzte sieben Liter Blut in einen Mann gepumpt hatten, nur um dann zu beobachten,
wie ungefähr zehn Vampire es wieder austranken. So etwas sorgt nicht für
Entspannung. Es ist völlig normal, wenn man danach leichte Probleme hat. Oder
sogar Albträume.
    So ganz konnte ich mich mit diesem Gedankengang
leider nicht überzeugen, also stand ich still, bis das seltsame Gefühl endlich
nachließ. Dann wandte ich mich ab. Meine Hände hatte ich mir allerdings nicht
gewaschen, aber dafür gab es ja Handdesinfektionsmittel.

Kapitel 19
    Â 
    Mir kam es so vor, als
gäbe es im Gang vor dem Umkleideraum wesentlich mehr Luft. Ich blieb einen
Moment stehen und atmete tief durch, bevor ich zur nächsten Tür ging und
überrascht feststellte, dass draußen Besucher warteten.
    Ich konnte drei männliche Gesichter

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