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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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ging es dort, wo sie gerade
gefoltert wurde, wahrscheinlich prima. Mr. Galeman fühlte sich nach einigen
Bluttransfusionen inzwischen wahrscheinlich auch prima. Sike kam wahrscheinlich
prima mit meinen erbärmlichen Seitenhieben klar, die ich aus purer Eifersucht
abgelassen hatte, und Geoffrey fand es wahrscheinlich prima, dass ich einen
Zombie auf meiner Seite hatte, der wiederum wahrscheinlich alles prima fand,
solange wir irgendwann mal ausgingen, wobei ich mich dann ebenfalls prima
fühlen würde, solange er nicht mein Gehirn fressen wollte.
    Es war schon gut, dass ich so erschöpft war, sonst
hätte ich bei dieser ganzen Ungewissheit sicher nicht einschlafen können.

Kapitel 33
    Â 
    Es kam fast nie vor,
dass ich außerhalb der Klinik jemandem von der Arbeit begegnete, nicht einmal
auf dem Parkplatz. Wenigstens zu diesem Treffen wollte ich nicht zu spät
kommen, und nachdem sich auf dem Weg durch den Tunnel keine Schatten gezeigt
und mich aufgehalten hatten, sah es schließlich so aus, als wäre ich die Erste
am Treffpunkt. Ich hockte mit laufendem Motor in meinem geparkten Wagen, damit
in dem Chevy die Heizung weiterlief, und kam mir nackt und angreifbar vor, wie
ein Huhn auf einer Stange zwischen grauem Asphalt und schmutzigem Schnee. Unter
der Kleidung trug ich nach wie vor meinen Dienstausweis, wie ich es den
Schatten versprochen hatte, und die Plastikkanten kratzten an meinen Brüsten.
    Ich hatte die ganze Nacht – okay, eigentlich den
ganzen Morgen – lang darüber nachgedacht, was Geoffrey gesagt hatte. Und
darüber, was Ti gesagt hatte, noch bevor er gewusst hatte, dass ich Hilfe
brauchte. Als er einfach nur erwähnt hatte, dass er ein hilfsbereiter Typ war.
Ich ging davon aus, dass man wohl kein Feuerwehrmann wurde, wenn man nicht eine
ähnliche Veranlagung mitbrachte wie eine Krankenschwester. Erstens: eine etwas
fehlgeleitete Zielstrebigkeit. Zweitens die Ansicht, dass man immer alle um
sich herum retten muss.
    Ein Klopfen an der beschlagenen Scheibe jagte mir
einen Mordsschreck ein. Ich schrie auf und wischte dann über das Glas. Draußen
wartete Ti.
    Â»Habe ich dich erschreckt?«, fragte er besorgt, als
ich die Fahrertür aufmachte und ausstieg.
    Â»Nur ein bisschen.« Ich grinste ihn an. Er trug einen
dicken Mantel mit einer schwarzen Kapuze, aber die abheilenden Narben in seinem
Gesicht waren trotzdem leicht zu erkennen. Sein Anblick hätte wohl die meisten
Leute aus der Fassung gebracht. Mir kam der Gedanke, dass er wahrscheinlich
meistens spätnachts einkaufen ging, damit Mütter nicht ständig ihre
schreckerstarrten Kinder von ihm wegzerrten. Aber ich war aus härterem Holz
geschnitzt. Außerdem besagte meine Wochenübersicht, dass ich in drei Tagen
sterben sollte. Da konnte man ja mal ein bisschen nachsichtiger sein.
    Â»Also, wie sieht dein Plan aus?« Ich hüpfte ein wenig
auf der Stelle, um warm zu bleiben.
    Â»Ich habe aufgepasst, und ich glaube nicht, dass dir
jemand gefolgt ist.«
    Â»Gefolgt?« Hastig schaute ich über die Schulter auf
den verlassenen Parkplatz. Mitten während der Arbeitszeit wollten offenbar
nicht viele Leute »Nähzubehör!« kaufen oder das Angebot »Wir lösen Ihre Schecks
ein« nutzen. Wäre nicht das jämmerliche, grüne Lametta in Weihnachtsbaumform
gewesen, das an den Laternenpfählen baumelte, hätten wir genauso gut auf dem
Mond sein können. Hier gab es nur mein Auto und Tis Wagen, einen leuchtend
roten Chevrolet El Camino.
    Â»Ich nehme doch mal an, wer auch immer deine Freundin
hat, möchte sie auch gerne behalten, oder? Sicher ist sicher.«
    Â»Oh.« Ich hätte mir eine reinhauen können. Wenn ich
an so etwas gedacht hätte, wäre Anna vielleicht gar nicht wieder entführt
worden.
    Ti neigte sich vor und zurück, um in der Kälte warm
zu bleiben. Friert
er wirklich, oder versucht er nur, möglichst wenig aufzufallen? Ich gab mir Mühe,
Geoffreys Stimme aus meinem Kopf zu vertreiben. »Hast du das Hemd
mitgebracht?«, fragte Ti inzwischen.
    Nickend streckte ich die Hand nach dem Türgriff aus.
Ich hatte das Hemd mitgenommen, auf dem sie ihre Tränen vergossen hatte. Als
ich es aus dem Wagen nahm, verflüchtigte sich die letzte Wärme aus dem Inneren.
»Können wir uns nicht einfach hier reinsetzen, da ist es wärmer?«
    Â»Nö. Madge wird gleich hier sein.«
    Madge schien mir ein seltsamer Name

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