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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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anzuhalten,
und als das Auto schließlich sanft mit den rechtsseitigen Reifen gegen den
Bordstein stieß, ließ ich verlegen Tis Hand los. Ti stieg aus, und ich folgte
ihm schnell – seine Körperwärme würde ich vermissen, Madigans Fahrstil
allerdings nicht. Die Hunde auf der Ladefläche spitzten die Ohren, als Madigan
aus der Fahrerkabine stieg.
    Â»Jimmie – bleib«, befahl Madigan nun dem größten der
Tiere. Es war schwarz und sah fast so aus wie ein Labrador, hatte allerdings
einen breiteren Kiefer, der an einen Pitbull erinnerte. Sicherlich die richtige
Wahl, um ihn als Wachhund hier zurückzulassen. Als hätte er seinen Besitzer
genau verstanden, setzte sich der Hund, hörte auf zu wedeln und zog die lange, rosa
Zunge ein, als wollte er zeigen, dass er seinen Job ernst nahm.
    Â»Jenny, Jack – runter.« Madigan öffnete die Klappe
des Pick-ups, woraufhin die beiden Hunde von der Ladefläche sprangen und auf
uns zurannten, um uns zu beschnüffeln und unsere Hände abzulecken. Jenny hatte
rotes Fell, das so lang und dicht war wie bei einem Retriever, während Jack
eine echte Promenadenmischung zu sein schien, schwarz-braun-weiß gefleckt. Die
wilde Farbmischung erstreckte sich sogar auf seine Augen, von denen eines blau
und eines grün war. »Also … das Hemd, Edie?«
    Ich gab ihm das Hemd, auf dem der blutige Überrest
von Annas Tränen klebte, ohne zu erklären, woher der Fleck kam. Jeder normale
Mensch hätte bei so etwas nachgefragt, da es doch Blut war und so – aber
irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Madigan nicht sonderlich normal war.
    Er hielt Jenny und Jack abwechselnd den Fleck unter
die Nase, die ausgiebig daran schnüffelten.
    Â»Kannst du uns sonst noch etwas sagen, jetzt, wo wir
hier sind?«, fragte Ti mich.
    Â»Hier hat der Kampf stattgefunden.« Ich ging zu der
Stelle rüber und fuhr mit dem Handschuh über die Delle, die Anna in dem
Laternenpfahl hinterlassen hatte. Mir wollte nicht mehr einfallen, ob das Licht
vor dem Kampf noch gebrannt hatte. Jedenfalls wäre ich jede Wette eingegangen,
dass es jetzt wohl nicht mehr funktionierte.
    Madigan behielt Mr. … Yuris Hemd in der Hand. Jenny
und Jack zogen immer größer werdende Kreise um uns, aber wie konnten sie
überhaupt etwas riechen, das unter dem Schnee lag? Sie wedelten und schienen
sich gut zu amüsieren, doch ich war mir nicht ganz sicher, wie nützlich sie
dabei waren. Das Ganze war doch irgendwie vergebliche Liebesmüh, wahrscheinlich
nur eine riesige Zeitverschwendung. Ich seufzte schwer.
    Â»Hey, lass den Kopf nicht hängen.« Ti baute sich vor
mir auf. Ich schaute zu ihm hoch. Er hatte die Kapuze abgestreift, sodass seine
dunkle Haut sich klar vor dem grauen Himmel abzeichnete. Sein Gesicht war ein
kleines bisschen asymmetrisch, genau so viel, dass man zweimal hinsehen musste.
Er hatte einen ausgeprägten Unterkiefer und eine kräftige Nase, auf seinem
Schädel sprossen schon wieder die ersten Haare, und bald würde er sich mal
wieder rasieren müssen. Bei Verbrennungsopfern wuchsen die Haare normalerweise
nicht nach, da das Narbengewebe das verhinderte. Aber vielleicht befand er sich
gerade in einem Übergangsstadium zurück zu seinem alten Zombiekörper. Ich
widerstand der Versuchung, die Hand auszustrecken und die nachwachsenden Haare
zu berühren, um mich zu vergewissern.
    Â»Ich bin nicht der Typ, der den Kopf hängen lässt.
Aber ich bin der Typ, der schnell frustriert ist.« Leichter Wind kam auf. Ich
schlang mir zitternd die Arme um den Körper.
    Â»Ich gebe zwar nicht besonders viel Körperwärme ab,
aber als Windblocker tauge ich etwas.« Grinsend stellte er sich neben mich.
Irgendwo unter den vielen Schichten aus Baumwolle und Nylon, die wir beide
trugen, berührten sich unsere Ellbogen.
    Madigan dirigierte die Hunde mit einem Pfiff und
folgte ihnen die Straße hinauf.
    Â»Sollen wir hinterhergehen?«
    Â»Er pfeift, wenn sie etwas entdecken.« Ti
beobachtete, wie sein Freund und die Hunde die Straße entlangliefen, während
ich ihn beobachtete.
    Â»Würde es dir etwas ausmachen, mir zu erklären, worum
es hier eigentlich geht?«, fragte er schließlich.
    Er war bereits durch alle Reifen gesprungen, die ich
ihm hingehalten hatte, und noch einiges mehr. Trotzdem … »Was springt für dich
dabei raus, dass du mir hilfst?«
    Die feinen Narben

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