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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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wiegte sich langsam vor und zurück, tiefliegende Augen blinzelten verwirrt unter kräftigen Augenbrauenwülsten hervor, dann drehte er sich plötzlich um und war zurück in die Schatten verschwunden.
    „Ich wusste gar nicht, dass Sie die Stimme auch so benutzen können“, sagte ich.
    „Es gibt vieles, was Sie nicht über mich wissen, John“, lächelte Walker vergnügt. „Ich könnte ein Buch darüber schreiben. Wenn ich die Zeit dafür hätte.“
    Er lief sicher zwischen den tropfnassen Kartons hindurch und stieg vorsichtig über den Dreck, der den gepflasterten Platz bedeckte. Er grüßte viele der Armen mit Namen, als einer nach dem anderen aus ihren Decken und Verstecken hervorgekrochen kamen, um einem Rudel misstrauischer, wilder Hunde gleich ängstlich vor ihm zu kauern. Die meisten wollten nicht zu nah kommen, aber andere schwänzelten ungeniert, bettelten um Essen, Kleingeld oder ein freundliches Wort – irgendein Zeichen, dass sie von der realen Welt noch nicht vollständig vergessen waren. Walker murmelte sanfte Worte und ließ sie an seinen Händen schnüffeln, und sie verloren schnell das Interesse und zogen sich in ihre eigenen, privaten, kleinen Welten zurück. Walker lächelte leicht, am letzten Ort, zu dem man herabsinken konnte, bevor das Grab einen für sich beanspruchte.
    „Das war früher Peter Pendrake“, sagte Walker und wies auf eine zusammengekrümmte Person, die sich an die Rückseite ihrer mit Schimmel bedeckten Kiste drückte. „Du hast mal für mich gearbeitet, Peter, stimmt’s? Ehe ich dich mit deiner Hand in der Kasse erwischte.“
    „Vor langer Zeit, Henry“, sagte eine trockene, gespenstische Stimme aus den Schatten an der Rückseite der Kiste. „Ich bin jetzt ein anderer Mensch. Du könntest mich zurücknehmen. Ich könnte die Aufgabe immer noch erfüllen.“
    „Das war nicht alles, wobei ich dich erwischte, Peter, oder? Du warst ein sehr böser Junge. Aber ich will dir etwas sagen: Halte deine Augen offen und berichte über das, was du siehst, und ich werde darüber nachdenken.“
    Ein schmerzlich dünner, fleckiger, dreckiger Mann in den zerlumpten Überresten eines futuristischen Druckanzugs kauerte sich gegen die Kälte unter einem sehr einfachen Wetterschutz zusammen. Er umklammerte besitzergreifend seine Flasche und presste sie an die Brust, wobei er Walker mit düsterer Drohung anstarrte.
    „Das war der berühmte Jet Ace Brannigan“, stellte Walker ihn vor. „Held der Lüfte aus einer anderen Zeitachse. Flog einen selbstkonstruierten Überschalljet, während er das Verbrechen a m Himmel bekämpfte. Dann flog er durch eine Zeitanomalie und endete hier. Du hast mal für mich gearbeitet, Ace, oder? Hast Lindwürmer am Nachthimmel gejagt? Bis die Sauferei dich in die Klauen bekam und du deinen Jet auf einer Hauptstraße abstürzen ließest, wobei du hundertsiebenundzwanzig Menschen getötet hast. Du bist mit kaum einem Kratzer davongekommen, aber danach konnte ich dich nicht mehr fliegen lassen.“
    „Ich habe nie gesoffen“, antwortete Ace. „Bis ich Sie traf.“
    Die letzte Person, die Walker mir zeigen wollte, war das zitternde Wrack eines Mannes, der mit einer einzigen, dünnen Decke versuchte, sich die Kälte und die Nässe vom Leibe zu halten. Er sah aus, als sei er hundert Jahre alt, sein Gesicht hatte die Farbe gebleichter Knochen, seine Züge waren hinter tiefen Falten verborgen. Er drehte der Kopf weg, wollte nicht, dass wir ihn ansahen. Walker blickte ihn lange an.
    „Dieses jämmerliche Wrack war einst Somerset Smith, der Gentleman-Abenteurer“, meinte er schließlich. „Arbeitete für Hadleigh, dann für mich, kümmerte sich um all die wichtigen, erforderlichen, aber sehr unangenehmen Situationen, die man manchmal im Stillen von entbehrlichen Leuten wie Ihnen, John, erledigen lassen muss. Somerset war zu seiner Zeit recht bekannt, hatte einen höllischen Ruf. Aber dann versuchte er, mich zu erledigen, und ich brach ihn. Viele meiner Gegner enden an einem Ort wie diesem. Das ist viel befriedigender, als sie einfach nur zu töten.“
    „Warnen Sie mich?“, fragte ich. „Oder drohen Sie mir?“
    „Was glauben Sie, John?“, fragte Walker.
    ***
    Wo immer wir hingingen, bemerkten die Leute Walker. Sie lachten und dienerten, sahen hin und wandten ihre Gesichter ab … aber niemand ignorierte ihn. Walker war der Mann. Jeder wusste, wer er war und was er tat. Aber was alle gemeinsam hatten, wenn man hinter das Lachen und die freundlichen Worte sah,

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